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Fast jeder arbeitet mit Windows, Betrüger haben daher eine hohe Trefferquote.

© Britta Pedersen/dpa

Betrug mit angeblichem Microsoft-Support: So versuchen Microsoft-Betrüger, Ihren Computer zu hacken

Die Polizei und Microsoft warnen vor Anrufern, die sich als Microsoft-Mitarbeiter ausgeben. Wie das geht? Ein Fall aus der Praxis.

Der Anruf kam in der Mittagszeit. Er arbeite für Microsoft, erklärte mir der Anrufer, und er müsse mir leider mitteilen, dass mein Computer gehackt worden sei. Der Mann sprach Englisch, so wie man es aus Bollywood-Filmen kennt. Sein Englisch war allerdings so schlecht, dass ich ihn bitten musste, das Ganze noch einmal zu wiederholen. Deshalb hatte ich Zeit, die vermeintlich schlechte Nachricht zu verdauen: Mein Computer sei von Verbrechern gekapert worden, und man müsse jetzt wirklich ganz schnell handeln, um Schlimmeres zu verhindern, beschwor mich der Anrufer. Er wolle mir dabei helfen, die Einstellungen des Computers wieder sicher zu machen. Ob wir jetzt gleich starten könnten? Nun muss man wissen, dass wir tatsächlich seit ein paar Tagen Probleme mit unserem Computer haben. Der Bildschirm spinnt, alles ist in ein hippiefarbenes Orange-Rosa getaucht. Und dann noch so ein Anruf. Da fragt man sich dann doch: Waren da vielleicht wirklich Hacker am Werk?

Eine Rückrufnummer zur Identifizierung? Die gibt es nicht

Aber einen Fremden in meinen Computer lassen? Das geht dann doch zu weit. Könnte ja jeder kommen. Ich bat um eine Rückrufnummer zwecks Identifizierung, die er mir nicht gab. Er rufe aus den USA an, sagte er, da könne ich ihn nicht erreichen. Ich schlug ihm vor, dass er mich am nächsten Morgen noch einmal anruft und legte auf.

Polizei und Microsoft warnen vor der Masche

Dann machte ich mich sachkundig. Das ging schnell. Microsoft und die Polizei warnen schon seit längerem vor der Masche mit dem vermeintlichen Support. Die Betrüger rufen an oder schicken Mails. Wer sie an seinen Computer lässt, handelt sich einen Haufen Probleme ein. Die Täter installieren Trojaner, mit denen sie Daten abgreifen, oder legen den Computer lahm, bis man Lösegeld zahlt. Einer Microsoft-Studie zufolge ist in Deutschland in den vergangenen zwölf Monaten jeder zweite Bundesbürger mit dieser Betrugsmasche in Kontakt gekommen, zum Glück hätten aber nur sieben Prozent den Betrügern geglaubt und sie an ihren Computer gelassen. Die Anrufe, so weiß das Berliner Landeskriminalamt, kommen aus Call-Centern in Asien, die entweder Verdacht Nummern ausprobieren oder Telefonnummern aufgekauft haben.

Was Betroffene tun können

Microsoft betont, dass die Firma niemals Kunden unaufgefordert anrufe, um schadhafte Geräte zu reparieren oder unaufgefordert Mails schicke. Wer von den Betrügern kontaktiert werde, solle das Gespräch beenden und auf keinen Fall Fremdsoftware installieren oder den Anrufern einen Fernwartungszugriff auf das Endgerät freigeben. Wer auf Drängen der Betrüger aber doch die Software installiert hat, soll das Gerät sofort vom Netz nehmen, die installierte Software beseitigen (lassen) und alle Passwörter ändern – vor allem für den Online-Banking-Account, rät Microsoft. Zudem möge man Microsoft den Vorfall melden und Strafanzeige stellen. Beides habe ich getan. Gehört habe ich seitdem nichts mehr. Weder von der Polizei noch von Microsoft und auch nicht mehr von den Betrügern. Angerufen haben sie nie mehr.

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