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Im Alter wird schon jetzt bei vielen das Geld knapp.

© imago images/Westend61

Die gesetzliche Rente reicht nicht: Berliner müssen besonders viel fürs Alter sparen

Um als Rentner über die Runden zu kommen, müssten Berliner fast fünf Prozent ihres Monatsgehalts zur Seite legen. Das ist mehr als im Bundesschnitt

Wer in der Hauptstadt lebt, muss überdurchschnittlich viel fürs Alter zurücklegen. Das hat eine Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) ergeben, dessen Ergebnisse dem Tagesspiegel vorab vorliegen. Demnach müssen Menschen, die in Regionen mit höherem Einkommen arbeiten, mehr privat vorsorgen als in ärmeren Gegenden. Besonders in Großstädten wie Hamburg, Berlin und München müssen die Einwohner im Laufe des Erwerbslebens mehr Geld beiseitelegen, um im Rentenalter 55 Prozent des vorherigen Durchschnittseinkommens zu erreichen.

Berlin liegt mit einem Sparbedarf von 4,9 Prozent des durchschnittlichen Monatsgehalts dabei über dem Bundesdurchschnitt von 4,3. Gemessen am regionalen Preisniveau kommen die Menschen im nordrhein-westfälischen Hagen mit einer Quote von 3,3 Prozent bundesweit am günstigsten weg.

Mit der Erhebung haben die Autoren erstmals ermittelt, wie sich die Belastung der privaten Altersvorsorge in den unterschiedlichen Regionen Deutschlands darstellt. 401 Kreise und kreisfreie Städte wurden betrachtet – auch die jeweiligen Lebenshaltungskosten und Lohnniveaus flossen in die Berechnungen ein.

"Die gesetzliche Rente reicht nicht aus"

Ohne private Vorsorge sei der Lebensstandard nirgends zu halten, sagt Peter Schwark, Geschäftsführer für Altersvorsorge und Zukunftsfragen beim (GDV). „Die gesetzliche Rente reicht nicht aus.“ Zu den regionalen Unterschieden ergänzt Studienleiter Heiko Burret: „Menschen in wirtschaftsstarken Regionen verdienen zwar mehr und haben höhere Renten. Um aber ihren Lebensstandard im Alter sichern zu können, müssen sie in absoluten Beträgen mehr sparen als Bewohner in ländlichen Regionen.“ Der Mehraufwand sei vor allem auf höhere Lebenshaltungskosten zurückzuführen, insbesondere für das Wohnen.

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Die Studie ergab auch ein Gefälle zwischen Ost und West. Demnach müssen Rentnerinnen und Rentner im Osten im Schnitt weniger zurücklegen als Gutverdiener im Westen. Sie haben aber auch aufgrund der niedrigeren Einkommen eine unterdurchschnittliche gesetzliche Rente. Ausgeglichen wird dieser Effekt durch geringere Lebenshaltungskosten.

Im Vergleich zu Städten wie Hamburg oder Frankfurt am Main ist das Leben beispielsweise im Vogtlandkreis oder im Kreis Elbe-Elster für Rentner deutlich günstiger. Das aber bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass es sinnvoll wäre, das Lohngefälle beizubehalten, so die Studienautoren.

Berliner müssten um Schnitt 190 Euro im Monat sparen

Eine Ausnahme von der „Ost-Regel“ ist Berlin. Hier ist die monatliche Sparbelastungsquote deutlich höher als in vielen ostdeutschen Regionen im Umland. Ein Berliner, der 47 Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt, muss ab seinem 26. Lebensjahr 190 Euro seines monatlichen Gehalts zurücklegen, um im Alter auf 55 Prozent seines vorherigen Durchschnittseinkommens zu kommen. In Hagen, der Stadt mit dem geringsten Sparbedarf, sind es 120 Euro monatlich. Auch für die Menschen in Gelsenkirchen und Wilhelmshaven ist die Sparbelastungsquote mit 3,4 Prozent besonders niedrig.

Wer eine niedrige Rente bekommt, muss genau rechnen.
Wer eine niedrige Rente bekommt, muss genau rechnen.

© imago images/photothek

Die Berechnung der Wissenschaftler geht von einem hypothetischen Renteneintritt im Jahr 2047 aus und basiert auf einer geschätzten Lohnentwicklung. Für die 401 untersuchten Kreise ergeben sich für das Jahr 2047 unterschiedliche Rentenniveaus von 43 bis 46,6 Prozent. Um auf die gewünschten 55 Prozent zu kommen, reiche die gesetzliche Rente „in keiner Region Deutschlands“ aus, heißt es in der Studie. Vor der Riester-Reform im Jahr 2001 wäre das nach Auffassung der Forscher noch möglich gewesen. Auf der aktuellen Grundlage entstehe eine größere Lücke, die nur die private Altersvorsorge schließen könne.

Die Studienautoren gehen dabei davon aus, dass Menschen über ihr ganzes Erwerbsleben hinweg an einem Ort arbeiten und dort in Rente gehen. Startjahrgang der Untersuchung ist 1980. Die hypothetische Person, die privat vorsorgen muss, beginnt demnach ihr Erwerbsleben mit 20, geht 1947 in Rente und verfügt nur über die gesetzliche Altersvorsorge.

In Hamburg tun sich die Bürger noch schwerer

Auf dieser Grundlage müssen Hamburger mit 360 Euro monatlich im Laufe ihres Erwerbslebens besonders viel sparen. Die Sparbelastung erreicht dort einen Spitzenwert von 5,8 Prozent des Monatseinkommens. Dabei rechnen die Autoren mit Altersbezügen in Höhe von 2310 Euro vor Steuern für Hamburg. Dahinter folgen Stuttgarter und Münchner mit einer Spar-Belastung von je 5,7 Prozent.

„Es gibt deutliche regionale Unterschiede“, sagt Schwark. Die gesetzliche und betriebliche Altersvorsorge decke den Bedarf im Alter bei Weitem nicht ab. Auch die im Juli vom Bundestag beschlossene Grundrente sei nicht ausreichend, um die Lücke bei der Altersversorgung zu schließen. Studienleiter Burret weist zudem darauf hin, dass eine Rentenbiographie von 47 lückenlosen Beitragsjahren mit der Realität häufig nichts zu tun habe.

Den Berechnungen zufolge käme ein Berliner – sofern er die Quote von 55 Prozent erreicht – im Alter auf ein Bruttoeinkommen von 1700 Euro. Also auf 630 Euro weniger als ein Rentner in der Metropole Hamburg. Um die Löhne vergleichen zu können, haben die Autoren auf Zahlen des Statistischen Bundesamtes zurückgegriffen. Verzerrungen durch eine unvorhersehbare Lohnentwicklung in der Zukunft seien nicht ausgeschlossen.

„Unabhängig von der Region ist es wichtig, früh mit dem Sparen zu beginnen“, resümiert Studienleiter Burret. Das gelte für Ost wie West. Für Hamburg wie für Berlin.

Fatima Abbas

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