zum Hauptinhalt
Das "Google Self-Driving Car" entwickelt der Internetkonzern Google Technologien für autonom, beziehungsweise ganz ohne Fahrer fahrende Autos.

© picture alliance / dpa

Autonomes Fahren: Deutschland muss Gas geben

Eine Studie der Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) zeigt: Ohne Praxistests, Infrastruktur und Kooperationen bleibt autonomes Fahren eine Vision.

Die Vision autonom fahrender, vernetzter Fahrzeuge auf deutschen Straßen elektrisiert Autohersteller und Verbraucher, doch der Nachholbedarf an Forschung und praktischer Erprobung ist noch groß. Frühestens im Jahr 2030 dürften die ersten Fahrzeuge zugelassen werden, die ganz ohne Fahrer auskommen. Bis dahin gilt es, noch eine Fülle technischer, rechtlicher und ethischer Fragen zu beantworten. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie („autoMobilität: Automatisierter Straßenverkehr der Zukunft“), die die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) am Montag in Berlin veröffentlichte und dem Bundesverkehrsministerium übergab. Mehr als 40 Organisationen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Verbänden und Zivilgesellschaft hatten sich an der Studie beteiligt. Die „Roadmap“ gibt – vergleichbar mit der Entwicklung der Elektromobilität – auf der Grundlage konkreter Anwendungsfälle und Zukunftsszenarien Handlungsempfehlungen, etwa für den Aufbau der Infrastruktur oder die Standardisierung und Normung.

Zukunftsmusik. ADAC-Mitglieder sehen in einer Umfrage selbst fahrende Fahrzeuge noch lange nicht auf der Straße.
Zukunftsmusik. ADAC-Mitglieder sehen in einer Umfrage selbst fahrende Fahrzeuge noch lange nicht auf der Straße.

© null

„Wir sind sehr gut aufgestellt“, sagte Acatech-Präsident Henning Kagermann. „Aber wir müssen Gas geben.“ Technologisch sei Deutschland weltweit Nummer eins, bei der Marktentwicklung führten aber die USA. Als Autoland müsse Deutschland allerdings den Anspruch haben, wie beim Elektroauto Leitanbieter zu sein. Dies sei ohne einen funktionierenden Markt für autonomes Fahren nicht möglich. „Wir möchten nicht, dass andere uns Vorgaben machen“, sagte Kagermann, der auch die Nationale Plattform Elektromobilität leitet.

"Wir werden nicht den Schalter umlegen können"

Die Studie empfiehlt, das vernetzte und autonome Fahren stärker unter realen Bedingungen zu testen. Dies werde auch das Vertrauen der Menschen in die Automatisierung des Verkehrs fördern. „Wir werden nicht irgendwann einen Schalter umlegen können“, warnte Karsten Lemmer, Leiter der Projektgruppe und Institutsleiter beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, vor zu großen Erwartungen. Die Phase des Übergangs vom assistierten zum vollständig automatisierten Fahren werde „eher Jahrzehnte als Jahre“ dauern. Dennoch müssten schon heute die Weichen gestellt werden, etwa beim Ausbau des digitalen Netzes auf den modernen 5G-Standard.

„Wir müssen konkreter werden – und das kann keiner allein“, sagte Michael Bültmann, Geschäftsführer des Kartendienstes Here, den Daimler, BMW und Audi im Jahr 2015 für 2,8 Milliarden Euro gekauft hatten. Mehr Testfelder seien wichtig, auf denen Hersteller, Zulieferer und Forschungseinrichtungen zusammenarbeiten könnten. Ein Ziel dabei: die Sicherheit im Verkehr erhöhen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false