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Bilanz von Rewe und Penny: Rewes Wette auf die Zukunft

Wie kein anderer Supermarkt investiert Rewe in die Digitalisierung. Obwohl viele Services noch gar nicht nachgefragt werden, setzt die Kette auf neue Technik.

Die Jahrespressekonferenz begann Rewe-Chef Lionel Souque mit einem Seitenhieb auf die Konkurrenz. Mit Blick auf seine Vorstandskollegen, die neben ihm auf dem Podium Platz genommen hatten, sagte er: „Es begrüßt Sie noch derselbe Vorstand wie im vergangenen Jahr – wir sind hier schließlich nicht bei der Schwarz-Gruppe.“

Es war eine Anspielung darauf, dass die Rewe-Konkurrenten Lidl und Kaufland, die beide zur Schwarz-Gruppe gehören, in den vergangenen Wochen jeweils ihre Vorstandsvorsitzenden verloren hatten. Souque hingegen, der seit 2017 an der Spitze von Rewe steht, darf sich sicher fühlen angesichts der Bilanz für 2018, die er am Mittwoch in Köln vorstellte.

Insgesamt steigerte der Handelskonzern seinen Umsatz im vergangenen Jahr auf gut 61 Milliarden Euro – ein Rekord und ein Plus von 4,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Diese Werte setzen sich allerdings nicht nur aus den Geschäften der Supermärkte im roten Design zusammen, denn zur Rewe Group gehören auch die Baumarktkette Toom, der Discounter Penny, einige Supermarktketten im Ausland sowie der Tourismus-Anbieter DER, der immerhin 6,7 Milliarden Euro zum Gesamtergebnis beitrug.

Investitionen gingen zurück

Das wichtigste Standbein bleiben allerdings die Rewe-Supermärkte in Deutschland. Sie kamen zusammen auf einen Umsatz von 23,8 Milliarden Euro. Auch das ist ein kräftiger Anstieg von 12,3 Prozent. Penny steigerte seinen Umsatz auf 7,6 Milliarden Euro und schreibt seit 2016 durchgehend schwarze Zahlen, wie Souque stolz anmerkte. Am Ende stand für den Rewe-Konzern ein Gewinn von 430 Millionen Euro.

Die einzige Kurve in der Rewe-Präsentation, die nach unten zeigte, war die der Investitionen. Sie sanken leicht auf 1,8 Milliarden Euro. Doch ausgerechnet das ist untypisch für Rewe. Denn das Handelsunternehmen aus Köln gilt als der experimentierfreudigste Supermarktbetreiber, wenn es um die Herausforderungen der Digitalisierung geht. Dementsprechend sollen die Investitionen 2019 auch wieder auf zwei Milliarden Euro steigen.

Lionel Souque, seit 2017 Vorstandsvorsitzender des Rewe Konzerns.
Lionel Souque, seit 2017 Vorstandsvorsitzender des Rewe Konzerns.

© dpa

„Wir haben das Geld, weiterhin viel im Bereich der Digitalisierung zu investieren, denn das ist für den langfristigen Erfolg sehr wichtig“, sagte Souque. Es gebe in diesem Bereich „dutzende Projekte“. Viele davon sind Wetten auf die Zukunft, zeigen jedoch einen positiven Trend. So ist der Rewe-Lieferservice 2018 um 15 Prozent gewachsen; bald soll es auch selbstständigen Rewe-Kaufleuten offenstehen, Waren darüber zu liefern. Allerdings wächst der Onlinehandel langsamer als angenommen, gab Souque zu.

Er wies zudem darauf hin, dass neue Technologie sich oft hinter den Kulissen abspielt. So setze Rewe auf künstliche Intelligenz, um mithilfe von Algorithmen die Bestellungen besser zu planen, damit weniger Abfall entsteht. 2019 soll zudem eine weitere Milliarde in neue Logistik-Zentren investiert werden. Ein neues, auf E-Commerce zugeschnittenes Lager sei im vergangenen Jahr gut angelaufen.

Mobiles Bezahlen ist ein Zukunftsthema

In Köln testet der Konzern in einer Filiale derzeit ein Konzept namens „Smart Shopping“. Hier können Kunden jeden Artikel schon beim Einkaufen entweder mit einer App auf ihrem eigenen Smartphone oder mit einem vom Supermarkt bereitgestelltem Gerät scannen. Beim Zahlen müssen sie die Waren nicht nochmal aus der Tüte holen, sondern lediglich den auf dem Smartphone ermittelten Betrag zahlen.

Auch mobiles Bezahlen ist aus Sicht des Rewe-Chefs ein wachsender Trend. Doch für viele Bereiche der Digitalisierung gelte, was Souques Vorstandskollege Jan Kunath sagte: „Das sind Entwicklungen, die kommen werden. In Deutschland vielleicht etwas später, aber sie werden kommen.“

Für Michael Gerling ist Rewe damit auf dem richtigen Weg. „Noch ist der Onlineanteil des Lebensmittelhandels zwar in homöopathischen Dosen. Doch die Marken müssen schon jetzt die Felder abstecken, um online ein Profil zu bekommen“, meint der Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts EHI Retail. „Rewe war hier immer Pionier, dort hat man ganz früh viel investiert.“

Rewe will sich von Discountern abheben

Ein Blick ins Ausland zeige allerdings, wie schwer es ist, online gewinnbringend zu wirtschaften. „Das Schweizer Unternehmen Migros galt immer als Vorreiter in diesem Gebiet und hatte stets die größten Online-Warenkörbe“, so Gerling. „Doch nicht einmal dort, konnte man bisher schwarze Zahlen schreiben.“

Kurzfristig scheint Rewe aber erstmal die Konjunktur in die Karten zu spielen. Nach einer Studie der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stiegen die Umsätze der Supermarktketten 2018 doppelt so stark wie die der Discounter. „Die Verbraucher sind bereit für Produkte mit hoher Qualität mehr Geld auszugeben. Das ist ein Trend, der den Supermärkten in die Karten spielt“, sagte GfK-Handelsexperte Robert Kecskes.

Doch auch in die Supermärkte selbst will Rewe viel Geld stecken. In Deutschland sollen im laufenden Jahr 340 Rewe- und Penny-Märkte neu eröffnen oder umgebaut werden. Zudem will sich Rewe weiter vom Discount abheben. „In unseren neuen Märkten werden 60 Prozent der Fläche auf Frische ausgerichtet sein“, kündigte Souque an. Der Schwerpunkt werde auf Bedienungstheken, kompetenter Beratung und Gastronomie liegen. Auch soll bald das gesamtes Bio-Segment bei Obst und Gemüse plastikfrei sein. In 600 Filialen in Baden-Württemberg werde das demnächst getestet. „Mit Klopapier und Konserven werden wir uns nicht profilieren können gegen Amazon und die Discounter.“

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