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Zeitweise hat ein Dollar mehr als sieben Yuan gekostet.

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Chinas riskantes Manöver: So gefährlich ist der Währungskrieg

Die Regierung in Peking hat den Yuan kräftig abgewertet. Wie weit kann der Konflikt mit den USA gehen? Und was bedeutet das für Deutschland? Eine Einordnung.

Von Carla Neuhaus

Larry Summers macht sich große Sorgen um die Weltwirtschaft. „Mit der jüngsten Entwicklung zwischen China und den USA könnten wir am gefährlichsten Punkt seit der Finanzkrise 2009 angekommen sein“, schreibt der US-Ökonom am Dienstag auf Twitter. Der Grund für seine Besorgnis: Aus dem Handelskonflikt der beiden Großmächte wird gerade zusätzlich auch noch ein Währungskrieg, dessen Folgen weltweit zu spüren sein könnten.

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Die Chinesen haben den Yuan Anfang dieser Woche drastisch abgewertet. Ein Dollar kostete damit erstmals seit elf Jahren mehr als sieben Yuan. Am Dienstag legte die chinesische Zentralbank den Mittelkurs des Yuan dann zwar wieder etwas höher fest. Der US-Präsident Donald Trump wirft den Chinesen dennoch „Währungsmanipulation“ vor. Auf Twitter wetterte er: „Das ist ein schwerwiegender Verstoß, der China im Lauf der Zeit erheblich schwächen wird.“

Damit erreicht der Streit zwischen den USA und China eine neue Eskalationsstufe. „Dies könnte der Anfang eines unumkehrbaren Handelskonflikts zwischen den beiden Ländern sein“, sagte Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW).

Was steht hinter der Abwertung?

Anders als der Euro oder Dollar, deren Kurs sich frei am Markt durch Angebot und Nachfrage ergibt, steuert China seine Währung bewusst über seine Notenbank. Sie legt täglich einen Mittelkurs für den Yuan fest, um den er dann nur in Grenzen nach oben oder unten abweichen darf. Am Montag nun hat die Notenbank diesen Mittelkurs so niedrig angesetzt wie seit Jahren nicht mehr. Eigentlich galt die Marke von sieben Yuan für einen Dollar als „rote Linie“, die die chinesische Notenbank nicht überschreiten wollte. Nun hat sie es doch getan.

Durch diese Abwertung kann China seine Waren leichter ins Ausland verkaufen, weil sie aus Sicht der Amerikaner und Europäer günstiger werden. Auf diese Weise kann das Land zu einem gewissen Grad die Zölle ausgleichen, die inzwischen auf Waren aus China in den USA anfallen. Denn Trump hat zuletzt im Zuge des Handelsstreits auf immer mehr Importe aus der Volksrepublik eine Strafabgabe verhängt. Macht Trump seine jüngste Ankündigung wahr, könnten vom kommenden Monat an sogar auf sämtliche Waren aus China in den USA hohe Zölle fällig werden.

Die Chinesen haben auf diesen Streit bislang ihrerseits mit Strafzöllen reagiert. Weil die Amerikaner aber sehr viel mehr Waren aus der Volksrepublik einkaufen, als sie selbst nach China exportieren, können die Chinesen sie gar nicht im gleichen Maße treffen. Mit Zöllen allein können sie daher nur bedingt Druck auf die USA ausüben. Die bewusste Abwertung der Währung könnte da eine Möglichkeit sein, um gegenzuhalten.

Manipulieren die Chinesen den Yuan?

Die Chinesen weisen den Vorwurf zurück. Die Volksrepublik habe und werde den Yuan nicht als Waffe im Handelsstreit einsetzen, erklärte die Zentralbank des Landes. China argumentiert, das Land reagiere damit lediglich auf die Marktentwicklung. Das chinesische Wirtschaftswachstum hat sich zuletzt deutlich abgeschwächt. Der schwächere Kurs beim Yuan spiegele diese Entwicklung lediglich wider. Die Frage ist allerdings, ob die chinesische Währung dafür gleich so stark abwerten muss.

Dem muss nun der Internationale Währungsfonds (IWF) nachgehen. US-Finanzminister Steven Mnuchin hat angekündigt, sich an ihn zu wenden, um die „unfairen Wettbewerbsvorteile zu beseitigen“, die China sich verschafft habe. Mnuchin selbst vollzieht damit eine Kehrtwende. Noch im Mai hatte er es abgelehnt, China offiziell als „Währungsmanipulator“ einzustufen und auf eine schwarze Liste zu setzen. Auch der IWF ist bislang immer zu dem Schluss gekommen, dass China die Währung nicht illegal manipuliert.

Wie geht es nun weiter?

Stuft ein Land das andere als „Währungsmanipulator“ ein, müssen die beiden eigentlich Gespräche aufnehmen. Im Fall der Amerikaner und Chinesen scheint das aber wenig zielführend. Schließlich verhandeln sie bereits seit anderthalb Jahren im Zuge des Handelsstreits und die jüngsten Ereignisse verschärfen die Situation noch weiter. Klaus Jürgen Gern vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) fürchtet eine „gefährliche Eskalation“. Die Abwertung der Chinesen und die Reaktion der Amerikaner deuteten darauf hin, dass keine der beiden Seiten bereit wäre, klein beizugeben.

Zumal die Chinesen zusätzlich zur Abwertung des Yuan auch noch angekündigt haben, den Import von Agrarprodukten aus den USA zu stoppen. Gern hält das für einen gewagten Schritt: „Die chinesische Regierung riskiert, die heimische Wirtschaft zu belasten.“ Sollte es den Chinesen nicht gelingen, die Importe aus den USA mit Einfuhren aus anderen Ländern zu ersetzen, würden Lebensmittel in China teurer oder sogar knapp.

Welche Folgen hat das für Deutschland?

DIW-Chef Fratzscher fürchtet, dass andere asiatische Länder dem Vorbild Chinas nun folgen und ihre Währung ebenfalls abwerten könnten. Das träfe dann aber auch den Euro. Denn werten andere Länder ab, schichten Anleger ihr Geld um und tauschen es in stärkere Währungen wie den Euro. Ein starker Euro aber macht deutsche Waren im Ausland teurer. „Die Folge werden wohl geringere deutsche Exporte und damit ein schwächeres Wachstum in Deutschland sein“, sagt Fratzscher. Dazu kommt, dass sich deutsche Exporteure stärker gegen Währungsschwankungen absichern müssen. Das aber kostet Geld und belastet die deutschen Unternehmen zusätzlich.

Dabei spürt die hiesige Wirtschaft schon jetzt den Handelsstreit zwischen den beiden Großmächten. Bei Autoherstellern und Maschinenbauern schrumpfen die Aufträge aus dem Ausland. Und Ökonom Gern sagt: „Die gedrückte Stimmung in der Industrie beginnt inzwischen auch auf andere Wirtschaftsbereiche auszustrahlen.“ Dass dafür Importe aus China in Deutschland durch die Abwertung günstiger würden, sei nur ein schwacher Trost.

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