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Der Bundesbank zufolge stiegen die Aktienbestände und sonstige Anteilsrechte 2018 auf Gesamtwert von 643,8 Milliarden Euro

© Reuters

Deutschland - Land der Anteilseigner?: So viele Aktienbesitzer wie seit 2007 nicht

Sparbuch und Co. werfen kaum noch etwas ab. Kleinanleger setzen wieder zunehmend auf Aktien.

Trotz der Börsenturbulenzen haben sich im vergangenen Jahr wieder mehr Kleinanleger in Deutschland an den Aktienmarkt getraut. Die Zahl der Aktionäre und Besitzer von Aktienfondsanteilen stieg im Jahresschnitt um etwa 250.000, wie das Deutsche Aktieninstitut (DAI) am Mittwoch in Frankfurt mitteilte. Insgesamt besaßen rund 10,3 Millionen Bürger, die älter sind als 14 Jahre, Anteilsscheine von Unternehmen oder Aktienfonds. „Damit erreicht die Zahl der Aktienbesitzer den höchsten Wert seit 2007“, erläuterte DAI-Chefin Christine Bortenlänger.

Ein Grund für den Anstieg dürfte die anhaltenden Niedrigzinsen sein. Klassische Sparformen werfen kaum noch etwas ab. Rund jeder sechste Bundesbürger war im vergangenen Jahr in der einen oder anderen Form in Aktien investiert. Anleger interessierten sich vor allem für Fonds-Anteile, die Zahl der Besitzer stieg um 617.000. Die Zahl der direkten Aktionäre sank hingegen um 373.000 auf gut 4,5 Millionen.

Das Börsenjahr 2018 bereitete Anlegern allerdings wenig Freude. Ab Mitte Juni ging es mehr oder minder bergab. Der deutsche Leitindex Dax büßte insgesamt mehr als 18 Prozent ein und verzeichnete damit das verlustreichste Jahr seit der internationalen Finanzkrise 2008. Wie sich dieser Rückgang auf das Verhalten der privaten Anleger auswirkt, darüber geben die DAI-Zahlen keinen Aufschluss.

Trotz des vierten Anstiegs in Folge sind die Aktionärszahlen von den Zeiten der Börseneuphorie zu Beginn des neuen Jahrtausends noch ein gutes Stück entfernt. 2001 gab es in Deutschland fast 13 Millionen Aktionäre. Das Platzen der New-Economy-Blase am Neuen Markt verschreckte jedoch viele Kleinanleger nachhaltig.

Ob die Deutschen inzwischen auf dem Weg sind, ein Volk von Aktionären zu werden, bleibt nach Einschätzung des DAI abzuwarten. Nach wie vor stehen bei den Menschen Bargeld und Einlagen bei Banken, zum Beispiel Giro-, Tagesgeldkonten oder Festgeldkonten, hoch im Kurs. Und das, obwohl Banken und Sparkassen - wenn überhaupt - nur noch spärliche Zinsen bieten. Unter dem Strich verlieren die Sparer bei steigender Inflation sogar Geld. Der Vorteil aus Sicht der Verbraucher: Bei Bedarf können die Bestände rasch umgeschichtet werden.

Ende September 2018 steckten der Deutschen Bundesbank zufolge 2405 Milliarden Euro in Bankeinlagen oder wurden als Bargeld aufbewahrt, 31,5 Milliarden kamen im dritten Quartal hinzu. Fast ebenso hoch auf der Beliebtheitsskala der privaten Haushalte stehen Lebensversicherungen und andere Vorsorge fürs Alter.

In den USA fördert der Staat die Alterssicherung über den Kapitalmarkt

Allerdings wurde mehr in Aktien investiert. Der Bundesbank zufolge stiegen die Aktienbestände und sonstige Anteilsrechte gegenüber dem zweiten Quartal auf den Gesamtwert von 643,8 Milliarden Euro (Vorquartal: 629,0 Mrd). Dazu kamen 595,7 (586,3) Milliarden Euro in Investmentfonds.

Zuversichtlich stimmt das DAI, „dass der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre alle Bevölkerungsgruppen erfasst hat und auch die jüngeren Jahrgänge stärker an Aktien interessiert sind“. Wer stärker auf Aktien und Aktienfonds setze, erziele langfristig höhere Erträge und könne damit leichter für das Alter vorsorgen, warb das DAI. Das Deutsche Aktieninstitut vertritt Interessen von börsennotierten Aktiengesellschaften, Banken, Börsen und Investoren.

Auch Allianz-Ökonom Michael Heise hält die Vermögensentwicklung der vergangenen Jahre gemessen an den Sparanstrengungen der Bundesbürger für „nicht gerade zufriedenstellend“: „In Deutschland arbeitet das Geld weniger für die Sparer als in vielen anderen Ländern.“

Deutschland hat im Vergleich zu anderen Industrieländern eine vergleichsweise niedrige Aktionärsquote. In den USA beispielsweise fördert der Staat aber Alterssicherung über den Kapitalmarkt stärker. (dpa)

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