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Wirtschaft: Der Nächste, bitte!

Im Bewerbungsgespräch soll man von sich überzeugen. Personaler erzählen, wie das gelingt – und wie nicht.

Die Hände sind schweißnass, der Magen ist flau und das Herz klopft wie bekloppt. Gleich ist der Termin mit dem Personaler und der zukünftigen Chefin, der Termin, der über die berufliche Zukunft entscheidet. Darüber, ob man die Stelle bekommt. Jetzt also nur nichts falsch machen. Und das ist für viele gar nicht so leicht, denn die Fettnäpfchen lauern überall. Ein Vorstellungsgespräch muss aber nicht per se zu einem Desaster werden – man muss nur einige Dinge beherzigen. Und die wenigsten haben mit der eigenen Qualifikation zu tun.

GUT INFORMIERT

„Es wird vor allem dann immer peinlich, wenn man nicht vorbereitet ist“, sagt Christof Schmitt, Leiter der Personalabteilung der Charité. „Dann kommen etwa Nachfragen zum Unternehmen, und der Bewerber gerät ins Stottern – das ist unangenehm für alle.“ Bei Bewerbungsgesprächen können zwar Kleinigkeiten darüber entscheiden, ob man genommen wird oder nicht – häufig aber gehen die Fehler auf mangelnde Vorbereitung zurück. „Wenn sich die Bewerber nicht ausführlich mit dem Stellenprofil auseinandergesetzt haben und ihre Motivation, bei uns zu arbeiten nicht darstellen können, haben sie schlechte Karten“, sagt Caroline Kohlbach, Leiterin des Personalmarketings der Deutschen Bahn AG.

Und Information ist alles. Die Unternehmen empfehlen, nicht nur über die Firma Bescheid zu wissen, sondern auch alles über das Anforderungsprofil, über das Umfeld der Stelle und über die Bezahlung in Erfahrung zu bringen. Und zu wissen, warum der persönliche berufliche Werdegang für genau diese Stelle besonders vorteilhaft ist. „Ein Kandidat bei uns sollte benennen können, welche Richtung er in seiner persönlichen Karriere einschlagen will“, sagt Katrin Weidner, Talent Acquisition Partner bei Ebay in Kleinmachnow.

IM GESPRÄCH

Auch über den Modus des Bewerbungsgesprächs sollte man informiert sein. „Bei uns durchlaufen die Kandidaten verschiedene Interviewsituationen zu unterschiedlichen Themenblöcken“, sagt Weidner, „und es kann auch sein, dass der Bewerber zum Schluss noch eine hypothetische Fallfrage bearbeitet.“

Bei Ebay unterhält sich der Bewerber bei der Vorstellung ausführlich mit allen potenziellen Kollegen, mit denen er zu tun haben wird – mit den Personalern eher am Rande. „Wir wollen, dass der Kandidat sich dann schon in seinem späteren Arbeitsumfeld bewegt.“ In der Regel dauern die Gespräche etwa vier Stunden.

WENN DAS HANDY KLINGELT

Um eine solche Bewerbungssituation zu bestehen, bedarf es guter Eigenorganisation. Es komme etwa vor, dass Bewerber während des Gesprächs nach losen Unterlagen in der Tasche kramten oder dass Handys klingelten, sagen die Personaler. Seine Papiere beisammen zu haben ist genauso wichtig wie im Falle einer Präsentation zu wissen, wo sich das Dokument auf dem USB-Stick befindet. „Wenn man dann eine Präsentation für eine andere Firma öffnet, ist das schon sehr peinlich“, sagt Weidner. Aber auch das sei vorgekommen.

BITTE NICHT DUZEN

Und wie man sich adäquat verhält? Hier gilt, sich möglichst daran zu orientieren, was Gang und Gäbe im Unternehmen und bei den beteiligten Personen ist. Aber auch nicht zu sehr: „Bei uns kam es vor, dass Bewerber uns geduzt haben, weil wir uns hier untereinander auch duzen“, sagt Weidner.

Zwar habe man bei Ebay eine informelle Unternehmenskultur, die Situation der Bewerberinterviews sei aber ja eine formelle Situation.

DIE NERVOSITÄT IN DEN GRIFF KRIEGEN

Auch wichtig zu wissen für den Bewerber: Personaler sind es gewohnt, dass die Bewerber nervös sind. „Das muss auch nichts Negatives sein“, sagt Kohlbach. Wenn Bewerber zur Deutschen Bahn kämen, um sich als Lokführer, für die Verwaltung oder den Kundendienst zu bewerben, schaue man nur, wie die Person mit der Nervosität umgehe. „Wenn wir dann sehen, dass der Bewerber die Nervosität in den Griff bekommt, dann werten wir das als gutes Zeichen.“ So könne der Bewerber vielleicht auch im Job gut mit Stress umgehen.

BLICKKONTAKT HALTEN

Die Gestik und Körpersprache verrät dabei viel über den Bewerber. Ungewünscht bei Personalern sind nach einer Umfrage von „CareerBuilder“ insbesondere der fehlende Blickkontakt im Gespräch. Auch die Körperhaltung ist entscheidend: Bewegt man sich ständig hin und her oder sitzt zusammengesunken im Stuhl, so nimmt dies eher Einfluss auf die Entscheidung des Personalers als vielleicht die absolut richtige Wortwahl im Gespräch.

WISSEN, WAS DER JOB WERT IST

Auch was das Gehalt angeht, hat Information oberste Priorität. „Man muss wissen, was der Job wert ist – und nicht, was man selbst gerne verdienen würde“, sagt Gehaltsexperte Tim Böger, dessen Firma Personalmarkt verschiedene Websites zum Thema Gehalt betreibt. „Im Bewerbungsgespräch sollte man zunächst abwarten“, sagt der 49-jährige, „meist kommt der Personaler sowieso irgendwann auf das Gehalt zu sprechen.“ Mit allzu offensiven Forderungen zu kommen, sei gefährlich, denn zurückrudern kann man nur bei geringen Abweichungen. „Wenn man aber mit dem Gehalt völlig danebenliegt, ist das das Schlimmste, was passieren kann.“ Äußert man viel höhere Gehaltsvorstellungen, sei das in den seltensten Fällen im Verlauf des Gesprächs noch zu reparieren.

DER DRESSCODE

Und dann ist da natürlich das Outfit beim Bewerbungsgespräch. Vor allem sollte es zum Unternehmen passen, in dem man sich bewirbt. „Wenn man sich als Designer oder in der Modebranche vorstellt, darf man sich natürlich etwas exklusiver kleiden als etwa in einem Finanzinstitut“, sagt Böger. Die Frage des passenden Dresses hängt immer vom Arbeitgeber ab. „Wir sind schon einigermaßen offen, was Kleidung angeht“, sagt etwa Personaler Schmitt von der Charité, „aber das geht nicht so weit, dass man Flip-Flops zum Bewerbungsgespräch tragen könnte.“

AUTHENTISCH SEIN

Im Zweifel also eher Lackschuh als barfuß – dennoch ist den meisten Personalern viel wichtiger, wie die Person sich im Gespräch gibt: „Man sollte schon authentisch rüberkommen. Wenn man sich zu viele Fähigkeiten zuschreibt, die man nicht hat, fliegt das ohnehin meistens auf“, sagt Schmitt von der Charité. Wenn man hingegen seinen beruflichen Werdegang auf die Stelle hin erläutern kann und über das Unternehmen bestens informiert ist, kann man aufhören, nervös die Hände zu kneten.

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