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Neu am Start: Seit Donnerstag gibt es Car2go auch in Berlin.

© picture-alliance/ dpa

Carsharing: Im Dutzend billiger

Immer mehr Großstädter verzichten auf ein eigenes Auto und nutzen stattdessen Carsharing. Dabei gibt es sehr unterschiedliche Angebote - das wirkt sich auch auf den Geldbeutel aus.

Die meiste Zeit steht es herum. Es frisst Steuern und Versicherungsbeiträge. Und wenn man es bewegt, muss man viel Geld für Benzin ausgeben. Kein Wunder, dass immer mehr Menschen beschließen, das Auto abzuschaffen. Vor allem junge Großstädter steigen auf das Fahrrad oder auf öffentliche Verkehrsmittel um. Doch manchmal kann man ein Auto ganz gut gebrauchen, etwa für Einkäufe, Ausflüge und Umzüge. „Ein eigenes Auto gilt mittlerweile oft als Werkzeug, um von A nach B zu kommen, nicht mehr als Statussymbol, zu dem man eine emotionale Bindung hat“, sagt Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbands Carsharing (BCS).

Wer sich kein eigenes Auto anschaffen möchte und dennoch nicht auf dessen Vorzüge verzichten will, für die oder den könnte Carsharing die Lösung sein. Die Idee dahinter: Viele Nutzer teilen sich ein Fahrzeug und sparen dadurch Kosten. Der BCS schätzt, dass ein geteiltes Auto bis zu zehn private Pkw ersetzt. Da es in Berlin immer mehr Anbieter gibt, die aufgrund der großen Konkurrenz mit Sonderkonditionen locken, könnte es sich gerade jetzt lohnen, Carsharing auszuprobieren.

NEUE MÖGLICHKEITEN

War das Carsharing vor zwanzig Jahren noch ökologisch motiviert, politisch stark aufgeladen und meist privat organisiert, bringen sich mittlerweile auch Konzerne in das Geschäft ein. Die Deutsche Bahn hat mit Flinkster einen eigenen Carsharing-Dienst. Daneben gibt es in Berlin vier weitere große Carsharingfirmen (siehe Tabelle) nach klassischem Muster mit festen Stationen.

Hinzu kommen zwei Anbieter, die ein neues Geschäftsmodell haben: Es gibt keine festen Park-Stationen für die Autos, sondern eine flexible Flotte, die sich über die Stadt verteilt. Dieses Konzept verfolgen der Autohersteller Daimler und der Autovermieter Europcar mit ihrem Gemeinschaftsprojekt Car2go. Seit vergangenem Donnerstag ist Car2go in Berlin am Start – mit einer Flotte von 1000 Smarts. BMW und Sixt haben mit Drive-Now ein ähnliches Angebot. Innerhalb eines festen Kerngebiets können diese Wagen nach einmaliger Zahlung einer Anmeldegebühr per Internet geortet, gebucht, gefahren, und irgendwo abgestellt werden – wo sie dann der nächste Kunde findet.

FÜR WEN ES SICH LOHNT

„Carsharing lohnt sich vor allem für Menschen, die nicht regelmäßig Auto fahren“, sagt Michael Bruns von der Stiftung Warentest. Die Tester haben verschiedene Angebote geprüft (Finanztest 03/2012). Ihr Fazit: Das Autoteilen ist vor allem für diejenigen attraktiv, die nicht mehr als 10 000 Kilometer pro Jahr mit dem Wagen zurücklegen. Außerdem muss man sich nicht um neue Winterreifen, den Tüv oder Wartungsarbeiten wie Ölwechsel kümmern.

Noch ist der Carsharing-Markt überschaubar, aber er wächst. Waren es im Januar 2011 noch 190 000 Carsharing-Nutzer, stieg die Zahl zu Beginn dieses Jahres auf 220 000, und der Trend hält an. Die meisten Kunden fahren durchschnittlich zwei bis drei Mal im Monat. Mobilitätsforscher Andreas Knie sieht Carsharing sogar als den Verkehrstrend der Zukunft.

DEN ANBIETER WÄHLEN

Die Wahl des passenden Anbieters ist schwierig. Es gibt viele unterschiedliche Tarife und Sonderkonditionen, je nachdem, was für einen Versicherungsschutz man möchte, ob man viel oder wenig fährt, ein großes oder ein kleines Auto möchte. Hinzu kommen Kombi-Angebote, bei denen auch Fahrräder genutzt werden können.

Manchmal bekommt man das Auto billiger. Flinkster gewährt Inhabern einer Bahncard Ermäßigungen, bei Cambio ist es die Monatskarte für den öffentlichen Nahverkehr. Auch für Studenten gibt es oft günstigere Angebote. Die Seite www.carsharing-berlin.de kann beim Vergleich helfen, sie finanziert sich durch Werbeanzeigen der Anbieter. Auch die Internetseiten der verschiedenen Carsharing-Anbieter bieten ihre Informationen größtenteils gut verständlich an.

BUCHEN

Einen Wagen buchen kann man per Telefon oder Internet. Bei Drive-Now und Car2go findet und bucht man die Fahrzeuge per Smartphone. Bei den stationären Anbietern muss man häufig den Zeitpunkt ansagen, an dem man das Auto wieder zurückbringt – meist im Halbstunden- oder Stundentakt. Landet man im Stau oder dauert die Fahrt aus anderen Gründen länger, kann es sein, dass der Verleiher einen Aufpreis verlangt. An Feiertagen sollte man frühzeitig vorbestellen, damit man auch tatsächlich einen Wagen bekommt.

STARTEN

Beim Start kommt modernste Elektronik zum Einsatz – Chipkarten und Pin-Geheimzahlen. Der Schlüssel befindet sich entweder im Handschuhfach oder in einem Tresor im Fahrzeugpark. Vor dem Fahren sollte der Wagen noch einmal durchgecheckt werden. „Das Wichtigste ist, dass man das Fahrzeug vor Fahrtantritt auf Schäden überprüft“, sagt Verbraucherschützer Bruns. Wer zum Beispiel eine Beule oder Kratzer findet, die noch nicht in der Schadensliste im Auto eingetragen sind, sollte dies gleich der Service-Zentrale melden. Ansonsten könnte man selber für den Schaden belangt werden. Bei Selbstbeteiligungen in Höhe von durchschnittlich 1000 Euro kann das teuer werden.

WAS BEI PROBLEMEN PASSIERT

Der Stiftung Warentest zufolge sind die Fahrzeuge über einen Schutzbrief versichert, der meist das Abschleppen, einen Ersatzwagen und sogar kostenlose Hotelübernachtungen abdeckt. Auch der Sprit ist meist im Preis enthalten. Neigt sich das Benzin dem Ende zu, erhalten die Kunden oft Freiminuten fürs Tanken. Dieses geschieht mit einer Karte, die im Wagen liegt. Wenn man eine Panne hat, sollte man gleich die Service-Zentrale verständigen. Ebenso bei einem Unfall – dann aber auch die Polizei, selbst wenn es sich nur um eine Beule handelt, die in ein fremdes Auto gefahren wurde.

FAHRTENDE

Bei den stationären Anbietern müssen die Kunden ihre Fahrzeuge meist wieder bei dem Fuhrpark abstellen, an dem sie es geholt haben. Die Plätze dort sind reserviert. Bei Drive-Now und Car2go können die Autos innerhalb eines festen Bereichs in der Stadt abgestellt werden. Zum Schluss muss noch ein Fahrbericht ausgefüllt werden mit Fahrzeugtyp, gefahrenen Minuten und Kilometern, Rückgabezeitpunkt und eventuellen Schäden.

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