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Streik: "Nicht einsteigen, bitte".

© Christof STACHE / AFP

Deutsche Bahn: Unerwartet hart - der erste Bahnstreik seit über drei Jahren

Millionen kamen nicht zum Zug: Auch nach dem Ende des Warnstreiks fielen die Züge aus. Am Dienstag könnten Bahn und EVG wieder verhandeln.

Der Warnstreik der Deutschen Bahn am Montagmorgen fiel unerwartet hart aus. Weil die DB den Fernverkehr bundesweit einstellte, waren Millionen Bahnkunden in Deutschland betroffen. In Berlin stellte auch die S-Bahn für mehrere Stunden den Stadtverkehr größtenteils ein. Im Regionalverkehr kam es während des vierstündigen Ausstands am Morgen besonders in Bayern und Nordrhein-Westfalen zu erheblichen Einschränkungen. Auch nach Ende des Warnstreiks um neun Uhr gab es noch über Stunden Zugausfälle und Verspätungen. Hintergrund sind Tarifverhandlungen für rund 160.000 Beschäftigte mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft - abgekürzt EVG.

Die aktuellen Entwicklungen zu den Nachwirkungen des Warnstreiks können Sie hier in unserem Blog nachlesen.

„Die Wucht des Streiks macht deutlich, wie groß die Verärgerung der Kollegen darüber ist, dass weiter kein abschlussfähiges Angebot vorliegt“, sagte ein Gewerkschaftssprecher. Die EVG hatte die Gespräche am Samstag abgebrochen, ist nun aber zu weiteren Gesprächen ab Dienstagnachmittag bereit. Ob die Bahn ein neues Angebot vorgelegt habe, wollte Verhandlungsführerin Regina Rusch-Ziemba nicht sagen. Weitere Warnstreiks seien vorerst nicht geplant, betonte sie.

Der Ausstand am Montagmorgen war eine harte Geduldsprobe für Pendler und Reisende. Viele mussten auf das Auto oder andere Verkehrsmittel ausweichen. Weil auch Informationssysteme auf der Bahn-Webseite und im DB-Navigator betroffen waren, konnten Kunden nicht ordentlich informiert werden. Auch die Reisezentren wurden bestreikt. Es war der erste Streik bei der Bahn seit dreieinhalb Jahren.

Die Deutsche Bahn rechnete noch während des gesamten Tages mit Einschränkungen im Fernverkehr. „Wegen der Streikaktivitäten konnten Züge in den Instandhaltungswerken nicht planmäßig gewartet werden“, erklärte die Bahn. „Züge und Personal sind in vielen Fällen nicht an den vorgesehenen Einsatzorten.“

Der Konzern hatte Bahnkunden vorab geraten, Reisen möglichst auf den Dienstag zu verschieben. Für bestimmte Spartickets wurde die Zugbindung aufgehoben. Fernverkehrstickets behalten ihre Gültigkeit und können bis einschließlich Sonntag (16.12.) genutzt werden. Im Fall von Reiseabsagen wegen des Warnstreiks sind Erstattungen von Tickets und Reservierungen geplant.

Die Bahn führt derzeit mit zwei Seiten Tarifgespräche - zum einen mit der EVG, zum anderen mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL). Mit der GDL kommt die Bahn am Dienstag in Eisenach wieder zusammen. Dort droht nicht so schnell ein Arbeitskampf: Die GDL darf wegen einer Vereinbarung erst streiken, wenn vorher eine Schlichtung gescheitert ist.

Anders ist das bei der EVG. Die Bahn hatte drei Tage lang separat mit beiden Gewerkschaften verhandelt. Beide Gewerkschaften hatten ursprünglich 7,5 Prozent mehr Geld gefordert. Die EVG brach die Gespräche ab und rief zum Warnstreik auf, weil das Lohnangebot der Bahn aus ihrer Sicht zu niedrig ist. Die Bahn sprach hingegen von einer „völlig überflüssigen Eskalation“.

Zum Tarifangebot gehörten nach Bahn-Angaben eine Entgelt-Erhöhung von insgesamt 5,1 Prozent in zwei Stufen und eine Einmalzahlung von 500 Euro. Anstelle der zweiten Stufe sollte den Mitarbeitern erneut die Möglichkeit eröffnet werden, mehr Freizeit zu wählen. Dies sollte nach Darstellung der EVG aber erst ab Anfang 2021 möglich sein. Die Bahn hatte 29 Monate Laufzeit vorgeschlagen, die EVG strebte 24 Monate an. Bei einer längeren Laufzeit hätte bei der ersten Erhöhungsstufe eine 3 vor dem Komma stehen sollen, machte Rusch-Ziemba deutlich.

Nach dem Warnstreik reagierten die anderen Bahn-Unternehmen, die auf dem deutschen Netz unterwegs sind, verschnupft. „Wenn sich EVG und Deutsche Bahn eine Auseinandersetzung liefern, müssen sie ihre Maßnahmen auf Bereiche beschränken, die nur sie beide betreffen“, forderte Tobias Heinemann, Deutschlandchef der französischen Transdev, die Regionalzüge in mehren Bundesländern fahren lässt. „Unsere Triebfahrzeugführer und Zugbegleiter sind heute Morgen zur Arbeit erschienen, können aber nicht fahren“, sagte Heinemann. „Wir können keine Fahrgäste von A nach B bringen, weil buchstäblich die Weichen nicht gestellt werden.“ Auch der Güterverkehr war nach Angaben der Deutsche Bahn vom Ausstand betroffen. (dpa)

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