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Aufsichtsratschef Paul Achleitner stand im Fokus der Kritiker, aber gefährlich wurde ihm das nicht.

© picture alliance / Boris Roessle

Deutsche Bank: Und dann gab es Boni

Anders als beim Bayer-Konzern blieb der Aufstand der Aktionäre bei der Deutschen Bank aus. Es wurde zwar gepoltert, aber ohne Konsequenzen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Rolf Obertreis

Zu Tausenden sind sie wieder in die Frankfurter Festhalle gepilgert. Und haben wieder einmal die Beteuerungen von Vorstand und Aufsichtsrat vernommen: Jetzt wird nicht alles gut, aber es wird besser. Das erzählt das Top-Management der Deutschen Bank, ganz gleich mit welchen Namen, seit fast zehn Jahren Jahr für Jahr auf der Hauptversammlung. Und genauso hielt es auch der Österreicher Paul Achleitner, der den Aufsichtsrat seit 2012 führt – und mittlerweile reihenweise Vorstandschefs rausgeworfen und den vermeintlich Richtigen eingesetzt hat. Von wegen.

Die Deutsche Bank ist seit Jahren ein Sanierungsfall. Sie hinkt ihren Ansprüchen und der Konkurrenz nicht nur in den USA sondern auch in Europa meilenweit hinterher. Kommt in die Schlagzeilen, weil wieder einmal Staatsanwälte ermitteln, Finanzaufseher prüfen und die Polizei Geschäftsräume durchkämmt, weil es möglicherweise Verstrickungen in Geldwäsche- oder andere Skandale gibt. Selten ist das Image eines deutschen Unternehmens, eines deutschen Geldhauses zumal, so tief gesunken wie das der Deutschen Bank.

Die Aktionäre sehen und wissen das, sie schlucken, dass der Aktienkurs immer neue nicht für möglich gehaltene Tiefstände erreicht. Was ihnen herbe Verluste und vielen erhebliche Einbußen für ihre Altersvorsorge beschert. Und nehmen es als Eigentümer hin, dass der Aufsichtsrat – und damit auch die Arbeitnehmervertreter – trotz mauer Ergebnisse und einer mehr als bescheidenen Rendite dem Vorstand satte Vergütungsaufschläge gewährt. Und Investmentbankern Milliarden-Boni. Klar: Es gibt es auch laute Kritik wie am Donnerstag auf der Hauptversammlung. Aber von einer Revolte der Aktionäre, von einer Nichtentlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, wie jüngst bei Bayer, ist nichts zu sehen. Auch wenn das rechtlich keine Folgen hätte. Im Herbst jährt sich zum 30. Mal das schreckliche Terror-Attentat auf Alfred Herrhausen, den damaligen Chef der Deutschen Bank. Er war respektiert und hoch angesehen. Er hatte Erfolg mit der Bank, stellte sich kritischen Fragen, stand aber zugleich für gesellschaftliche Verantwortung, hatte überzeugende Ideen für anstehende Veränderungen. Für die Politik war er angesehener Gesprächspartner. Und nicht nur für die Bank ein Aushängeschild. 30 Jahre später ist das Geldhaus nur noch ein Schatten seiner selbst. Häme freilich ist fehl am Platz.

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