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Unter Kolleginnen. Die amtierende Berliner Polizeichefin Koppers (l.) wünscht sich mehr weibliche Beamte.

© dpa

"Charta der Vielfalt": Berliner Polizeichefin will Frauenquote

Die Berliner Polizei unterzeichnet die "Charta der Vielfalt", um Diskriminierung am Arbeitsplatz zu bekämpfen. Von Gleichberechtigung sind die Ordnungshüter laut ihrer Chefin weit entfernt.

Von Carla Neuhaus

„Wir brauchen ein Klima der Willkommenskultur in den Unternehmen“, fordert Staatsministerin Maria Böhmer (CDU). Deutschland sei bunter geworden und das müsse sich auch in den Firmen widerspiegeln. Böhmer gratulierte am Montag dem Verein „Charta der Vielfalt“, der mit dem Preis „Ausgewählter Ort 2012“ der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ ausgezeichnet worden ist.

1300 deutsche Firmen, darunter auch 137 aus Berlin, haben mittlerweile die Charta unterschrieben und sich damit zu mehr Vielfalt im Unternehmen bekannt. Mit der Polizei Berlin, General Electric Germany, der Anwaltskanzlei White & Case LLP und der Beratungsfirma Success Across sind am Montag vier weitere Organisationen dazugekommen. Mit ihrer Unterschrift versprechen sie, ein Arbeitsumfeld frei von Vorurteilen gegenüber Nationalität, Geschlecht, Religion, sexueller Orientierung oder Weltanschauung zu schaffen.

„Die Unterzeichnung ist aber nur ein erster Schritt“, sagte Böhmer. „Man muss das auch mit Leben füllen.“ Wie das funktionieren könnte, darüber gab es am Montag anlässlich der Preisverleihung eine lebhafte Diskussion. Um Vielfalt zu fördern, sagte Berlins Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers, bräuchten wir eine Frauenquote. „Am liebsten eine von 50 Prozent.“ Die Berliner Polizei sei davon aber selbst noch weit entfernt. „Wir müssen erst einmal mehr Frauen für den Beruf der Polizistin begeistern“, sagte Koppers. Und die Frauen müssten dann auch so gefördert werden, dass sie später eine Führungsposition besetzen könnten.

Zumindest das Problem des fehlenden weiblichen Nachwuchses hat die Unternehmensberatung Ernst & Young, Gastgeber der Veranstaltung und ebenfalls Unterzeichner der Charta, nicht. Bei der Beratungsgesellschaft würden sich auf Einstiegspositionen weitaus mehr Frauen als Männer bewerben, sagte Partnerin Ute Witt. „Und trotzdem sind etwa 75 Prozent der Führungskräfte bei uns noch männlich.“ Seit Jahren versuchten Frauen, allein durch ihre Leistung nach vorne zu kommen. „Männer neigen jedoch dazu, Klone von sich zu produzieren, da haben es die Frauen schwer“, kritisierte Witt.

Hendrik Dahm, der beim Handelskonzern Metro das Diversity Management leitet, meinte, die bisherige Diskussion über eine Frauenquote habe in den vergangenen Monaten zu einem „Konflikt Männer gegen Frauen“ geführt. Dabei müssten beide bei dem Thema an einem Strang ziehen. Eine Frauenquote von 50 Prozent, wie sie sich Polizeivizepräsidentin Koppers wünscht, hält er für überzogen. „Die Frage ist, was machbar ist“, sagte er. Bei Metro seien derzeit 19 Prozent der Führungskräfte weiblich. Bis 2015 will der Konzern den Anteil auf 25 Prozent steigern. Dahm forderte auch, Vielfalt „ganzheitlich“ zu sehen. Und das heißt, nicht nur über eine Frauenquote zu diskutieren, sondern zum Beispiel auch über die Integration von Migranten.

„Es kann nicht sein, dass junge Menschen mir immer noch berichten, dass ihre Bewerbung aussortiert wird, weil ihr Name fremd klingt“, sagte auch Staatsministerin Böhmer. „Unsere Stärke in Deutschland sind doch die Menschen, die sich einbringen wollen.“ Außerdem sei Vielfalt für die deutschen Unternehmen längst zu einem Standortfaktor geworden.

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