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Der weitere Verlauf der deutschen Börse hängt vor allem von der Wall Street ab.

© Reuters

Ein Börsenkommentar: Zocken mit dem Virus  

Schneller als gedacht erholen sich die Aktienkurse. Was ist davon zu halten? Nicht viel, solange Trump da ist.

Die Bullen sind außer Rand und Band. Sobald es Hinweise auf einen Corona-Impfstoff gibt, donnert die Stampede auf das Parkett. Der Bulle symbolisiert steigende Kurse an den Börsen (weil er von unten die Hörner hochzieht), und der Bär, der mit der Tatze von oben nach unten schlägt, steht für den Abwärtstrend. Ungefähr seit vier Wochen sind die Bullen los, der Deutsche Aktienindex (Dax) gewann seitdem gut 30 Prozent. Die Folgen des Bärenmarktes sind indes noch lange nicht ausgeglichen: Von Mitte Februar bis Mitte März war der Index um 40 Prozent abgestürzt.  

Panik folgt Panik

Auf die Verkaufspanik folgte die Kaufpanik. Denn rational ist der Dax-Sprung um knapp sechs Prozent zum Wochenbeginn nicht. Zwar gibt das Geschehen an den Börsen auch Hinweise auf die Entwicklung der Realwirtschaft in den folgenden Monaten. Doch aktuell laufen die Kurse den ökonomischen Daten davon. Das gilt für die Makroökonomie – den Absturz der Weltwirtschaft und aller Volkswirtschaften mit verheerenden Folgen für Wohlstand, Arbeitsmarkt und öffentliche Haushalte – ebenso wie für die Mikroökonomie: Das erste Quartal lief für die meisten Unternehmen noch einigermaßen, doch richtig fürchterlich werden die Geschäftszahlen für April bis Juni werden. Die bisherige Prognose, wonach die 30-Dax-Konzerne in diesem Jahr einen durchschnittlichen Gewinnrückgang um gut 20 Prozent erfahren, wird sich dann als viel zu optimistisch erweisen.

Die Bären in Lauerstellung 

Das muss dann nicht gleich wieder die Bären aus der Höhle locken. Die kommen indes mit Sicherheit raus, wenn die zweite Corona-Welle rollt. Und wenn vor allem die USA betroffen sein werden. Das US-amerikanische Sozialsystem taugt nicht viel, und deshalb wird die Politik versuchen, die 35 Millionen Arbeitslosen so schnell wie möglich wieder an die Arbeit zu kriegen. Das ist gefährlich. Aber im November wird gewählt, und den Spinner im Weißen Haus interessiert allein seine Wiederwahl. Der größte Risikofaktor für die weltweiten Börsen bleibt der amerikanische Präsident.  

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