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Viel los: Deutsche Strände wie hier in Borkum sind beliebt.

© imago/blickwinkel

Die zweiten Sommerferien mit Corona: Wo Berliner Urlaub gemacht haben

Die meisten sind in Deutschland geblieben und buchen jetzt schon für den Herbst. Spanien hat verloren, Griechenland, Kroatien und Italien haben gewonnen.

Wenn die Berliner und Brandenburger an diesem Montag wieder zurück an die Arbeit oder in die Schule müssen, ist für Jürgen Klofski noch lange nicht Schluss. „Wir sind mitten in der Feriensaison“, sagt Klofski, der den Campingplatz Schervenzsee im Schlaubetal betreibt. Denn Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt haben im August noch Ferien.

Urlauber aus diesen Ländern rücken nun mit ihren Campern und Zelten nach. „Der Platz ist gut ausgelastet“, freut sich Klofski. So wie auch die meisten anderen Anlagen in Brandenburg. „Wir können nicht klagen“, betont Klofski, der auch Vizechef des Brandenburger Campingverbands ist, „alles gut belegt“.

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Wie schon im vergangenen Jahr sind auch im zweiten Corona-Sommer viele Bundesbürger im eigenen Land geblieben. So waren und sind auf Sylt „nur noch vereinzelt“ Unterkunftsmöglichkeiten zu finden, berichtet Bruno Pischel von der Sylt Marketing GmbH, auch September und Oktober sind bereits gut gebucht.

Das sind die Sehnsuchtsorte der Berliner

Wobei Berliner und Brandenburger lieber an die Ost- als an die Nordsee fahren, wie eine exklusive Auswertung von Hometogo für den Tagesspiegel zeigt. Das größte Suchportal für Ferienwohnungen hat die Anfragen von Menschen aus der Region analysiert: Spitzenreiter in den Sommerferien war die Ostsee, gefolgt von Deutschland allgemein, Kroatien, Dänemark und der Nordsee. Ähnlich sieht es für den Herbst aus. „Warten Sie nicht zu lange“, warnt Jonas Upmann von Hometogo, für die Herbstferien sei die Nachfrage bereits jetzt hoch.

Neue Regeln: Alle Reiserückkehrer aus dem Ausland müssen geimpft, genesen oder getestet sein - nicht nur Flugpassagiere.
Neue Regeln: Alle Reiserückkehrer aus dem Ausland müssen geimpft, genesen oder getestet sein - nicht nur Flugpassagiere.

© dpa

Warum so viele in Deutschland bleiben

Urlaub in Deutschland hat einige Vorteile: Man muss nicht damit rechnen, dass das Ferienland von heute auf morgen zum Hochrisiko- oder Virusvariantengebiet wird – mit Quarantäne nach der Rückkehr. So wie Spanien, das mitten in der Urlaubssaison vom Robert-Koch-Institut zum Hochrisikogebiet erklärt worden ist. Für Geimpfte und Genesene hatte und hat das zwar keine praktischen Konsequenzen, für Familien mit Kindern aber schon.

Denn Kinder sind bislang ja nur in selten Fällen geimpft und müssen daher nach der Rückkehr aus einem Hochrisikogebiet in Quarantäne. Frühestens nach fünf Tagen kann man sich daraus mit einem negativen Test befreien.

100 Euro für den Coronatest

Auch die neue Einreiseverordnung, die seit Monatsanfang für alle nicht geimpften oder genesenen Rückkehrer aus dem Ausland einen negativen Test verlangt, kann Probleme machen. Die Tests kosten im Ausland gern schon mal 100 Euro pro Person, warnt das Europäische Verbraucherzentrum Kehl. Besonders happig sind die Preise in Finnland. Am Flughafen in Helsinki muss man für einen Antigen-Schnelltest stolze 179 Euro zahlen.

Reisen wegen der Waldbrände stornieren?

Neben Corona machen auch die Waldbrände vielen Mittelmeerurlaubern das Leben schwer. Pauschalreisende, die ihren Urlaub in einer der betroffenen Regionen gebucht haben, können kostenlos stornieren. Wer bereits vor Ort ist, kann die Reise abbrechen und sich das Restgeld erstatten lassen, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Urlauber, die in Deutschland bleiben, müssen sich mit solchen Fragen nicht herumschlagen.

Katastrophe: In vielen Mittelmeerländern brennen Wälder. Reisende können gebuchte Pauschalreisen in diese Gebiete kostenlos stornieren.
Katastrophe: In vielen Mittelmeerländern brennen Wälder. Reisende können gebuchte Pauschalreisen in diese Gebiete kostenlos stornieren.

© imago images/ANE Edition

Aber viele Menschen möchten inzwischen wieder mehr sehen als Deutschland. Gefragt sind vor allem Griechenland, Kroatien, Italien und Österreich, heißt es bei der Tui. Seit kurzem fliegt der Reisekonzern auch die Hochrisikogebiete Marokko und Ägypten wieder an. Auch das Kreufahrtgeschäft kehrt zurück – mit einigen Besonderheiten. So dürfen bei der Tui auf Schiffsreisen nach Norwegen nur vollständig Geimpfte an Bord. Denn ohne Impfung sind Landgänge in dem skandinavischen Land nicht erlaubt.

Doppelt so viele Buchungen wie 2020

Für die gebeutelte Reisebranche ist dieser Sommer besser als der letzte. Weil immer mehr Menschen geimpft sind, trauen sich die Urlauber wieder ins Ausland. Auch eine Stornowelle wie im vergangenen Jahr gibt es nicht mehr, seitdem die Bundesregierung keine einfachen Corona-Risikogebiete mehr ausweist.

Hochrisikogebiet: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss in Quarantäne, wenn er aus Spanien zurückkehrt.
Hochrisikogebiet: Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss in Quarantäne, wenn er aus Spanien zurückkehrt.

© dpa

„Die Sommerumsätze haben in diesem Jahr ordentlich angezogen“, berichtet Kerstin Heinen vom Deutschen Reiseverband (DRV). Verglichen mit dem Vorjahr haben sich die Umsätze verdoppelt. Allerdings auf bescheidenem Niveau. Im Vergleich zum Vor-Coronajahr 2019 haben die Reiseveranstalter und -büros nämlich gerade einmal 35 Prozent des damals erzielten Umsatzes verbuchen können.

Spanien: Keine Stornowelle, aber Vorsicht

Wie sensibel die Menschen reagieren, zeigt Spanien. Kaum war Mallorca zum Hochrisikogebiet erklärt worden, gingen die Neubuchungen zurück. Statt Malle wurden nun Griechenland, die Türkei oder Italien gebucht, berichtet Heinen. Abreisen aus Spanien oder Stornierungen bereits erfolgter Buchungen habe es aber kaum gegeben.

Zentral: Anders als in Venedig können Kreuzfahrtschiffe Triest direkt anlaufen.
Zentral: Anders als in Venedig können Kreuzfahrtschiffe Triest direkt anlaufen.

© Heike Jahberg

Erholt hat sich in diesem Sommer Italien. Das Land, in dem die Corona-Pandemie in Europa ihren Anfang nahm, hat einen entspannten Sommer hinter sich. In Hafenstädten wie Triest sitzen die Menschen wie früher zusammen und feiern. Anders als in Venedig dürfen in der norditalienischen Metropole die Kreuzfahrtschiffe direkt an der Uferpromenade anlegen.

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Viele deutsche und österreichische Touristen sind vor Ort, auch einige Franzosen. Doch nun steigen auch in Italien die Inzidenzen wieder: Am Freitag lag der Wert bei knapp 70 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen. Die Regierung steuert gegen. In den Innenräumen von Restaurants und Bars, für Fitnessstudios, Museen, Konzerte oder Stadionbesuche braucht man seit Freitag einen negativen Test oder den „Grünen Pass“. Den bekommen Genesene und Geimpfte – allerdings schon nach der ersten Impfung.

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