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Vor allem Sparkassen und Volksbanken hatten zuletzt mit höheren Gebühren von sich reden gemacht.

© imago/Newscast

Bankkosten: Fast jedes dritte Institut erhöht Gebühren

Private Bankkunden müssen sich weiterhin auf steigende Gebühren einstellen. 32 Prozent der deutschen Banken wollen nach einer Umfrage der Unternehmensberatung EY (Ernst & Young) noch in diesem Jahr die Gebühren für Girokonten, Überweisungen, Kreditkarten oder Abhebungen erhöhen oder haben das bereits getan.

Angeblich hat nur knapp ein Drittel der Banken und Sparkassen in Deutschland in diesem Jahr an der Gebührenschraube gedreht oder hat dies noch vor. Auf die Frage, ob sie Preise für Privatkunden in diesem Jahr erhöht haben oder dies planen, antworten fast 70 Prozent Top-Führungskräfte von Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken, sie hätten dies nicht vor.

Das ist eines von mehreren erstaunlichen Ergebnissen des aktuellen Banken-Monitors der Unternehmensberatung Ernst&Young (E&Y) die am Montag in Frankfurt vorgestellt wurde. Auch der für die im April durchgeführte Umfrage unter rund 140 Banker verantwortliche E&Y-Experte Dirk Müller-Tronnier ist verwundert, unter anderem auch darüber, dass nur ein Viertel der Entwicklung und Einführung neuer Produkte hohe Bedeutung zumessen und nur acht Prozent der Zusammenarbeit mit Fintechs.

Immer wieder hatten vor allem Sparkassen und Volksbanken in den letzten Wochen und Monaten mit höheren Gebühren etwa für Girokonten von sich reden gemacht und zuletzt vermehrt auch mit Negativ-Zinsen für Privatanleger. Zugleich betonen Banken- und Sparkassen-Verbände seit längerem, dass die Zeiten, in denen Bankdienstleistungen wie etwa das Girokonto kostenfrei angeboten würden, vorbei seien.

Müller-Tronnier zufolge schränkt der harte Banken-Wettbewerb in Deutschland und die Tatsache, dass es immer noch zu viele Institute gibt, zwar die Möglichkeit ein, unbeschränkt an der Preisschraube zu drehen. Umso mehr verwundert ihn, dass die Geldhäuser weniger als erwartet über neue Produkte nachdenken und der Kooperation mit Fintechs, die sie bei etlichen klassischen Bankdienstleistungen attackieren, relativ wenig Aufmerksamkeit widmen. Angesichts der niedrigen Zinsen forcieren die Banken zudem auch den Vertrieb anderer Anlageprodukte wie Investmentfonds nur wenig. Nur 20 Prozent erwarten hier in den nächsten zwölf Monaten eine weitere Nachfrage.

Dagegen steht Kostensenkung bei den Geldhäusern weiter ganz oben auf der Agenda. Für 75 Prozent hat dies hohe Priorität mit Folgen für die Beschäftigten. 43 Prozent der Bank-Manager erwarten, dass der Personalbestand bis Mitte 2018 sinken wird. „Die Beschäftigungslage im deutschen Bankensektor bleibt angespannt“, sagt Müller-Tronnier. Auf das Personal entfielen bei den Banken mehr als die Hälfte der Betriebskosten. „Vor diesem Hintergrund sind weitere Stellenkürzungen realistisch“. Gleichzeitig wird sich auch bei der Vergütung nicht viel tun: 70 Prozent rechnen mit keiner Veränderung, 17 Prozent mit einer sinkenden Entlohnung.

Andererseits sind die Perspektiven für das Kreditgeschäft vor allem mit Firmenkunden angesichts der guten Konjunkturentwicklung deutlich besser als in den vergangenen Jahren. 94 Prozent rechnen mit einem positiven Trend, 20 Prozent wollen mehr Kredite an Unternehmen vergeben, wobei die Preise und Zinsen eher nach oben zeigen, was der Ertragslage der Banken zugute kommen würde. Allerdings werden nicht alle Branchen gleich eingeschätzt. Erhebliche Abschläge gibt es für die Automobilindustrie, und auch an Finanzdienstleister wollen die Institute Kredite eher restriktiv vergeben. Dagegen werden IT, Handwerk und Gesundheitswesen positiv eingeschätzt. Zuversichtlich bewerten die Banken auch das Geschäft mit vermögenden Privatkunden und mit Immobilienkrediten an Verbraucher.

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