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Wegen einer gesunkenen Nachfrage in Europa soll die Küchenmaschine Thermomix nicht länger am Sitz des Unternehmens Vorwerk in Wuppertal gefertigt werden.

© Rolf Vennenbernd/dpa

Beliebtes Küchengerät: Thermomix-Produktion in Wuppertal wird eingestellt

Er galt als das „iPhone aus Wuppertal“, doch nun soll der Thermomix in Shanghai produziert werden. 200 Arbeitsplätze werden bei der Firma Vorwerk gestrichen.

Er kann dampfgaren, emulgieren, kneten, kochen, mahlen, erhitzen, mixen, rühren, schlagen, vermischen, wiegen, zerkleinern und neuerdings auch anbraten, karamellisieren, fermentieren, garen und langsam kochen. 17 Funktionen hat der Thermomix6, den die Firma Vorwerk im März für stolze 1359 Euro auf den Markt gebracht hat – doch Arbeitsplätze retten kann die Allzweck-Küchenwaffe offenbar nicht.

Fünf Jahre nach dem großen Hype des Thermomix5 stellt das Traditionsunternehmen Vorwerk zum Jahresende die Produktion des Thermomix (TM) am Stammsitz in Wuppertal ein und und erweitert stattdessen die Produktion in Shanghai. 200 Arbeitsplätze sind im Zuge von Umstrukturierungen in Wuppertal betroffen, bis zu 85 betriebsbedingte Kündigungen möglich. Dies sagte Vorwerk-Sprecher Michael Weber dem Tagesspiegel und bestätigtet damit einen Bericht der „Rheinischen Post“. „Wir befinden uns in einer Phase der Konsolidierung nach Jahren des Wachstums.“

"Hexenkessel für Hausfrauen"

Der Boom beginnt für das Familienunternehmen überraschend. Bereits seit Anfang der 60er Jahre werden Vorgängermodelle des Thermomix vor allem in Frankreich verkauft. Doch der ganz große Erfolg kommt erst, nachdem Vorwerk 2014 den TM5 auf den Markt bringt. Innerhalb von neun Monaten verkauft das Unternehmen eine Million Geräte – bei einem Stückpreis von knapp 1200 Euro. Vor allem das schlichte, helle Design, das bewusst an die erfolgreichen Apple-Produkte angelehnt ist, überzeugte die Kritiker. In den Medien wird der Thermomix als „Hexenkessel für Hausfrauen“ und „iPhone aus Wuppertal“ gefeiert. Der TM5 beschert Vorwerk Wachstumsraten von teils 50 Prozent, Deutschland wird zum wichtigsten Markt.

„Es war klar, dass wir dieses unglaubliche Wachstum nicht halten können“, sagt Michael Weber, der den Markt für das Küchengerät aber noch nicht gesättigt sieht. Er betont, dass man lediglich die Produktion in Wuppertal zurückfahre, wo man „relativ kleine Serien“ hergestellt habe, beispielsweise für den britischen Markt mit anderen Steckern oder niedrigeren Stromstärken.

Der Hauptproduktionsstandort in Frankreich, wo Firmenangaben zufolge drei Viertel aller Geräte vom Band gehen, bleibe erhalten. Die Verlagerung der Produktion nach Fernost – wo Vorwerk schon länger ein Werk betreibt – sei zudem nicht nur aus Spar-Gründen, sondern auch mit strategischen Überlegungen gefallen. So habe man in China dreistellige Wachstumsraten. „Es macht doch nur Sinn, wenn der Markt in Asien so schnell wächst, dass wir vor Ort produzieren.“

Fans sind unzufrieden mit dem neuen Gerät

Für die 2500 Mitarbeiter am Sitz in Wuppertal könne dies sogar Vorteile bringen, da man dort weiter Motor und Messer des TM6 herstellen werde, sagt Weber. Steige der Bedarf an dem Küchengerät in Asien, steige auch der Export aus dem Wuppertaler Werk.

Unter den Anhängern des Thermomix herrscht dagegen scheinbar wenig Verständnis. „Man hat sich lange auf den Lorbeeren ausgeruht und dafür gibt es die Quittung“, schreibt eine Nutzerin auf Facebook. In speziellen Rezept-Gruppen begegnen sich dort teils über 100.000 Mitglieder.

Viele Reaktionen wirken verärgert. Der TM6 bringe keine wirkliche Innovation mit sich, sei überteuert und zudem müsse man bis zu zwölf Wochen auf die Auslieferung warten. Auf Nachfrage bestätigt dies eine Sprecherin: „Mit der Nachfrage am TM6 haben wir nicht gerechnet.“

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