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Ein Demonstrant trägt bei einer Protest-Demonstration die Maske des Amazon-Gründers Jeff Bezos.

© Britta Pedersen/dpa

Axel Springer Award: Amazon-Beschäftigte protestieren in Berlin gegen Bezos

Amazon-Chef Jeff Bezos bekommt einen Preis für "visionäres Unternehmertum". Hunderte Beschäftigte demonstrieren gegen die Arbeitsbedingungen beim weltweit größten Onlinehändler.

Mehrere hundert Beschäftigte des Online-Händlers Amazon aus mehreren Ländern Europas haben am Dienstag lautstark gegen eine Preisverleihung an Konzernchef Jeff Bezos in Berlin protestiert. Sie hielten Plakate mit der Forderung nach einem Tarifvertrag in die Höhe und kündigten an, die Preisverleihung mit Pfiffen und Getrommel zu stören. Bezos wurde mit dem Axel Springer Award ausgezeichnet.

Der Preis wird verliehen an herausragende Persönlichkeiten, die "außergewöhnlich innovativ sind, neue Märkte schaffen und Märkte verändern, Kultur formen und sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung stellen". Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger rief den Demonstranten zu, Bezos sorge dafür, dass seine Mitarbeiter "nicht 'mal in der Lage sind, von ihrer Arbeit zu leben! Das ist eine Sauerei!" Verdi fordere Respekt und Anerkennung für die Amazon-Beschäftigten.

Immer wieder Auseinandersetzungen in Deutschland

Nach Gewerkschaftsangaben versammelten sich 750 bis 800 Teilnehmer der Kundgebung vor dem Axel-Springer-Haus in Berlin-Kreuzberg. Amazon-Beschäftigte auch aus Polen, Italien und Spanien seien nach Berlin gekommen. An der Veranstaltung nahmen auch Verdi-Chef Frank Bsirske, SPD-Chefin Andrea Nahles und Linken-Chef Bernd Riexinger teil. Nahles kritisierte bereits am Nachmittag, das besonders innovative Unternehmertum von Bezos zeige sich vor allem darin, "dass er Weltmeister im Steuervermeiden ist".

Vor allem aber solidarisiere sie sich mit den Beschäftigten: An den Standorten von Amazon in Deutschland gebe es zudem immer wieder Auseinandersetzungen, "weil Arbeitsbedingungen schlecht sind und ein Tarifvertrag verweigert wird", sagte Nahles. Das sei "nicht hinnehmbar und verdient keinen Preis".

Die Gewerkschaft Verdi kämpft seit Jahren dafür, dass die Beschäftigten einen Tarifvertrag bekommen und nach Tarif im Einzel- und Versandhandel bezahlt werden. Amazon argumentiert stets, das Unternehmen sei auch ohne Tarifvertrag "ein fairer und verantwortungsvoller Arbeitgeber".

Amazon zahle in seinen Logistikzentren "am oberen Ende dessen, was für vergleichbare Tätigkeiten üblich ist, an allen Standorten in Deutschland mindestens 10,52 Euro brutto pro Stunde". Die "überwältigende Mehrheit" der Mitarbeiter arbeite auch an Tagen, an denen Verdi zum Streik aufruft, "normal".

Bezos sagte im Gespräch mit Springer-Chef Mathias Döpfner, er sei stolz auf die Arbeitsbedingungen und die Gehälter bei Amazon. Es gebe im Unternehmen eine gute Kommunikation mit den Angestellten, da brauche man Gewerkschaften nicht. Es gebe zwei Arten von Kritikern, betonte er zugleich. Wohlmeinende und jene, denen es lediglich um eigene Interessen gehe. Und wer einen neuen Weg gehe, werde von denen, die den älteren Weg gingen, nicht gemocht. (AFP/epd)

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