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Guter Dinge: Der Vorstandschef stellte die Bilanz in einer leeren Lounge des Frankfurter Flughafens vor.

© dpa

Ein Kommentar zur Lufthansa: Wieder Luft unter den Flügeln

Die Lufthansa bekommt ausreichend Geld am Kapitalmarkt und braucht die Staatshilfen nur zum Teil. Im Sommer sollte es aufwärts gehen.

Zu Beginn der Pandemie verlor die Lufthansa eine Million Euro – in jeder Stunde. Ein knappes Jahr später sind es „nur“ noch zehn Millionen Euro am Tag. Vorstandschef Carsten Spohr ist trotz eines operativen Verlusts von 5,5 Milliarden Euro zufrieden mit der Bilanz 2020 und schaut zuversichtlich nach vorn. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Rückkehr an den Kapitalmarkt war schneller möglich als befürchtet, und die Verkleinerung des Konzerns mit den Airlines Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels verläuft reibungsloser als gedacht.

Rettungspaket über neun Milliarden

Es gab viel Lärm um die neun Milliarden Euro, die die Bundesregierung im Frühsommer vergangenen Jahres in ein Rettungspaket für die Lufthansa gelegt hatte. Die populistischen Parolen, wonach die Großen vom Staat gepampert werden, während das Reisebüro und die Eckkneipe kaputtgehen, klingen gut, beschreiben aber die Realität nur unzureichend. Da sich auch Österreich, Belgien und die Schweiz am Hilfsprogramm für die Fluggesellschaften ihrer Länder beteiligten, schrumpfte der deutsche Beitrag auf unter sieben Milliarden Euro. Die Lufthansa hat bislang nur 2,3 Milliarden davon beansprucht und mehr als eine Milliarde Euro schon wieder zurückgezahlt.

Investoren vertrauen der Lufthansa

Der größte Batzen der Bundeshilfe besteht aus einer Einlage, die anfänglich mit vier Prozent verzinst wird, und dann geht es Jahr um Jahr hoch auf 9,5 Prozent. Das ist ein schönes Geschäft für den Bundesfinanzminister, der selbst am Kapitalmarkt keine Zinsen zahlen muss. Die Lufthansa wiederum hat sich in den vergangenen Monaten mehrmals Geld am Markt geliehen, im Schnitt für zwei Prozent und mithin deutlich günstiger als beim Staat. In diesen Marktkonditionen spiegelt sich das Vertrauen und die Erwartung der Geldgeber: Die Lufthansa ist auf Kurs und übersteht die Krise gut.

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50 Prozent weniger CO2

Kleiner und kundenorientierter, digitaler und sauberer wird die neue Lufthansa. Von knapp 800 Flugzeugen bleiben selbst 2023 noch 150 am Boden. Die Krise nutzt der Vorstand zum Ausmustern der ganz großen und schmutzigen Maschinen, sodass die Lufthansa Spohr zufolge 2030 50 Prozent weniger CO2 in die Luft blasen wird als 2019. Die Belegschaft schrumpft enorm: Ein Fünftel der Arbeitsplätze ist schon weg, weitere 10 000 folgen – wenn möglich über Arbeitszeitverkürzung.
Als Premium-Airline hat die Lufthansa gut von Geschäftsreisenden gelebt, die jedoch nicht alle zurückkommen werden. Die stärkere Orientierung auf Urlaubsreisende macht auch deshalb Sinn. Schließlich stimmt Spohrs Einschätzung: Die Menschen wollen reisen und auch fliegen. Mit Impfpass oder negativem Test sollte das vom Sommer an möglich sein.

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