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Sind die echt? Die Berliner BWF-Stiftung hat Anlegern Gold verkauft - ein Großteil der Barren waren Attrappen.

© dpa

Berliner BWF-Stiftung: Die Falschgold-Händler von Zehlendorf

Die Barren lagerten in einer Berliner Villa. Sie waren aus Gold. Tatsächlich? Die Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung soll tausende Anleger geprellt haben. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage eingereicht.

Von Carla Neuhaus

Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Das mussten die mehr als 6000 Anleger erfahren, die ihr Erspartes der Berliner BWF-Stiftung anvertraut haben: Die hatte ihnen Gold verkauft – mit der Zusage, es für sie aufzubewahren und später zu einem höheren Preis wieder abzukaufen. Der Haken: Ein Großteil des Goldes, das die Stiftung für sie gehortet hat, war nicht echt. Vor gut einem Jahr flog das auf – Beamte durchsuchten die Villa in Zehlendorf, in deren Keller die Barren lagen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Verdächtige erhoben. Sie wirft ihnen unter anderem gewerbs- und bandenmäßigen Betrug vor. Das bestätigte eine Gerichtssprecherin am Montag dem Tagesspiegel.

In den nächsten Wochen muss das Berliner Strafgericht die Anklage nun prüfen – es gilt aber als wahrscheinlich, dass sie zugelassen wird. Den Verdächtigen droht im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu zehn Jahren. Drei von ihnen sitzen derzeit bereits in Untersuchungshaft.

Ein Großteil des Golds war nicht echt

Unter dem Dach der Berliner Wirtschafts- und Finanzstiftung (BWF) sollen sie Anlegern fast 50 Millionen Euro abgenommen haben. Dabei haben sie die Betroffenen mit einem Versprechen gelockt: Die Anleger sollten Gold kaufen, später würde die Stiftung es ihnen zu einem deutlich höheren Preis wieder abnehmen – und zwar unabhängig davon, wie sich in der  Zwischenzeit der Goldpreis entwickeln würde. Als besonderen Service bot die Stiftung den Kunden an, das Gold für sie in ihrem Hochsicherheitstresor in Zehlendorf zu lagern. Im Gegenzug behielten die Verdächtigen sich vor, in der Zwischenzeit mit dem Gold zu handeln, um die versprochene Rendite zu erwirtschaften. Wer Zweifel bekam, wurde in den Keller geführt: Dort lagerten im Tresor tatsächlich Barren. Allerdings waren das zu einem Großteil Attrappen. Bei einer Razzia stellten die Ermittler nämlich vier Tonnen Edelmetall sicher – laut Bundesbank waren davon gerade einmal 324 Kilogramm echt.

Tatort Zehlendorf. Im Keller dieser Villa haben die Verdächtigen das Gold gehortet.
Tatort Zehlendorf. Im Keller dieser Villa haben die Verdächtigen das Gold gehortet.

© Thilo Rückeis

Bestellt haben die Berliner die Attrappen wohl im Internet. Nach Informationen des Magazins Capital haben die Ermittler bei den Beschuldigten nämlich unter anderem eine Rechnung einer Firma aus dem Schwarzwald gefunden, die Gold-Dummys vertreibt. Das sind Attrappen von Goldbarren, die Händler zum Beispiel für Werbung nutzen. Die Berliner sollen die Rechnung allerdings gefälscht und Begriffe wie „Dummy“ oder „zu Werbezwecken“ geändert haben. Abgeheftet haben sie das Schreiben dann unter „Betriebskosten“.

Auch die Vermittler stehen im Visier

Vertrieben hat die Stiftung ihre Goldanlage zu einem Großteil über ein Netz privater Vermittler. Sie sollen dafür in Berlin, Hamburg und Köln geschult worden sein – zumindest hat die Stiftung an diesen drei Standorten jeweils einen „Campus“ als Ausbildungsstätte betrieben. Diese Vermittler stehen nun allerdings auch selbst im Visier: Sie hätten ahnen müssen, auf welch krude Geschäfte sie sich da einlassen. Anleger haben zum Teil bereits Klage gegen sie eingereicht. In Nürnberg war eine Geschädigte damit vor dem Landgericht gerade erfolgreich: Ihr muss der Vermittler nun 20 000 Euro zahlen.

Derweil gestaltet es sich für die Anleger mehr als schwierig, von der Stiftung selbst Geld zurückzubekommen. Denn noch ist nicht einmal klar, wem das wenige echte Gold gehört, das die Ermittler im Tresor gefunden haben: der Berliner Stiftung oder einer übergeordneten Firma namens TMS Dienstleistungs GmbH. Letztere soll den An- und Verkauf der Edelmetalle nämlich abgewickelt haben.

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