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Gute Zahlen: Trotz Chipmangel steigert BMW den Gewinn und liegt beim Absatz zuletzt sogar vor Konkurrent Daimler.

© REUTERS/Michael Dalder

Autos werden knapp - und teurer: Manager müssen ihren Kunden den Vortritt lassen

Der Chipmangel lässt die Zahl der Neuzulassungen einbrechen. Noch machen die Konzerne dennoch gute Geschäfte, doch greifen teils zu ungewöhnlichen Mitteln.

Der Autobauer BMW hat im abgelaufenen Quartal trotz der Lieferengpässe bei Elektronikchips mehr verdient. Der Überschuss legte gegenüber dem Vorjahresquartal um 42 Prozent zu und erreichte mit 2,58 Milliarden Euro einen Rekordwert. Weil die Produktion in den Fabriken durch den Halbleiter-Mangel immer wieder stockte, verkaufte der BMW-Konzern zwischen Juli und September zwar nur 593.200 Autos und damit 12 Prozent weniger als im dritten Quartal des Vorjahres. Aber die Halbleiter wurden vor allem in teurere, profitablere Modelle eingebaut, und wegen des geringeren Angebots musste BMW den Kunden weniger Rabatte geben.

Auch zurückkommende Leasingfahrzeuge waren mehr wert. Der Konzernumsatz stieg im dritten Quartal entgegen den Erwartungen vieler Analysten um 4,5 Prozent auf 27,47 Milliarden Euro. Das Ausfallrisiko für Autokredite sank. Das Konzernergebnis vor Steuern stieg um 39 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro, nach Steuern blieben 2,6 Milliarden.

Finanzvorstand Nicolas Peter sagte: „Wir rechnen damit, dass die Halbleiterversorgung uns auch noch über 2021 hinaus beschäftigen wird.“ Im Gesamtjahr sollen die Auslieferungen „solide über dem Niveau des Vorjahres liegen“ und das Konzernergebnis „signifikant über dem Vorjahreswert“. Nach neun Monaten hat BMW bereits neue Bestwerte bei Auslieferungen, Umsatz und Konzernergebnis erzielt – mit 1,932 Millionen verkauften Autos, 82,8 Milliarden Euro Umsatz und einem Ergebnis von 13,2 Milliarden Euro vor Steuern. Damit zogen die Münchener beim Absatz auch an Konkurrent Daimler vorbei.

Neuzulassungen brechen im Oktober ein

Denn nicht nur BMW kämpft mit dem Chipmangel. Im Oktober brachen die Zulassungen im Vergleich zum Vorjahresmonat um 35 Prozent auf knapp 179.000 Fahrzeuge ein, wie das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) am Mittwoch mitteilte. Generell gilt: Wer ein neues Auto kauft, muss immer länger darauf warten. „Je nach Fabrikat und Modell hat sich die Lieferzeit bei einem Großteil auf drei bis sechs Monate eingependelt“, sagte Marcus Weller, Marktexperte beim Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe.

Bei manchen Premiummodellen müssten Kunden sogar neun Monate bis ein Jahr lang warten, bis sie den Wagen in Empfang nehmen können. Viele Hersteller drosseln wegen des Halbleitermangels die Produktion. Stefan Reindl, Leiter des Geislinger Instituts für Automobilwirtschaft sagt voraus: „Die Problematik langer Lieferzeiten könnte sich im Herbst 2021 bis weit ins Frühjahr 2022 verschärfen.“ Die Folge: Rabatte auf den Listenpreis werden seltener, auch Gebrauchtwagenpreise ziehen an.

„Der Bestand bei den Händlern ist ziemlich reduziert“, sagt Weller. Fanden Kunden früher ihr Wunschmodell nicht direkt beim Händler, sei es kurzfristig aus Lagern des Herstellers lieferbar gewesen. Das sei nun schwieriger. Wartezeiten würden mitunter mit Vorführfahrzeugen überbrückt und Leasing-Verträge verlängert, sagt Weller. Wer bei der Marke flexibel sei, komme unter Umständen schneller an seinen Neuwagen.

Manager müssen sich hinten anstellen

Viele Autohersteller versuchen händeringend, den Nachfrageüberhang zügig abzuarbeiten, indem sie bestellte Fahrzeuge mit dem noch vorhandenen Material fertigstellen. Bei Konzernen wie Volkswagen und großen Zulieferern wie Continental suchen eigens gebildete „Taskforces“ den Weltmarkt rund um die Uhr nach Restmengen vor allem der knappen Mikrochips ab.

Doch das, was überhaupt erhältlich ist, reicht häufig nicht aus. Vor manchen Werken stauen sich bereits „Halden“ halb fertiger Autos, die bei Eintreffen fehlender Teile rasch nachgerüstet und erst dann ausgeliefert werden. Einige Autobauer sind aber sogar dazu übergegangen, Modelle ohne bestimmte Sonderausstattungen auf die Straße zu lassen, um die Systeme später zu ergänzen.

Denn die Unternehmen wollen loswerden, was geht. Bei VW etwa führte der unbedingte Vorrang für die externe Kundschaft dazu, dass sich Manager vorerst keine Elektro- oder Hybridautos als Dienstwagen mehr bestellen sollen. Diese sollen sofort in den Handel gehen – normalerweise schmückt sich der Wolfsburger Hersteller damit, auch seine Führungskräfte mit alternativ angetriebenen Fahrzeugen auszustatten. „Besonders anfällig für lange Lieferzeiten sind aktuell vor allem Elektrofahrzeuge“, so Autoexperte Reindl. (dpa/mum)

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