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Das Berliner Team vor der VDA-Zentrale: IHK-Chefin Beatrice Kramm, Jürgen Klinsmann, Michael Müller, Messechef Christian Göke und TU-Vizepräsidentin Christine Ahrend.

© DAVIDS/Sven Darmer

Berlins IAA-Bewerbung: Auch Jürgen Klinsmann will die Automesse in die Hauptstadt holen

Das Berliner Bewerbungsteam hat sich überraschend verstärkt: Jürgen Klinsmann möchte wie Michael Müller die Automesse IAA in Berlin haben.

Jürgen Klinsmann, so witzelte Berlins Messechef Christian Göke am Donnerstagnachmittag, sei der Einzige gewesen, der sich nicht habe vorstellen müssen. Die beiden Fußballfreaks kennen sich aus dem Aufsichtsrat von Hertha BSC, weshalb es für Göke auch leicht war, Klinsmann für das Berliner IAA-Team zu gewinnen. Göke und Klinsmann also, dazu der Regierende Bürgermeister Michael Müller, IHK-Präsidentin Beatrice Kramm, sowie TU-Vizepräsidentin Christine Ahrend präsentierten am Donnerstagmittag das Konzept Berlins vor einem Dutzend Marketingleuten aus der Autoindustrie.

Offenbar war die Performance gut, denn die Berliner verließen beschwingt die Zentrale des Verbands der Autoindustrie (VDA) am Bebelplatz. Neben Berlin bewerben sich München und Stuttgart, Frankfurt (Main), Hannover, Hamburg und Köln. Eine Stunde habe man präsentiert, erzählte Müller im Anschluss, sowie noch eine weitere halbe Stunde Fragen beantwortet.

Klinsmann fühlt sich geehrt

Hertha-Trainer Klinsmann eröffnete die Vorstellung Berlins mit einer Art Liebeserklärung für „die Stadt, die unglaublich in Bewegung ist“. Beispielhaft dafür sei Hertha BSC, wo derzeit „das vielleicht spannendste Fußballprojekt Europas“ laufe. Und dann zog Klinsmann noch eine Linie zum Auto beziehungsweise zur Mobilität, die ebenso die Menschen verbinde wie der Fußball. „Ich fühle mich total geehrt, hier mitmachen zu können“, sagte der Fußballer.

Die Grünen waren Thema

Bei den Marketingprofis aus der Industrie kam das wohl gut an. Jedenfalls wollte Müller bemerkt haben, wie ein Funke übersprang. „Viele haben erkannt, dass die neue IAA in Berlin gut aufgehoben wäre.“ Die Juroren hätten sich explizit erkundigt, wie weit der Stand sei beim autonomen Fahren in Berlin, und auch die Haltung der Grünen sei Thema gewesen. Ein Parteitag der Grünen hatte im Dezember gegen die IAA votiert, woraufhin auch die grüne Wirtschaftssenatorin Ramona Pop auf Distanz zu der Großveranstaltung ging.

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Da Pop nicht zum Bewerbungsteam gehören wollte, kam IHK-Präsidentin Kramm zur Präsentation aus Kapstadt angeflogen. „Ich finde es toll, die Bewerbung unterstützen zu können“, lächelte die Kammerpräsidentin am Donnerstagnachmittag die Reisestrapazen weg.

Müller betont Vielfalt der Stadt

Müller wiederum erzählte, wie er im Senat seine Unterstützung für die IAA angekündigt habe. Da es keinen Widerspruch gegeben habe, auch nicht von Pop, bewerbe sich also nicht nur die Messe Berlin für die IAA, sondern auch die Landesregierung, argumentierte Müller. Im Übrigen habe er die VDA-Jury auch auf die politische Vielfalt in Berlin hingewiesen, in der Mobilität permanent Stadtgespräch sei. „Das ist ja nicht schlecht für die neue IAA", meinte der Regierende Bürgermeister.

IAA in der ganzen Stadt

Die Messe, die bislang alle zwei Jahre auf dem Gelände der Frankfurter Messe stattfindet, soll künftig nicht mehr als reine Produktschau, sondern als „Mobilitätsplattform“ organisiert werden, die auch außerhalb der Messehallen stattfindet. „Für die austragende Stadt soll sie Impulsgeber für ein neues Mobilitätskonzept sein“, beschreibt VDA-Geschäftsführer Martin Koers die Zielsetzung. Die Besucher der neuen IAA sollten in der gesamten Stadt erleben können, „wie Smart Mobility in einer Smart City funktioniert“.

Frau Klinsmann fährt Tesla

Berlins Messechef Göke wiederum möchte mit der modernisierten IAA „das neue Mobilitätserlebnis (connected, autonomous, shared, electrified) erstmalig wirklich im Bewusstsein der Bevölkerung und der Politik verankern. Näher ran an den Kunden, die Multiplikatoren und die Politik“, so stellt sich das Göke vor. Die neue IAA könnte nach seiner Vorstellung nur drei bis fünf Tage dauern, aber in der Zeit „die weltweiten Medien beherrschen“.

Ob es Berlin wird, entscheidet sich voraussichtlich erst im März. Der VDA-Vorstand befasst sich nächste Woche mit den Ergebnissen des Castings vom 23. und 24. Januar und beschließt eine Shortlist. Favoriten dafür: Frankfurt, München und eben Berlin. Vielleicht auch wegen Klinsmann - obwohl der zu Hause in Kalifornien einen Tesla in der Garage hat. „Aber den fährt meine Frau.“

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