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Ein Airbus der Fluggesellschaft Easyjet rollt in Berlin-Tegel vom Terminal C, wo Air Berlin früher Passagiere abfertigte, aus durch eine Wasserfontäne der Flughafenfeuerwehr zur Startbahn.

© Foto: Soeren Stache/dpa

Easyjet in Tegel gestartet: Britischer Billigflieger sorgt für Champagnerlaune

Air Berlin war einst die größte Nummer am Flughafen-Tegel. Nun hat Easyjet diese Rolle feierlich übernommen. Berlins Flughafenchefs atmen auf.

70 Tage nach dem Abschied von Air Berlin gab es am Freitag in Tegel wieder Grund zur Freude. Der Billigflieger Easyjet springt in die Bresche, will hier jährlich zehn Millionen Passagiere befördern, stellt ein paar hundert Piloten und Flugbegleiter ein und lässt die Ticketpreise wieder purzeln.
Aus Rot wurde Orange. In einem Teil des bisher von Air Berlin genutzten Terminals C des Flughafens Tegel dominierten am Freitag bereits die Farbe und der Schriftzug des Billigfliegers, der Teile der insolventen Hauptstadtairline übernommen hat. Hinter den Schaltern 40 bis 45, an denen EZY5569 abgefertigt wurde, der Erstflug nach München, leuchtete es weiß auf orangefarbenen Tafeln „Hello Tegel“.
Nur 70 Tage nach der Landung des allerletzten Fluges der Air Berlin, der ebenfalls aus der bayerischen Metropole kam, ging der zum Nachfolger als Heimatairline der Metropole erkorene Low-Cost-Carrier an den Start. „Wir werden erleben, dass Easyjet in Berlin zur führenden Fluggesellschaft wird“, frohlockte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup. Die Hauptstadtregion bleibe ein „sehr interessanter Standort“ für den Luftverkehr. Er geht davon aus, dass die Berliner Flughäfen auch in den nächsten Jahren eine positive Entwicklung nehmen werden.

Flughafenchef will zehn Millionen Euro in Tegel investieren

Es gelte, mit Easyjet eine „neue Zukunft“ für Tegel aufzubauen, sagte Lütke Daldrup. Auch wenn der Verkehr trotz der Diskussion um den Weiterbetrieb im Oktober 2020 zum BER in Schönefeld umziehen soll, werde der Airport in den nächsten drei Jahren „wertvolle Dienste“ leisten. Rund zehn Millionen Euro hat man eingestellt, um den Flughafen in dieser Zeit noch instand zu halten und zu optimieren. In Easyjet habe man einen „stabilen und verlässlichen Partner“ gefunden, „der uns Chancen für die Zukunft gibt“, betonte der Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, Brandenburgs Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider. Er bedauerte, dass sich der Flugplan bisher überwiegend auf europäische Ziele beschränkt. Es gelte jetzt, das Angebot auszubauen und zukunftsorientierte Grundlagen für den BER zu legen. Dort gebe es dann bessere Möglichkeiten, neue Langstrecken zu entwickeln, so Engelbert Lütke Daldrup.

Der Geschäftsführer der Flughafen Berlin Brandenburg, Engelbert Lütke Daldrup (links), Easyjet-Europachef Thomas Haagensen (Mitte) und der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider (links) lassen die Korken knallen.
Der Geschäftsführer der Flughafen Berlin Brandenburg, Engelbert Lütke Daldrup (links), Easyjet-Europachef Thomas Haagensen (Mitte) und der Aufsichtsratschef der Flughafengesellschaft, Rainer Bretschneider (links) lassen die Korken knallen.

© Jens Kalaene/dpa

„Berlin hatte schon immer einen besonderen Platz in unseren Herzen, wir haben hier stets ein großes Potential gesehen“, sagte Thomas Haagensen, Managing Director von Easyjet Europe. Mit Betriebsgesellschaften in England, Österreich und der Schweiz sei die Airline längst kein rein britisches Unternehmen mehr, sondern eine paneuropäische Fluggesellschaft. Seit 2004 unterhält man eine Basis in Schönefeld und hat seitdem rund 50 Millionen Berlin-Passagiere befördert. Derzeit kommt man hier mit zwölf Flugzeugen auf 5,3 Millionen Jahrespassagiere.

Berlin wird zum zweigrößten Easyjet-Standort nach London

In Tegel geht man an diesem Wochenende mit zunächst 13 Flugzeugen und 19 Strecken an den Start. Dazu gehören auch die vier innerdeutschen Ziele Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München, auf denen man der Lufthansa und deren Low-Cost-Tochter Eurowings Konkurrenz macht. Schwerpunkt sind laut Haagensen Tagesrandverbindungen für Geschäftsreisende. Die Flüge sind ab 39,99 Euro erhältlich. Weil die von Air Berlin übernommenen Flugzeuge erst umgeflottet und die Besatzungen erst auf den Firmenstandard umgeschult werden müssen, hat Easyjet für die Startphase in Tegel elf Maschinen der deutschen Gesellschaften Condor und WDL sowie der lettischen Smartlynx angemietet. Sie sollen in den kommenden Wochen zunehmend durch eigene Jets ersetzt werden.

Im Ende März beginnenden Sommerflugplan will Easyjet das Angebot in Tegel verdoppeln und mehr als 40 Strecken bedienen. An welche Destinationen dabei gedacht wird und ob auch weitere Städte in Deutschland bedient werden sollen, wollte Haagensen am Freitag noch nicht sagen. Dazu will man sich erst in einigen Wochen äußern. Bis zum Ende des Sommers soll die Tegel-Flotte auf 25 Flugzeuge wachsen. An beiden Flughäfen zusammen will man künftig pro Jahr rund 15 Millionen Passagiere befördern und das Aufkommen somit verdreifachen. Damit wird Berlin zum zweitgrößten Standort des Unternehmens nach London-Gatwick.

Als Geschenk ein Buddy Bär

Im Rahmen der Expansion wird die Zahl der Mitarbeiter der Fluggesellschaft in Deutschland auf rund 1700 ansteigen. Die ersten 40 Flugbegleiter befinden sich bereits in der Schulung, weitere 330 haben den Auswahlprozess erfolgreich abgeschlossen. Die ersten 30 Piloten werden in diesem Monat mit der Umschulung beginnen, 225 befinden sich noch im Auswahlverfahren. Ein Großteil des neuen Personals stammt von Air Berlin. Alle Mitarbeiter werden auf der Grundlage von lokalen, deutschen Arbeitsverträgen und den bestehenden Tarifverträgen eingestellt, betonte das Unternehmen.

Premiere: Start von Easyjet-Flug EZY5569 in Berlin in Richtung München am Freitag, den 5. Januar 2017.
Premiere: Start von Easyjet-Flug EZY5569 in Berlin in Richtung München am Freitag, den 5. Januar 2017.

© Jörg Carstensen/dpa

Bevor die 156 Passagiere des Erstfluges an Bord gingen wurden vor dem Flugzeug Schilder mit den Aufschriften „Hallo Tegel“ und „Hallo Easyjet“ geschwenkt, Champagner verspritzt und ein von dem Berliner Künstler Andrej Wolff geschaffener Buddy Bär als Begrüßungsgeschenk übergeben. Die Crew unter Leitung des seit elf Jahren bei Easyjet tätigen, deutschen Flugkapitäns Robert Krahe schwenkte eine Berlin- und eine Deutschlandfahne, die dann beim Anrollen auch aus den Cockpitfenstern flatterten. Auf dem Weg zur Startbahn musste der Airbus A320 dann noch die sonst eher bei der Ankunft von Erstflügen üblichen Wasserfontänen der Flughafenfeuerwehr passieren. Um 10.38 Uhr war der Jet mit der Kennung „Tango Hotel“ dann in der Luft.

Easyjet im Tagesspiegel-Archiv: 2012 erklärte Easyjet-Deutschlandchef Haagensen, wie sich Easyjet auf den Betrieb am BER vorbereitet. Und wenige Wochen später lud er dann mit dem damaligen Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit die Presse zum Gute-Laune-Termin an den BER. Wenig später wurde die Eröffnung des Hauptstadtflughafens abgesagt. 2014 erwog Easyjet erstmals einen "Teilumzug" nach TXL.

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