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Die Transformation ins elektrische Zeitalter kostet viel Geld, und das will Daimler-Chef Dieter Zetsche unter anderem durch bessere Abläufe auftreiben.

© dpa

Daimler und VW: Die Stimmung in der Autobranche ist pessimistisch

Diesel-Prämie wird kaum in Anspruch genommen. Daimler will sparen. Und VW verkauft im Inland weniger.

Daimler will in seiner Autosparte Mercedes-Benz wegen hoher Entwicklungsinvestitionen Milliarden an Kosten sparen. „Um sicherzustellen, dass wir so profitabel bleiben, wie wir sind, haben wir ein neues Programm aufgelegt, dass uns einen Schub von zusätzlichen vier Milliarden Euro über die kommenden Jahre bringen soll“, sagte Daimler- Vorstandschef Dieter Zetsche am Montag in Sindelfingen auf einer Investorenkonferenz. Gespart werden soll unter anderem durch eine schnellere Markteinführung neuer Produkte und geringere Material- und Produktionskosten.

Elektroautos hätten zumindest am Anfang eine deutlich geringere Gewinnmarge als die Mercedes-Modelle mit Verbrennungsmotor, sagte Spartenfinanzchef Frank Lindenberg. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben sollen in diesem und im nächstem Jahr bei rund sieben Prozent des Umsatzes liegen, 2016 betrug die Quote 6,4 Prozent. Die Investitionsausgaben in Werke und Anlagen würden von zuletzt 4,6 Prozent auf fünf Prozent in diesem und sechs Prozent im nächsten Jahr wachsen. Daimler brauche die finanziellen Mittel aus dem traditionellen Geschäft, um die Ausgaben für Zukunftsthemen stemmen zu können.

Die Marge des Kerngeschäfts könne von den Ausgaben für autonomes Fahren und Elektroautos belastet werden, warnte Lindenberg. „Wir streben immer noch zehn Prozent Umsatzrendite an“, sagte der Manager. Doch der Konzern müsse für eine Übergangsphase vorbereitet sein für einen Korridor von acht bis zehn Prozent bei der operativen Gewinnmarge. Die Herausforderungen hätten zugenommen, auch wegen strengerer Abgasregulierung. Die Anfang August bei dem sogenannten Dieselgipfel verabredete Abwrackprämie für älterer Fahrzeuge kommt noch nicht am Markt an. Das legen die Ergebnisse einer Online-Umfrage des Zentralverbandes des Kfz-Gewerbes (ZDK) bei Autohändlern nahe. Auf die Frage „Spüren Sie schon eine Belebung ihres Neuwagengeschäfts durch die Diesel-Eintauschprämienprogramme?“ antworteten 80,4 Prozent der befragten Händler mit „Nein“ und 19,6 Prozent mit „Ja“. Stichtag war der 30. August 2017. An der Befragung hatten 723 Händler quer über alle Marken teilgenommen.

Preise für gebrauchte Diesel gesunken

Der ZDK hat sich auch mit der Stimmung in der Branche sowie den Konjunkturerwartungen befasst. Alles in allem sind die Prognosen bis zum Jahresende eher pessimistisch. Das aktuelle Neuwagengeschäft bewerten 34,6 Prozent der Befragten als „schlecht“; ähnlich fällt die Bewertung des Gebrauchtwagengeschäfts aus.

Dass die Autokäufer hierzulande im Zusammenhang mit der Stickoxid-Diskussion und möglichen Diesel-Fahrverboten in Städten verunsichert sind, zeigen auch Absatzzahlen von Marktführer VW. Der Konzern verkaufte zwar im August insgesamt mehr Pkw seiner Kernmarke VW als im Vorjahr. In Deutschland jedoch sanken die Verkäufe im zweistelligen Prozentbereich. Der Absatz im Heimatmarkt sank um mehr als elf Prozent auf 37 000 Fahrzeuge. Neben der Dieseldebatte wirkte sich zudem die Modellumstellung des VW Polo negativ aus, teilte der Wolfsburger Konzern mit.

Insgesamt erhöhte sich der Absatz der Marke VW weltweit um 9,3 Prozent auf rund 495 200 Fahrzeuge, wie Volkswagen weiter mitteilte. Dabei konnte der Konzern insbesondere in den USA, China und Westeuropa – mit Ausnahme von Deutschland – seine Verkäufe steigern. In den Monaten Januar bis August erhöhte Volkswagen den weltweiten Absatz seiner wichtigsten Marke um 1,8 Prozent auf knapp 3,9 Millionen Wagen. Auch in diesem Zeitraum verkaufte VW weniger Autos in Deutschland.

Die Preise für Diesel-Gebrauchtwagen werden nach Einschätzung des Marktbeobachters Schwacke weiterhin deutlich unter Druck stehen. Sinkende Nachfrage seitens der verunsicherten Kunden und ein steigendes Angebot insbesondere aus den Flotten der Unternehmen würden weiter zu sinkenden Restwerten führen, berichtete Schwacke am Montag anlässlich der Internationalen Automobilausstellung (IAA).

Umgekehrt steigen die im Angebot knappen Benziner bei steigender Nachfrage im relativen Wert, erwartet Schwacke. Hier sei aber immer die Relation zu derzeit recht günstigen Neuwagen zu beachten, die von den Herstellern unter anderem mit den hohen Abwrackprämien angeboten werden.

Den Schwacke-Analysen zufolge haben gebrauchte Diesel seit Bekanntwerden der VW-Diesel-Affäre im September 2015 rund 2,2 Prozent an Wert verloren. Der entsprechende Index-Wert für gebrauchte Benziner stieg hingegen um 5,3 Prozent. Mit 105 Tagen stehen Diesel-Autos derzeit 25 Tage länger beim Händler als die Benzin-Modelle. (dpa/alf)

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