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Da geht's lang. Carsten Maschmeyer legt viel Wert auf das Selfmade-Label.

© dpa

Die Maschmeyer-Story: AWD-Gründer gibt Jungunternehmern Tipps zum Ausstieg

Carsten Maschmeyer ist eine schillernde Persönlichkeit. In Berlin erklärt der Unternehmer Start-up-Gründern, was sie tun können - und was sie besser lassen sollten.

Ob aus Carsten Maschmeyer ein guter Sprachforscher geworden wäre, ist eine hypothetische Frage. „Von Exit ist es ja nicht mehr weit zu Exitus“, referiert er an diesem Montagvormittag in Berlin-Mitte. „Exist steckt aber für mich auch mit drin.“ Ungeachtet der linguistischen Tiefe schafft es der ehemalige Gründer des ehemaligen Finanzberaters AWD auf jeden Fall, sein Publikum zu unterhalten. In den Räumen der staatseigenen Förderbank KfW diskutieren Start-up-Unternehmer, wie sie den Exit möglichst lukrativ gestalten, also die selbst gegründete Firma am besten loswerden. Eingeladen hat der Start-up-Verband.

Maschmeyer ist eingeladen, weil er sich ökonomisch mit Exit auskennt. Für rund 1,2 Milliarden Euro verkaufte er 2007 an die Swiss Life. Maschmeyer hat die Start-up-Lobby aber auch eingeladen, weil er eine schillernde Persönlichkeit ist. Eine gute Gründerstory – was ist das für ein Typ, welcher verrückte Zufall brachte ihn auf seine Geschäftsidee, welchen bestehenden Markt wird das neue Produkt umkrempeln – ist in der Branche oft viel Geld wert: Investoren auf der Suche nach dem nächsten Google oder dem neuen Mark Zuckerberg lieben gute Storys.

Nicht gründen, um zu verkaufen

Die von Maschmeyer ginge so: 1959 in Bremen geboren, abgebrochenes Medizinstudium, Ende der 1980-er Mitgründer beim Allgemeinen Wirtschaftsdienst (AWD), Börsengang im Jahr 2000, 2007 Verkauf an die Swiss Life. Auf dem Höhepunkt hatte das Unternehmen zwei Millionen Kunden in ganz Europa. Inzwischen ist er selbst Investor, beteiligte sich etwa am Chauffeurservice Blacklane oder dem Fahrradhersteller Mifa.

Für die Gründer hat der Selfmade-Millionär, wie er sich gern selbst bezeichnet, gute Ratschläge. „Führen Sie das Unternehmen so, als würden Sie keinen Exit planen“, sagt er. Nur zu gründen, in der Absicht, die Firma so schnell wie möglich zu verkaufen, sei keine Strategie. Das wüssten auch Investoren. „Hinzugehen und zu sagen: Ich will verkaufen, das sieht nach Flucht aus.“

"Umsatz, Umsatz, Umsatz"

Auch zu einem Börsengang rät Maschmeyer nicht dringend. Die Transparenzregeln und der ständige Druck der Aktionäre, Umsatz und Gewinn zu steigern, seien sehr anstrengend. „Oft hatte ich das Gefühl, mein Chef heißt mit Vornamen Ebit und mit Nachname Marge.“

Was also braucht ein Jungunternehmer, der Erfolg mit seiner Idee haben will? Maschmeyer ist in seinem Element. „Umsatz, Umsatz, Umsatz, Kunden, Kunden, Kunden, Vertrieb, Vertrieb, Vertrieb“, ruft er den Gründern zu, als sei er auf einer Einpeitscherveranstaltung für Versicherungsvertreter. Dass tausende AWD-Kunden verlustbringende Immobilienfonds kauften, dass die Swiss eine halbe Milliarde Euro abschreiben musste, bleibt unerwähnt. Auch bei der anschließenden Signierstunde für Maschmeyers Buch.

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