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Zwischen Geschäft und Vergnügen. Schon die britischen Gentlemen’s Clubs dienten neben der Kontaktpflege auch dem Zeitvertreib.

© IMAGO

Business Clubs in Berlin: For members only

In Berlin ist eine stattliche Anzahl an exklusiven Business Clubs entstanden. Angesichts sehr unterschiedlicher Konzepte ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Das Kaminfeuer prasselt, Zigarren rauchende Geschäftsmänner, tief in die gediegenen Ledersessel versunken, tauschen ihre jüngsten Geschäftserfolge aus – eine Kulisse wie in einem britischen Film. Doch das Klischee ist nicht so weit von der Realität entfernt wie gedacht. Bei einem Besuch der Berliner Business Clubs begegnet man noch häufig der britischen Tradition des Gentlemen's Club – oft angereichert mit kreativen Konzepten oder sportlichen Schwerpunkten.

Überflüssig zu erwähnen, dass die Clubs hierzulande nicht – wie lange in „good old England“ – Männern vorbehalten sind. Ein gutes Drittel der Mitglieder ist in der Regel weiblich. Daher fällt auch eine einheitliche Begriffsfindung schwer, denn Gentlemen's Club kann man sie ja nicht mehr nennen. Doch vom Englischen kommt man nicht los: Als Lifestyle- und Social-Club bezeichnen sie sich. Und ja, natürlich sind sie auch Business Clubs. „Auf der Dachterrasse des Soho House gehen größere Deals über den Tisch als in der Zigarrenlounge des Capital Clubs“, sagt ein Insider der Clubszene.

Zeitvertreib ist so wichtig wie das Networking

Geschäftsleute, Politiker und Medienvertreter treffen in Clubs berufliche Verabredungen und können in Konferenzräumen ungestört Besprechungen abhalten. Genauso gut lassen sich die Räumlichkeiten aber auch für private Feiern nutzen, an der Bar die Whiskys oder im Restaurant die lukullischen Freuden genießen. Der Club dient als sozialer Raum – Zeitvertreib und Rückzug sind genauso wichtig wie das berufliche Netzwerken. „Gerade prominenten Mitgliedern ist eine private Atmosphäre wichtig, in der sie sich ungestört mit Menschen auf Augenhöhe treffen können“, sagt Manfred Gugerel, der Regionaldirektor von 54 Clubs in Europa ist.

Und Berlin wächst – um geschätzt netto 40 000 Menschen pro Jahr: Neben Prominenten zieht es Geschäftsleute, Lobbyisten, Kreative und Start-up-Unternehmer in die Hauptstadt, und nicht selten sind sie Mitglied in gleich mehreren Clubs. Einer von ihnen ist Alexander Reinhardt. Der Airbus-Manager zog vor gut einem Jahr in die Hauptstadt und ist Mitglied in gleich drei Berliner Clubs. „In München war ich bereits gut vernetzt. Hier in Berlin sollen mir die Clubs ermöglichen, meine Kreise beruflich und privat schnell zu erweitern“, berichtet Reinhardt.

Die Zukunft gehört den Kreativen und Start-ups

„Berlin ist ein Cocktail, der sich noch mischt“, beschreibt Alexander Wolf, der Dozent für Networking an der Business School der Credit Suisse ist – und ganz nebenbei auch einen eigenen Club betreibt, den derzeitigen Zustand der Hauptstadt. „Aber es ist ein Mythos zu glauben, dass Berlin wie jede andere Großstadt wird und traditionelle Clubs hier eine Chance haben“. Die Zukunft gehöre den Kreativen und Start-ups. „Aus der etablierten Wirtschaft wird in Berlin nie eine Community.“ Und dennoch waren es erst mal die traditionellen Clubs, die nach dem Mauerfall hier entstanden. Nach der Gründung des International Club Berlin 1994 öffnete 2001 der Berliner Capital Club seine Pforten. Es folgten 2002 der China Club Berlin und mehrere kleine Clubs – jeder mit einem eigenen Konzept. Einige mit Hotelbetrieb, andere mit Sportanlage. Andere wiederum agieren ohne eigene Lokalitäten.

Wolf, der mit Außergewöhnlich Berlin einen Club ohne eigene Räumlichkeiten gegründet hat, ist das zu wenig. „In anderen Städten übernehmen die Clubs auch bürgerschaftliche Verantwortung. Hier kochen sie alle nur in ihrem eigenen Sud.“ Er fordert, dass die Clubs der Stadt etwas zurückgeben müssten und nicht nur ihre Ressourcen ausschöpfen. So ist sein Club Mitinitiator der Berliner Olympiakampagne. Petra Jucho, Geschäftsführerin des International Club Berlin, mag das nicht so stehen lassen. „Wir engagieren uns zwar nicht politisch, aber karitativ. Die Erlöse des Weihnachtsmarkts kommen jedes Jahr einer sozialen Einrichtung zugute.“ Und das Soho House schickt mehrmals im Jahr Kochtrupps in Schulen.

Neu-Berliner haben auch ohne Empfehlung eine Chance

Gemeinsam ist den Clubs, dass sie nur Mitgliedern vorbehalten sind. Exklusivität und Prestige sind ihnen meist ebenso wichtig wie ihren britischen Vorläufern. Und Mitglied zu werden, ist in der Regel nicht einfach – gerade für Neuzugezogene. Denn sie brauchen die Empfehlung eines Mitglieds. Zumindest theoretisch. In der Praxis nehmen es viele Clubs nicht so genau, Neu-Berliner werden oft auch ohne Empfehlung aufgenommen. Alle aber werden vom Vorstand geprüft und zahlen meist eine deftige Aufnahmegebühr. Doch der Aufwand kann sich lohnen, vor allem für diejenigen, die möglichst schnell in Berlin beruflich Fuß fassen müssen.

Die Mondänen, die Sportlich-Familiären, die Traditionellen

Stilsicher und mit Liebe zum Detail. Der China Club Berlin.
Stilsicher und mit Liebe zum Detail. Der China Club Berlin.

© promo

Die Mondänen

Stilsicher und mit Liebe zum Detail hat die Designerin Anna Maria Jagdfeld den von ihr gegründeten China Club Berlin 2002 im fernöstlichen Stil eingerichtet – und ihrer zeitgenössischen chinesischen Kunstsammlung damit einen Raum gegeben. Selbstredend ist auch die Küche chinesisch. Die Dachterrasse des Clubs im Adlon Hotel ist vor allem im Sommer und an Silvester gefragt und bietet einen wundervollen Rundumblick auf die historische Mitte Berlins. Der Club legt Wert auf Stil und Internationalität: Ein knappes Drittel der 850 Mitglieder sind sogenannte Overseas Members, die nur gelegentlich im Club auftauchen. Partnerclubs im Ausland gibt es aber keine, man pflegt die Individualität. Lediglich ein weiteres Drittel der Mitglieder ist in der Hauptstadt ansässig. „Die Berliner brauchen ja eigentlich auch kein zweites Zuhause“, erklärt General Managerin Ariane Spieß den geringen heimischen Anteil. Die Berliner sind ihr dennoch wichtig. Alle Mitglieder sollen sich „Home away from home“ fühlen und einen Rückzugsort in der Bibliothek und den Suiten finden. Das Miteinander scheint da eher zweitrangig, auch wenn man Wert darauf legt, lieber als Social Club denn als Business Club verstanden zu werden.

Jahresbeitrag: 2000 Euro

Aufnahmegebühr: 10 000 Euro Foto: China Club Berlin

Tradition und Geschichte. Der International Club Berlin.
Tradition und Geschichte. Der International Club Berlin.

© promo

Die Sportlich-Familiären

Nicht nur die Einrichtung des International Club Berlin ist rein britisch, sondern auch seine Geschichte und vor allem der Schirmherr – Prinz Charles. Entstanden ist der Club aus dem 1945 gegründeten British Officers' Club. Und teilweise sieht er so aus, als seien die Briten gerade erst abgezogen. Bestechen kann der Club durch seine Außenanlage – eine grüne Oase zwischen Messegelände und Theodor-Heuss- Platz. Nach Abzug der Alliierten war der ICB zunächst als reiner Business Club gedacht, die Mitglieder rekrutierten sich vor allem aus der Wirtschaft und der Diplomatie. „Mit dem Mauerfall hat sich die Mitte Berlins aber verlagert, und plötzlich waren wir nur noch Randlage“, erzählt Geschäftsführerin Petra Jucho – für einen Businessclub zu weit weg vom Geschehen. Der Club stellte sich um und öffnete sich für Familien, die die Tennisplätze und das Schwimmbad vor allem am Wochenende nutzen. „Natürlich sind wir auch noch ein Businessclub, aber nicht ausschließlich.“ Wenn Jucho den Eindruck hat, dass Neumitglieder rein geschäftliche Interessen verfolgen, werden sie auch schon mal abgelehnt. „Unsere 1300 Mitglieder genießen vor allem die Ruhe und das Ungestörtsein, und so soll es auch bleiben.“ Für Internationalität sorgen regelmäßige Reisen in die zahlreichen Partnerclubs.

Jahresbeitrag: 1950 Euro (Familie), 1500 (Einzelperson)

Aufnahmegebühr: ein Jahresbeitrag Foto: ICB

Zigarren und Ohrensessel. Der Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt.
Zigarren und Ohrensessel. Der Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt.

© promo

Die Traditionellen

Wer Kaminfeuer und Ledersessel sucht, ist im Berlin Capital Club am Gendarmenmarkt genau richtig. Angelehnt an die britischen Vorbilder wurde 2001 im Gebäude des Hilton Hotels der angeblich „erste echte Business Club Berlins“ eingerichtet, wie Regionaldirektor Manfred Gugerel betont. Und auch sonst geht es ziemlich traditionell zu: mit Welcome Breakfast für Neumitglieder, Ladies Lounge und Kamingesprächen, Zigarrenzimmer und Konferenzräumen. Dem vielfältigen Veranstaltungsangebot steht eine relativ homogene Mitgliederschaft gegenüber. Diese setzt sich vor allem aus Führungspersönlichkeiten der Wirtschaft und Politik zusammen. „Die Stärke des Clubs ist das internationale Netzwerk“, betont Gugerel, denn jedes Mitglied hat Zugang zu den weltweit 250 angeschlossenen IAC-Clubs von Hongkong bis Kanada. Ein neu aufgelegtes Programm soll nun verstärkt junge Unternehmerpersönlichkeiten an Bord holen. Über einen Mangel an Interessierten kann sich der Club nicht beklagen. Die Mitgliederstärke hat sich seit der Gründung vor 13 Jahren auf mehr als 1600 vervierfacht. Über die Aufnahme eines neuen Mitglieds entscheidet ein Komitee. Ablehnungen gibt es zwar keine, aber auf der Warteliste zu landen, läuft ungefähr auf dasselbe hinaus.

Jahresbeitrag: 1375 Euro

Aufnahmegebühr: 4300 Euro Foto: Berlin Capital Club

Die Kreativen, die Engagierten und die Puristen

Diskretion ohne Krawatte. Das Soho House.
Diskretion ohne Krawatte. Das Soho House.

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Die Kreativen

Hier steppt der Bär. Im Unterschied zu den anderen Clubs ist im Soho House schon am frühen Morgen was los. Im ehemaligen Kaufhaus und späteren Büro des SED-Zentralkomitees an der Torstraße tummeln sich vor allem Kreative. Krawatte ist bei den Künstlern, Filmleuten und Designern verpönt. Zwischen grauen Betonsäulen und unter ausladenden Kronleuchtern findet sich kaum ein freier Tisch, dafür aber manch prominentes Gesicht. Doch Diskretion steht an erster Stelle. Entsprechend will sich General Manager Pierre Henrichs auch nicht über seine Mitglieder äußern, weder über Namen noch über deren Anzahl. Nur: „Es gibt eine lange Warteliste.“ Aufgenommen werden nur Menschen mit einem „spannenden Lebenslauf“. Seit seiner Gründung 2010 wächst vor allem der Anteil an internationalen Mitgliedern. Englisch ist Verkehrssprache. Wer es in den Club geschafft hat, darf sowohl Gastronomie, Veranstaltungsräume als auch Fitnesszentrum, Kino und die Dachterrasse mit Pool in Anspruch nehmen. Alle, die viel im Ausland unterwegs sind, können mit einer „Every-House“-Mitgliedschaft auch in den anderen elf Soho Houses in Großbritannien und den USA absteigen.

Jahresbeitrag 1200 Euro (nur Berlin)/1500 (international)

Aufnahmegebühr 200 Euro Foto: Soho House

Die Engagierten

Von anderen Clubs unterscheidet sich AußerGewöhnlich Berlin schon allein dadurch, dass der 2009 gegründete Club über keine eigenen Räumlichkeiten verfügt. Stattdessen findet einmal die Woche ein Frühstückssalon oder eine Abendveranstaltung bei einem der 150 Mitglieder statt, ob bei Daimler, im Fernsehturm oder auf dem Teufelsberg. Doch es geht nicht nur darum, sagt Gründer Alexander Wolf, nett zu plauschen. „Wir wollen die Menschen hinter den Funktionsträgern kennenlernen.“ Daher werden die Teilnehmer in Gruppen aufgeteilt und diskutieren unter Fragestellungen wie „Was würdest du für 580 Millionen Euro, die das Schloss kostet, in Berlin investieren?“ Vorgekommen ist es auch schon, dass Mitglieder ausgeschlossen werden. „Uns vereinen Werte wie Offenheit, Verlässlichkeit, Hilfsbereitschaft. Wenn ein Mitglied gegen diese Werte verstößt, legen wir ihm nahe, den Club zu verlassen“, sagt Wolf.
Jahresbeitrag: 888 Euro

Aufnahmegebühr: keine

Die Puristen

Gerade erst hat er sein fünfjähriges Bestehen gefeiert. Jetzt bekommt der Berlin Maximal Club einen neuen Namen:

Ab 2015 heißt er Tagesspiegel Wirtschaftsclub. Damit rückt der Business Club des Verlages näher an den Tagesspiegel heran, und seine Mitglieder sollen künftig stärker vom gesamten Multiplikatoren-Netzwerk des Medienhauses profitieren. „Der persönliche Charakter des Clubs bleibt erhalten“, sagt Clubchef Thomas Stannebein. Bei den Veranstaltungen des Clubs treffen die Mitglieder in anregenden Gesprächsrunden, die moderiert werden von Gerd Appenzeller, Chefredakteur des Wirtschaftsmagazins „Tagesspiegel Köpfe“, auf hochkarätige Gäste aus Politik und Wirtschaft. Bisweilen begegnet sich das 100 Köpfe zählende Netzwerk der Berliner Wirtschaft aber auch exklusiv an Orten in der Stadt, die gerade besonders spannend sind – beispielsweise auf der Baustelle der Staatsoper oder in der Gerhard-Richter-Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie.
Jahresbeitrag: 1500 Euro

Aufnahmegebühr: 500 Euro

Claudia Cohnen-Beck

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