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Im Laden einkaufen: Das geht jetzt auch wieder in Berlin.

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Click & Meet in Berlin: Das sollten Kunden beim Einkaufen mit Termin beachten

Kaufhäuser, Möbelläden und Fahrradhändler sind wieder geöffnet. Fürs Einkaufen müssen Kunden ein Zeitfenster buchen. So funktioniert es.

Monatelang haben Berlinerinnen und Berliner auf diesen Moment gewartet, am Dienstag war es dann so weit: Nach langer Pause machten viele Läden wieder auf. Ein Schritt, den manch einer sehnsüchtig erwartet hatte: Am Alexanderplatz bildeten sich Warteschlangen vor C&A, Galeria Kaufhof und Tchibo.

Doch vom freien Shopping ist die Hauptstadt weit entfernt. Wer Möbel, Fahrräder oder Klamotten kaufen will, kann nicht einfach in den Laden spazieren, sondern muss vorher einen Termin machen. „Click&Meet“, heißt das Verfahren. Ausgenommen von der Anmelde- und Registrierungspflicht sind – wie bislang schon – Supermärkte, Buchhändler, Drogeriemärkte und andere Läden des täglichen Bedarfs.

Seit Dienstag zählen auch Gartencenter, Blumenläden und Babyfachmärkte zu solchen Geschäften des täglichen Bedarfs. Auch hier kann man ohne Voranmeldung einkaufen. Bei Baumärkten sind solche Freiheiten dagegen weiterhin Gewerbetreibenden vorbehalten, Privatleute müssen sich anmelden.

So wie bei den meisten anderen Läden auch. Allerdings geht die Branche mit den neuen Regeln sehr unterschiedlich um. Bei großen Ketten wie Ikea, Peek&Cloppenburg, C&A, Galeria Karstadt Kaufhof oder dem KaDeWe muss man sich online einen Termin fürs Shopping besorgen. Man kann meistens zwischen verschiedenen Zeitfenstern wählen, üblich sind 30 Minuten, eine Stunde oder zwei. 

Bei Peek&Cloppenburg sind es jedoch nur 45 Minuten, beim Radhaus in Lichterfelde sogar nur 30. Das ist sportlich. Achtung: Oft bestehen die Händler darauf, dass jeder Besucher ein eigenes Ticket bucht – auch wenn man zu zweit shoppen gehen möchte. Die Läden dürfen nämlich pro 40 Quadratmeter Fläche nur einen Kunden zulassen.

So kommen Sie an einen Termin

„Kleine Händler können Click&Meet gar nicht anbieten, weil sie oft keine Internetseite haben“, sagt der Handelsexperte Gerrit Heinemann. „Bei ihnen ist es eher Phone&Meet oder Knock&Meet.“ Also anrufen oder anklopfen statt online zu buchen.

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In Berlin gibt es tatsächlich alle möglichen Varianten: Viele Händler machen ihre Termine nicht über ihre Webseiten, sondern vereinbaren sie telefonisch oder über WhatsApp. Das betrifft vor allem Kleine, aber auch Große wie die Schuhkette Deichmann. Andere – wie etwa die Dekokette Butlers – lassen ihre Kunden sogar ohne Voranmeldung in den Laden. Man kann sich vor Ort registrieren und sofort anschließend einkaufen gehen.

Es gibt noch Termine

Doch auch wer sich im Internet anmelden muss, hatte zumindest am Dienstag keine Probleme, einen Termin zu bekommen – auch noch für diese Woche. Selbst bei Ikea, das erst am Mittwoch in Berlin wieder öffnet, gab es am Nachmittag noch Zeitfenster für den Eröffnungstag.

„Die individuelle Terminvereinbarung ist recht gut angelaufen“, sagte ein Deichmann-Sprecher dem Tagesspiegel. In Berlin sind alle 31 Filialen geöffnet. Der Schuhhändler ist froh, wieder Kunden im Laden begrüßen zu dürfen, doch auf Dauer, warnt das Unternehmen, sei das keine wirtschaftliche Lösung.

Das sieht man auch beim Handelsverband Deutschland (HDE) so. Eine aktuelle Umfrage unter mehr als 1100 Unternehmen hat ergeben, dass zwar mehr als 90 Prozent der Einzelhändler Click&Meet einführen wollen, knapp ein Viertel glaubt aber wegen der hohen Kosten nicht daran, dass ihnen das neue Verfahren großen Umsatz bringen wird. 13 Prozent halten Click&Meet sogar für ein reines Verlustgeschäft, teilte der HDE am Dienstag mit.

Grüne Welle: Blumenläden und Gartencenter müssen kein Click & Meet machen.
Grüne Welle: Blumenläden und Gartencenter müssen kein Click & Meet machen.

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Für kleine Händler, die auch in normalen Zeiten immer nur einen Kunden im Laden haben, könne sich Click&Meet lohnen, sagt Gerrit Heinemann, etwa für Optiker oder Juweliere. „Für Warenhäuser und große Textilhändler zahlt sich das nicht aus.“ 

Aus Kundensicht sei Click&Meet vor allem für beratungsintensive Branchen interessant, also etwa für Möbel- oder Fahrradhändler. Es mache für die Kunden Sinn, hier einen Termin zu buchen.„Nehmen Sie Ikea. Wenn Sie sich von Ikea Möbel liefern lassen, kostet das richtig. Da holt man sich die Produkte lieber ab“, meint der Handelsexperte.

Bei großen Warenhäusern wie Karstadt Kaufhof sei Click&Meet weniger attraktiv. „Alle Waren, die sie verkaufen, kann man online bestellen. Es ist kein Wunder, dass es hier noch Termine gibt“, meint Heinemann.

Wo man auch ohne Voranmeldung shoppen kann

Dass man überhaupt vor Ort shoppen kann, wenn auch mit Voranmeldung, hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten der Länder beschlossen. Für Regionen mit einer Inzidenz zwischen 50 und 100 ist Click&Meet erlaubt, Berlin liegt derzeit bei knapp 60.

Liegen die Neuinfektionen der vergangenen sieben Tage pro 100.000 Einwohner unter 50, dürfen Läden auch ohne Voranmeldung öffnen – allerdings mit begrenzter Besucherzahl. Das ist derzeit in Schleswig-Holstein der Fall, im Großteil von Rheinland-Pfalz, in Rostock und ab Donnerstag in Coesfeld.

Shoppen mit Termin: Das gilt auch für das KaDeWe.
Shoppen mit Termin: Das gilt auch für das KaDeWe.

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„Die Stimmung ist sehr positiv“, berichtet Mareike Petersen, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord. In Kiel oder Lübeck hatten sich am Montag, dem ersten Shoppingtag, vor den Läden Warteschlangen gebildet, die Kunden hätten aber Abstand gehalten. „Die Menschen wissen ja, was auf dem Spiel steht“, betont Petersen. 

Steigen die Corona-Fälle, ist Schluss mit dem Shoppingvergnügen. Kritiker hatten befürchtet, dass Hamburger in großer Zahl in das benachbarte Bundesland fahren würden, da in der Hansestadt die Läden weiterhin geschlossen sind. Doch wegen der Beschränkung der Kundenzahlen in den Läden sei der Shoppingtourismus nach Schleswig-Holstein kein Problem, meint Petersen.

Mecklenburg-Vorpommern ist dagegen geteilt: In einigen Regionen sind die Läden zu, etwa in Schwerin, in anderen ist Shopping wieder ohne Voranmeldung möglich, etwa in Rostock. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) appelliert jedoch an die Landeskinder, zu Hause zu bleiben. Besuchern aus anderen Bundesländern sind tagestouristische Ausflüge, und dazu zählen auch Shopping-Touren, sogar ausdrücklich verboten. Die Polizei macht Stichproben und kontrolliert etwa Autokennzeichen.

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