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Kommunikator.

© dpa

Wirtschaft: Chef mit Signalwirkung

Der US-Amerikaner Kim wird die Weltbank leiten – er gilt als ungewöhnliche Besetzung.

Washington - Die USA und Europa haben ihren Anspruch auf die Chefposten bei den zwei großen Weltfinanzorganisationen, der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF), noch einmal verteidigt. Das Exekutivgremium der Weltbank wählte am Montag den US-Kandidaten Jim Yong Kim zum neuen Präsidenten. Der Widerstand der Schwellen- und Entwicklungsländer gegen das atlantische Monopol wächst aber. Auch bei der Neubesetzung des Chefpostens beim IWF mit der Französin Christine Lagarde 2011 hatte es längere Diskussionen gegeben. Seit 1946 kamen die Chefs der Weltbank aus den USA, die des IWF aus Europa.

Der jetzige Weltbankpräsident Robert Zoellick wird noch die am Freitag beginnende Frühjahrstagung leiten. Der 58-jährige deutschstämmige Amerikaner wollte nach fünf Jahren nicht verlängern. Die Amtsübergabe soll zum 1. Juli erfolgen. Der 52-jährige Jim Yong Kim ist in Südkorea geboren und im Alter von fünf Jahren in die USA gekommen. Er wuchs in Iowa auf und studierte Medizin in Harvard. Zuletzt leitete er das Dartmouth College, eine US-Eliteuniversität. Er war der erste aus Asien stammende Rektor einer „Ivy League“-Hochschule.

Seine Wahl zum Weltbankpräsidenten markiert den Übergang zu einer neuen Ära. Es gilt als ungewöhnlich, dass der Weltbankpräsident weder eine ökonomische Ausbildung vorweisen kann noch längere Zeit in einer Bank gearbeitet hat. Kim betont, er verstehe das Amt als Herausforderung, unterschiedliche Menschen, Interessen und Sichtweisen zusammenzuführen. Die Vorbereitung der finanzpolitischen Sachentscheidungen liege in anderen Händen.

Zweitens kann man die Entscheidung von US-Präsident Barack Obama, Kim zu nominieren, mit Blick auf dessen Biografie als Versuch interpretieren, auf die Schwellen- und Entwicklungsländer zuzugehen, die den amerikanisch-europäischen Führungsanspruch nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen. Kim ist zwar US-Amerikaner, stammt aber aus einem Schwellenland, Korea.

Erstmals bei der Weltbank hatte es Gegenkandidaten aus einem Schwellen- und aus einem Entwicklungsland gegeben. Kolumbiens Ex-Finanzminister José Antonio Ocampo zog seine Bewerbung am Wochenende zurück, nachdem klar war, dass Kim eine Mehrheit finden würde. Nigerias Finanzministerin Ngozi Okonjo- Iweala hielt ihre Kandidatur bis in die Sitzung des Exekutivgremiums hinein aufrecht und zog sie im Laufe der Debatte dort zurück. Der Präsident der Weltbank wird üblicherweise einvernehmlich gewählt. Die Stimmrechte richten sich nach den finanziellen Anteilen. Größter Anteilseigner sind die USA (15,8 Prozent), gefolgt von Japan (6,8 Prozent), China (4,4 Prozent) und Deutschland (4 Prozent). Christoph von Marschall

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