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Deutsche Post-Glücksatlas 2016: "Je toleranter die Menschen, desto glücklicher sind sie"

Der Glücksatlas der Post zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Toleranz und persönlichem Glück besteht. Außerdem: die Berliner werden immer unglücklicher wegen hoher Mieten und Einsamkeit.

Von Ronja Ringelstein

Was uns glücklich macht: Eine feste Beziehung gehört dazu.
Was uns glücklich macht: Eine feste Beziehung gehört dazu.

© imago/Westend61

Deutschland ist so glücklich, wie seit 2001 nicht mehr. Das fand die Deutsche Post mit ihrer jährlichen Umfrage heraus. Der Glücksatlas 2016 verortet das Glücksniveau der Deutschen bei 7,11 Punkten auf einer Skala von 0 bis 10. Verantwortlich dafür dürfte laut Post-Studie die gute Beschäftigungslage und der nachhaltige Anstieg der Reallöhne sein. Vor allem die Westdeutschen seien der Umfrage zufolge glücklicher geworden - die Ostdeutschen hingegen etwas unglücklicher.

An der Spitze des regionalen „Glücksrankings“ steht das vierte Mal in Folge Schleswig-Holstein. Auf den hinteren Rängen liegt Berlin mit Platz 16 nur wenig vor Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Schlusslicht Mecklenburg-Vorpommern.  Zusammen mit den Daten des IfD Allensbach und des Sozioökonomischen Panels (SOEP), das seit 1984 jährlich die Lebenszufriedenheit misst, erstellte Bernd Raffelhüschen (Universität Freiburg) das Glücksranking unter 19 deutschen Regionen. Seit 2013 werde deutlich, dass Süddeutschland gegenüber der früher sehr starken Nordseeregion weiter aufhole. Die ostdeutschen Regionen aber bleiben weit hinten.

Warum sind Menschen glücklich? Raffelhüschen benennt die vier „G“ des Glücks: Gesundheit, Gemeinschaft, Geld und die „Genetische Disposition“. Letzteres sei schlicht ein anderer Ausdruck für Mentalität – man habe aber ein Wort mit „G“ gebraucht, scherzte der Forscher bei Vorstellung der Studie. Auffallend sei, dass auch das Glücksland Schleswig–Holstein nicht besonders mit den restlichen drei „G“ gesegnet sei – die Mentalität dort müsse also viel ausmachen. Und: Geld macht glücklich, ganz anders als es im Volksmund heißt. Auch wer in einer Beziehung lebt, ist glücklicher. Aber am glücklichsten ist – nur nach dem Familienstand gefragt – eine verwitwete Person mit neuem Partner, kurz gefolgt von einer geschiedenen mit neuem Partner.

 Kulturelle Vielfalt als Schwerpunktthema der Umfrage

Neben den regionalen Unterschieden bei der Lebenszufriedenheit untersuchte der Glücksatlas 2016 den Einfluss der „kulturellen Vielfalt“ auf die Lebenszufriedenheit als Schwerpunktthema. Dabei zeigte sich, dass Menschen umso zufriedener sind, je mehr sie mit kultureller Offenheit und Toleranz durchs Leben gingen. Ausschlaggebend sei hierbei der persönliche Kontakt zwischen den Kulturen, so die Umfrageergebnisse.

Reinhard Schlinkert vom Bonner Meinungsforschungsinstitut dimap befragte für seine repräsentative Studie 1001 Volljährige dazu, wie offen und tolerant die Deutschen gegenüber kultureller Vielfalt seien – und wie sie glauben, dass das ihre eigene Zufriedenheit beeinflusse. Klar erkennbar sei durch die Studie: Je toleranter ein Mensch sei, desto zufriedener sei er mit seinem eigenen Leben. 38 Prozent der „besonders toleranten“ Befragten geben auf der Zufriedenheitsskala die höchsten Werte an, von neun oder zehn. Nur 16 Prozent der „wenig toleranten“ gaben diese Werte an. Die Gruppe der „wenig Toleranten“ war innerhalb der Befragten sehr klein, umfasste nur etwa 15 Prozent aller Teilnehmenden. 54 Prozent von ihnen sind Männer, ihr Einkommen liegt bei 45 Prozent dieser Gruppe unter 1500 Euro Haushaltsnettoeinkommen im Monat.

Eine Mehrheit von 79 Prozent gab an, Deutschland als weltoffenes und tolerantes Land zu sehen. 19 Prozent sahen das nicht so. 86 Prozent meinten zudem, dass Deutsche und Zugewanderte viel voneinander lernen könnten, 62 Prozent sehen in einem Zusammenleben mehr Vor- als Nachteile. Dabei zeigt sich: Je mehr Kontakt, desto toleranter die Einstellung. Insbesondere Menschen, die Menschen mit Migrationshintergrund im Freundeskreis hätten, zeigten eine deutlich tolerantere Einstellung.

Die Berliner sind unglücklicher

Berlin kommt in diesem Jahr im Regionenvergleich weniger glücklich weg: Die Hauptstadt wurde in diesem Jahr von Thüringen als die Glücksregion im Osten abgelöst und belegt mit 6,85 Punkten den 16. Platz. Auch in den einzelnen Bereichszufriedenheiten schneiden die Berliner unterdurchschnittlich ab, am deutlichsten in den Bereichen „Gesundheit“ (6,2 Punkte) und „Haushaltseinkommen“ (6,3). Lediglich im Bereich „Arbeit“ (7,0) werden immerhin durchschnittliche Werte erreicht.

Die Unglücksgefühle der Berliner („subjektive Bewertungen“)  werden durch die Unglücksmomente („objektive Indikatoren“) in Berlin bestätigt, zeigt die Studie: Mit 10,7 Prozent sind in keiner anderen Region Deutschlands so viele Menschen auf Arbeitssuche wie in Berlin. Gleichzeitig liegt das verfügbare Einkommen mit 18594 Euro rund 2500 Euro unter dem Bundesdurchschnitt. Dazu kommt: Ein unterdurchschnittliches Einkommen trifft auf überdurchschnittliche Mietkosten. Mit 45,0 Prozent müssen lediglich die Menschen in Hamburg (48,0) einen größeren Anteil ihres Einkommens für Miete ausgeben.

Glücksfördernd aber sei, dass die Einkommen relativ gleich verteilt sind. Mit 14,1 Prozent liegt die Armutsgefährdungsquote unter dem Bundesdurchschnitt. Der Anteil der gesundheitlich beeinträchtigten Personen ist mit fast einem Viertel (23,1 Prozent) nur in Düsseldorf (25,7) noch höher.

Und was die Berliner außerdem noch unglücklich machen könnte, so zumindest die Post-Studie: Nirgends in Deutschland leben so wenige in Ehen und Partnerschaften wie in der Hauptstadt. Lediglich 62,4 Prozent der Berliner sind verheiratet oder leben in einer Partnerschaft.

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