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Die Bahn zahlte ihren Ex-Managern häufig gut dotierte Berater-Verträge.

© Arno Burgi/dpa

Berater-Affäre bei der Bahn: 374.850 Euro für einen halben Tag Arbeit im Monat

Weil ein Ex-Manager des Konzerns "Existenzängste" vorbrachte, bekam er einen lukrativen Berater-Job. Ein Gutachten zeigt das Ausmaß der Affäre bei der Bahn.

Es ist eigentlich eher unwahrscheinlich, dass man sich nach einer Karriere als Personalvorstand im Bahn-Konzern um das eigene finanzielle Überleben sorgen muss. Einem Manager der Bahn-Tochter Schenker ging es wohl trotzdem so. Als sein Vertrag aufgelöst wurde, sah er dadurch "seine wirtschaftliche Existenz gefährdet". Deshalb fragte er den damaligen Bahnvorstand Ulrich Weber, ob er nicht weiterhin als Berater für den Konzern arbeiten könne.

Der stimmte zu - und verschaffte dem Mann damit einen äußerst lukrativen Job. Für insgesamt 374.850 Euro beriet er die DB Mobility Logistics fortan im Bereich "Internationalisierung der Personalarbeit". In der Praxis bedeutete das: Einmal im Monat traf er Weber für einen halben Tag.

So jedenfalls beschreibt es ein laut "Handelsblatt" ein von der Bahn in Auftrag gegebenes Gutachten der Unternehmensberatung EY, das die Berateraffäre bei der Bahn aufklären soll. "Eine Leistungserbringung konnte allenfalls in geringem Umfang festgestellt werden", heißt es demnach in der Untersuchung. Die Vergütung sei "nicht marktüblich" gewesen.

Die Bahn zieht nun erste Konsequenzen aus den Ergebnissen. So soll ein noch bis 2020 laufender Vertrag mit dem langjährigen Berater Edmund Schlummer gekündigt werden, berichtet das "Handelsblatt" weiter. Schlummer war früher Vorstand der Tochter DB Cargo.

Bis zu 7,89 Millionen Euro bekam ein Berater

Von insgesamt 25 Ex-Bahn-Managern, die ihren ehemaligen Arbeitgeber nach dem Ausscheiden berieten, kassierte er mit einer Summe von 7,89 Millionen Euro Honorar am meisten. Bahn-Chefkontrolleur Michael Odenwald sagte, bis zu einer endgültigen Entscheidung ruhe "der Vertrag von Herrn Schlummer". Aus diesem Vertrag würden "keine Leistungen abgerufen und schon gar nicht vergütet".

Insgesamt wurden laut dem EY-Gutachten 57 von 60 Beraterverträgen zwischen 2008 und 2018 ohne Zustimmung des Konzernaufsichtsrats geschlossen. Sie kommen zusammen auf ein Volumen von rund 13 Millionen Euro. Der aktuelle Bahn-Chef Richard Lutz hat eine Aufklärung der Affäre versprochen und nach eigenen Angaben den Aufsichtsrat auch unmittelbar eingeschaltet, sobald im Winter die Konzernrevision bemerkt hatte, dass es Verträge ohne Wissen des Kontrollgremiums gab.

Lutz war in der fraglichen Zeit Finanzvorstand des Staatskonzerns; er selbst hätte also nicht von den Vorgängen wissen müssen. Problematisch könnten die EY-Ergebnisse aber für Bahn-Vorstand Berthold Huber werden. Zumindest im Fall von Ulrich Homburg. Dieser musste das Unternehmen 2015 verlassen. Nachdem er im Zuge der Abfindungsgespräche bereits einen Berater-Job dotiert mit 300.000 Euro angeboten bekommen hatte, unterzeichnetet Huber einen weiteren Vertrag über 171.000 Euro laut dem "Handelsblatt" persönlich - ohne dass er den Aufsichtsrat davon informierte. Insgesamt vergab die Bahn laut EY drei Beraterverträge an Homburg, der dafür insgesamt über eine Million Euro bekam. Gemäß der Gutachter war diese Vergütung allerdings angemessen in Hinblick auf seine Gegenleistungen, die er vertragsgemäß erbrachte.

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