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Michael O'Leary, Vorstandsvorsitzender der irischen Fluggesellschaft Ryanair.

© dpa

Billigfluglinie: Ryanair baut Angebot in Frankfurt aus

Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen das Flugzeug. Treiber der Entwicklung sind Billigflieger wie die irische Ryanair, die nun auch am größten deutschen Drehkreuz ihr Angebot massiv ausbaut.

Leicht ausgebeulte Jeans, offenes gestreiftes Hemd, die Lesebrille nach oben auf den Kopf geschoben - Michael O’Leary gibt sich am Dienstag im Konferenz-Center Squaire am Frankfurter Flughafen wie immer locker und flapsig. Und attackiert wieder einmal die viel zu teure Lufthansa und auch deren Tochter Eurowings, des nach Ansicht des Chefs der irischen Ryanair teuersten Billigfliegers in Europa. O’Leary betont auch, dass Ryanair auf der Lufthansa-Heimatbasis in Frankfurt Ende März mit den ersten zwei Maschinen starten und die Präsens bis Jahresende auf sieben Maschinen mit 24 Strecken aufstocken wird. „Wir werden im ersten Jahr von Frankfurt aus 2,3 Millionen Passagiere fliegen, auch Geschäftsreisende.“ Aber mehr als 20 Ryanair-Jets wird es auf absehbare Zeit auf Deutschlands größtem Flughafen nicht geben. „Dafür ist Frankfurt zu teuer, das wird für uns kein großer Standort“, sagt der Ire, dem der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport zum Start deutliche Gebührenrabatte einräumt.

Lufthansa wolle in Berlin die Preise erhöhen

Viele der Ryanair-Flüge, die ab Ende März von Frankfurt nach Alicante, Faro, Malaga und Palma de Mallorca starten, seien schon ausgebucht, sagt O’Leary. Auch Berlin-Tegel spielt für Ryanair weiter eine wichtige Rolle und sollte nach Ansicht des Managers aus Dublin auch nach der Eröffnung des neuen Berliner Großflughafens in Betrieb bleiben. „Das garantiert mehr Flüge, mehr Kapazität, mehr Auswahl und niedrigere Preise“, verspricht der Ryanair-Chef. „Berlin braucht Tegel“. London habe sogar sechs und Paris vier Flughäfen. Dass Lufthansa Tegel schließen wolle, sei klar. Schließlich wolle Deutschlands größte Airline auch in Berlin die Preise erhöhen. Die zweite Lufthansa-Basis in München ist für Ryanair derzeit aber kein Thema. Der Flughafen sei nicht wirklich interessant, zumal man dort an Billigfliegern nicht wirklich interessiert sei. Festhalten will Ryanair dagegen am 120 Kilometer von Frankfurt entfernten Flughafen in Hahn im Hunsrück, auch wenn er demnächst von einem chinesischen Investor übernommen werden sollte. Ryanair will zum Sommerflughafen in Hahn zwei weitere Strecken eröffnen. Von dort fliegt die Airline fast 40 Ziele in Europa und Nordafrika an.

„Warum ist das in Deutschland nicht genauso?“

Höchst verwundert zeigt sich O’Leary darüber, dass das Mieten von Air Berlin-Jets einschließlich der jeweiligen Besatzung - das sogenannte Wet Lease - nicht auf Widerstände der Kartellbehörden stößt, weil es faktisch eine Übernahme sei. Als Ryanair vor Jahren in Irland Aer Lingus und damit die Nummer eins die Nummer zwei übernehmen wollte, sei das untersagt worden. „Warum ist das in Deutschland nicht genauso?“ Lufthansa und ihrer Billigtochter Eurowings sagt er trotzdem weiter den Preiskampf an. Der Preis für ein Ryanair-Ticket werde in diesem Jahr weiter im Schnitt von 46 auf 40 Euro sinken.

Barsch beiseite wischt der Ire, der eigens mit einer Ryanair-Maschine von Dublin nach Frankfurt gekommen war, Vorwürfe von übermäßigen Verspätungen und schlechten Arbeitsbedingungen der Unternehmerin Eve Büchner, Gründerin und Geschäftsführerin von refund.me, einer führenden Entschädigungsfirma für Passagiere, die von übermäßigen Vertretungen betroffen sind. Das sei „Müll“, sagt O’Leary und wirft der  Unternehmerin vor, die geschädigten Passagiere auszunehmen. Schließlich verlange sie eine Provision von 40 bis 50 Prozent. Wer von Verspätungen bei Ryanair betroffen sei - was O’Leary zufolge bei einer Pünktlichkeitsquote von 90 Prozent die Ausnahme ist - solle sich direkt an sein Unternehmen wenden. Es werde pünktlich und schnell bezahlt. 2016 seien es insgesamt 50 Millionen Euro gewesen. Das sei allerdings zu viel, weil Ryanair selbst bei einem Ticketpreis von 9,99 Euro bei drei Stunden Verspätung die in der EU festgesetzte Summe von 250 Euro zahlen müsse. Das sei ein klarer Nachteil für Billigflieger. Auch die Kritik an Gehältern bei Ryanair weist O’Leary zurück: Piloten würden zwischen 75.000 bis 100.000 Euro verdienen, Flugkapitäne zwischen 120.000 und 160.000 Euro.

Erhebliche Nachteile sieht O’Leary auch für die Briten, wenn der Brexit umgesetzt werde. „Die Regierung in London und Premierministerin Theresa May haben dafür keinen Plan und keine Idee“. Den Flugverkehr von und auf die Insel werde der Brexit massiv treffen. „Es kann sein, dass es ab März 2019 keinen Flugverkehr mehr von Großbritannien nach Europa gibt“. Ryanair werde dann möglicherweise Flugzeuge von den britischen Flughäfen nach Irland oder auf den Kontinent abziehen. O’Leary hatte schon im vergangenen Jahr vor der Abstimmung deutlich Stellung bezogen gegen einen möglichen Austritt des Vereinigten Königreiches aus der EU. Jetzt hofft er auf ein weiteres Referendum. Die Briten werden nach Ansicht von O’Leary ihre Meinung ändern, wenn sie merken wie schlecht der Brexit für sie und das ganze Land sei.

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