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Im besten Fall wolkige Aussichten: Die Banken gehen in ihrer Herbstprognose von schwachem Wachstum aus.

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Exklusiv

„Bis Ende 2020 keine Zugkraft“: Bankenverband rechnet mit nur noch 0,5 Prozent Wirtschaftswachstum

In diesem Jahr gehen die Banken von einem Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent aus. Der Chefökonom der Deutschen Bank spricht sich gegen die schwarze Null aus.

Von Carla Neuhaus

Der Handelskonflikt mit den USA und der Brexit belasten die deutsche Wirtschaft so sehr, dass sie in diesem Jahr nur noch um 0,5 Prozent wachsen dürfte. Davon geht der Bankenverband in seiner Herbstprognose aus, die er an diesem Montag vorstellt und die dem Tagesspiegel vorab vorliegt. Darin heißt es: „Das Wirtschaftswachstum wird in Deutschland mindestens bis Ende 2020 keine nennenswerte Zugkraft haben.“

Zwar rechnet der Verband im nächsten Jahr wieder mit einem Plus von einem Prozent beim Wachstum. Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank, jedoch sagte: „Das klingt nicht schlecht, liegt aber vor allem daran, dass 2020 mehr Feiertage aufs Wochenende fallen und es weniger Brückentage gibt.“ Dieser Arbeitstageeffekt trage im nächsten Jahr 0,4 Prozentpunkte zum Wachstum bei. „Rechnet man das heraus, sieht man, dass sich die Wirtschaft auch im nächsten Jahr eher zäh entwickeln wird“, so Schneider.

Für ein Eingreifen der Bundesregierung sieht der Chefökonom trotzdem noch keinen Anlass: „Ein Konjunkturprogramm hielte ich aktuell für überzogen“, sagte Schneider. Dafür entwickle sich der Arbeitsmarkt noch zu gut. Wenig Verständnis hat er hingegen für das Bestreben der Bundesregierung, an der schwarzen Null festzuhalten. „Im Abschwung durch Sparen die schwarze Null zu verteidigen, würde diesen nur verstärken und wäre nicht zuletzt angesichts der insgesamt relativ entspannten Lage der Staatsfinanzen der falsche Weg.“

Auch dass der Solidaritätsbeitrag lediglich für einen Großteil der Deutschen, nicht für alle abgeschafft werden soll, hält Schneider für falsch. „Ausgenommen von der Abschaffung werden auf diese Weise die höheren Einkommensgruppen, in denen es aber auch viele kleinere Unternehmer und Selbstständige gibt, denen die Entlastung durchaus helfen könnte“, sagte er. Zudem hätten die Topverdienen in der Vergangenheit besonders hohe Solidaritätsbeiträge geleistet. „Da wäre es doch nur gerecht, wenn auch für sie nun der Soli gestrichen würde“, so Schneider.

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