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Neue Ausrichtung. Die IAA hat sich überlebt und könnte mit einem neuen Profil in Berlin neu starten.

© imago images / rheinmainfoto

Berlin ist Favorit für die neue IAA: „Ein Eco-System, das in diesen Tagen die ganze Stadt einbezieht“

Michael Müller empfängt die Spitze des Autoverbandes, die Messe Berlin verspricht einen Neuanfang - und Sigmar Gabriel hat gute Chancen als Autopräsident.

Berlin intensiviert die Bemühungen um die Internationale Autoausstellung (IAA) und hat offenbar gute Karten. Nachdem der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) kürzlich in einem Brief an die großen Autokonzerne für die Stadt als Standort der Messe geworben hatte, gab es positive Resonanz von BMW und VW. Um das Thema im Sinne Berlins zu forcieren, hat Müller nun für den 1. November die Spitze des Verbandes der Automobilindustrie (VDA) ins Rote Rathaus eingeladen.

Erwartet werden VDA-Präsident Bernhard Mattes sowie VDA-Geschäftsführer Martin Koers. Auch Christian Göke, Chef der landeseigenen Messe Berlin, wird bei dem Treffen dabei sein. Die Messegesellschaft hatte bereits im Juli ein Bewerbungsschreiben für eine neue IAA beim VDA eingereicht und wirbt mit dem besonderen Image der deutschen Hauptstadt: „Berlin ist Neuanfang. Ohne weiteren Kommunikationsbedarf. National und international“, heißt es in dem Schreiben.

Bislang fand die größte Automesse der Welt alle zwei Jahre in Frankfurt am Main statt. Der Vertrag mit der Frankfurter Messe läuft in diesem Jahr ab und das bisherige IAA-Konzept hat sich überlebt. Unter der Leitung von Koers entwickelt eine Arbeitsgruppe im VDA derzeit ein neues Profil, das dem gut 20-köpfigen VDA-Vorstand auf dessen nächster Sitzung am 7. November vorgestellt wird.

Die Überlegung, die Messe alle zwei Jahre in anderen Städten zu veranstalten, wurde inzwischen aufgegeben: „Ein Branding funktioniert nur, wenn die Messe an einem Ort stattfindet“, heißt es beim VDA. Künftig soll im Rahmen der IAA intensiver über die Mobilität der Zukunft diskutiert und Mobilität mit all ihren Facetten „in einem Reallabor erfahrbar gemacht werden“.

Berlin ist dafür offenbar geeignet: „Bei sehr vielen Ausstellungsmachern“ werde mit Wohlwollen auf die Berliner Bewerbung geschaut, hieß es bei einem Autohersteller. Die Messe Berlin wirbt für den hiesigen Standort unter anderem mit dem Erfolg der Funkausstellung Ifa, die vom einst zweijährigen Rhythmus auf ein jährliches Format umgestellt wurde. Das schwebt Messe-Chef Göke auch für die IAA vor. Er will die Schau als globale Leitveranstaltung der Autoindustrie verteidigen und gleichzeitig mit einer neuen IAA „globaler Taktgeber“ sein. Die Messe müsse „das neue Mobilitätserlebnis (connected, autonomous, shared, electrified) erstmalig wirklich im Bewusstsein der Bevölkerung und der Politik verankern. Näher ran an den Kunden, die Multiplikatoren und die Politik“. Die neue IAA soll drei bis fünf Tage dauern und „die weltweiten Medien beherrschen“.

"Zunehmende Autofeindlichkeit in Städten"

Der Berliner Messegesellschaft schwebt eine Art Plattform vor mit Teilnehmern und Partnern aus Industrie und Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik für die die knappe IAA-Woche der Höhepunkt des Jahres ist. „Ein Eco-System, das in diesen Tagen die ganze Stadt einbezieht und zeigt, wie zunehmende Autofeindlichkeit in Städten und hohe Wertschätzung des Pkws harmonisch in ein größeres System eingebunden werden können.“ Das werden Göke und Müller der VDA-Spitze am 1. November zu erklären versuchen. Dass es bereits am 7. November im VDA eine Entscheidung geben wird, ist indes unwahrscheinlich.

Offen ist auch, ob sich dann der Vorstand, in dem alle großen Hersteller und Zulieferer vertreten sind, auf einen Mattes-Nachfolger verständigen kann. Der VDA-Präsident gibt das Amt Ende des Jahres auf. Mit der Suche eines Präsidenten ist Arndt Kirchhoff beauftragt, Chef der Kirchhoff-Gruppe aus Iserlohn. Er hatte einige Namen auf der Liste, die alle Erfahrungen in der Politik haben und gut vernetzt sind.

Wie es heißt, wird vorzugsweise ein Unionspolitiker gesucht, weil es in absehbarer Zeit vermutlich keine Regierung ohne CDU/CSU-Beteiligung geben wird. Günter Oettinger darf nicht wegen der „Abklingphase“ nach der Zeit als EU-Kommissar, und der Stuttgarter Innenminister Thomas Strobl, Schwiegersohn von Wolfgang Schäuble, hat nur eine Außenseiterchance.

Womöglich kommt doch Sigmar Gabriel in Betracht. Der ehemalige SPD-Chef und Bundeswirtschaftsminister wird seit längerem gehandelt für den Posten an der Spitze der wichtigsten Industriebranche. Auf der Shortlist von Kirchhoff stehen angeblich nur noch Gabriel und ein Unionspolitiker mit „Erfahrung in der politischen Verbandsarbeit“, wie es im VDA heißt. Kirchhoff und der Daimler-Chef Ola Källenius wollen in den nächsten Tagen mit den beiden Kandidaten sprechen.

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