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Verschiedene gesetzliche Krankenkassen müssen im kommenden Jahr die Zusatzbeiträge erhöhen.

© imago images/photothek/ ThomasTrutschel

„Beitragstsunami“ bis 2023: Zusatzkosten bei gesetzlichen Krankenkassen steigen weiter an

19 von 97 Kassen haben laut einem Bericht zum 1. Januar den Zusatzbeitrag erhöht. Branchenvertreter befürchten flächendeckende Steigerungen im kommenden Jahr.

Mehr als jeder Vierte der 73 Millionen gesetzlich Versicherten muss in diesem Jahr höhere Beiträge an seine Krankenkasse zahlen. Das berichtet die „Welt am Sonntag“ auf Grundlage einer Auswertung der zu Jahresbeginn vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) veröffentlichten Beitragsliste. Demnach haben 19 von 97 gesetzlichen Krankenversicherungen den Zusatzbeitrag erhöht.

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Darunter befinden sich neun der insgesamt elf Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK). Bei diesen neun sind allein knapp 21 Millionen Menschen versichert. Den Beitrag gesenkt haben zum Jahreswechsel lediglich neun sehr viel kleinere Betriebskrankenkassen (BKK). Die teuerste aller gesetzlichen Krankenkassen ist 2022 die bundesweite BKK24 mit einem Satz von 17,1 Prozent, die günstigste die BMW BKK mit 14,9 Prozent.

Die Krankenkassen sehen nun die neue Bundesregierung in der Pflicht. „Wenn die Politik nicht aktiv gegensteuert, wird es 2023 einen Beitragstsunami geben“, sagte Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, der drittgrößten Kasse. Er geht davon aus, dass ohne den zusätzlichen Bundeszuschuss in Höhe von 14 Milliarden Euro die Beiträge schon 2022 im Durchschnitt nicht nur um 0,1 Prozentpunkte, sondern um einen Prozentpunkt gestiegen wären.

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„Wir brauchen jetzt dringend einen schonungslosen Kassensturz für die Finanzen der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung bis zum Jahr 2025“, sagt DAK-Vertreter Storm. Dies sei eine vordringliche Aufgabe der neuen Bundesregierung. „Bundesfinanzminister Christian Lindner muss mit dem Haushaltsplan, den er Anfang März vorlegt, die Frage beantworten, wie es mit der GKV-Finanzierung weitergeht.“ Nur dann sei es noch möglich, einen starken Beitragssatzanstieg in den kommenden Jahren zu verhindern.

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Krisen nur durch staatliche Sonderzahlungen abgewendet

„Die finanzielle Perspektive der gesetzlichen Krankenversicherung GKV hat sich zuletzt verdüstert“, sagte auch Carola Reimann, die neue Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, der Zeitung. Drohende Milliardenlöcher in den Jahren 2021 und 2022 hätten nur durch staatliche Sonderzuschüsse und den Rückgriff auf Kassenreserven gestopft werden können.

Bei den AOKen sei hinzugekommen, dass ein neuer Verteilungsschlüssel der Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds massiv zu ihren Lasten gegangen sei. Das alles habe Beitragsanpassungen notwendig gemacht. „Und auch für das Jahr 2023 zeichnen sich schon wieder GKV-Defizite in ähnlicher Größenordnung ab“, sagte Reimann.

Bei allen Kassen setzt sich der Beitrag aus dem allgemeinen Beitragssatz in Höhe von 14,6 Prozent des Bruttoeinkommens und einem Zusatzbeitrag zusammen, den jede Kasse für sich festlegen kann. Beide Beitragsteile werden je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer bezahlt. Bei einer Erhöhung des Zusatzbeitrags haben die Versicherten ein Sonderkündigungsrecht. (KNA, AFP)

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