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Finstere Geschäfte will die Deutsche Bank ausgliedern.

© REUTERS

Bad Bank geplant: Die 522 Milliarden der Deutschen Bank, die niemand haben will

Die Deutsche Bank scheint eine Bad Bank gründen zu wollen, um schlechte Vermögenswerte auszugliedern. Erinnerungen an die Finanzkrise werden wach.

Jetzt denkt offenbar auch die Deutsche Bank über die Einrichtung einer „Bad Bank“ und damit einer separaten Abwicklungseinheit für kritische Vermögenswerte nach. Papiere im Volumen von bis zu 50 Milliarden Euro sollen in eine solche Bad Bank verschoben werden.

Entsprechende Berichte dementierte das Institut am Montag nicht, betonte aber, dass man auf der Hauptversammlung Ende Mai angekündigt habe, zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen, um die Transformation zu beschleunigen und die Profitabilität nachhaltig zu steigern.

„Wir sind zu harten Einschnitten bereit“, hatte Vorstandschef Christian Sewing gesagt. „Wir werden die Transformation beschleunigen, indem wir die Bank konsequent auf die profitablen und wachsenden Bereiche ausrichten.“ Details nannte er allerdings nicht. Möglicherweise passiert das am 24. Juli, wenn die Zahlen für das erste Halbjahr auf den Tisch kommen.

Der Marktwert ihrer Derivate, auf die die Idee einer Bad Bank offenbar zielt, lag Ende März nach Angaben des Instituts bei 331 Milliarden Euro. Eine Auslagerung von 50 Milliarden Euro hätte damit nur einen überschaubaren Effekt, sagen Analysten.

Immerhin zwei Prozent bergauf

Finanzexperten der Grünen fordern deutlich mehr. Eine Bad Bank könne nur der Anfang sein. Die Bank müsse Risiken im großen Stil abbauen und sich tatsächlich aus den spekulativen Abenteuern im Investmentbanking zurückziehen, sagt die Bundestagsabgeordnete Lisa Paus. An der Börse kam die Idee einer Bad Bank an: Der Kurs der Deutsche-Bank-Aktie stieg am Montag um knapp zwei Prozent auf allerdings immer noch sehr bescheidene 6,14 Euro.

Die Bank selbst nennt ihr Kreditportfolio ausgewogen. Wackelige Schiffskredite wie etwa bei der Commerzbank oder der NordLB sind bei der Deutschen Bank offenbar kein Thema. Allerdings hat sie in ihren Büchern auch sogenannte Level-3-Vermögenswerte im Volumen von 22 Milliarden Euro. Für Level-3-Werte gibt es keinen Markt und auch keine Nachfrage. Deren Wert berechnet die Bank nach internen Modellen, die von der Aufsicht anerkannt werden müssen. Dazu kommen Level-2-Vermögenswerte im Volumen von annähernd 500 Milliarden Euro, für die es Experten zufolge keinen regulären Marktpreis gibt. Deren Wert lasse sich aber aus Preisen für vergleichbare Produkte ermitteln.

Die von der Deutschen Bank geplante Abwicklungseinheit zielt dem Vernehmen nach auf langlaufende Zins- und Aktienpapiere, von der sich die Bank trennen will, um damit das Investmentbanking wieder rentabler aufstellen zu können.

Commerzbank hat schon ihre Bad Bank

Die Commerzbank hatte bereits vor einigen Jahren unter dem Stichwort Asset und Capital-Recovery eine Abwicklungseinheit vor allem für kritische gewerbliche Immobilienkredite und Schiffsfinanzierungen eingerichtet. Mittlerweile wurden Kredite in Milliardenhöhe abgewickelt oder verkauft. Ende März umfasste das Portfolio im Blick auf Schiffe nach Angaben von Finanzvorstand Stephan Engels noch Kredite in Höhe von 300 Millionen Euro.

Die NordLB hatte im April die Einrichtung einer Bad Bank erst einmal vermieden, indem sie faule Schiffskredite im Volumen von 2,6 Milliarden Euro an den US-Finanzinvestor Cerberus verkauft hat. Allerdings hat die Bank noch kritische Kreditpapiere im Volumen von 4,9 Milliarden Euro in ihren Büchern. Bad Banks wurden im Zuge der Finanzkrise 2007 und 2008 etabliert, um Bankpleiten zu verhindern. Bad Banks sollen es ermöglichen, faule Kredite gesondert vom eigentlichen Bankgeschäft ohne Zeitdruck abbauen oder verkaufen zu können. Allerdings muss ein solches Institut auch mit entsprechendem Kapital ausgestattet werden. Umstritten ist, wer für sie haftet.

Größte Abwicklungsinstitute sind hierzulande unter dem Dach der im Zuge der Finanzkrise 2008 gegründeten Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung (FMSA) die Erste Abwicklungsanstalt (EAA) und die FMS Wertmanagement (FMS-WM). Die EAA wurde im Dezember 2009 geschaffen und übernahm nicht mehr benötigte Geschäftsbereiche und Risiko-Papiere der ehemaligen WestLB.

Sie sollen bis 2028 mit möglichst geringen Verlusten verkauft und abgebaut werden. Ein Jahr später erfolgte die Gründung der FMS-WM für die Hypo Real Estate Holding (HRE). Sie übernahm faule Wertpapiere und Kredite im Volumen von mehr als 170 Milliarden Euro. Ende 2018 bestand das Portfolio noch aus rund 69 Milliarden Euro.

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