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Zu Gast bei der Schwestermarke: Opel-Chef Michael Lohscheller spricht vor Vauxhall-Mitarbeitern im Werk in Luton in Großbritannien.

© Toby Melville/REUTERS

Autokonzern: "Vor uns liegt noch ein harter Weg"

Opel-Chef Lohscheller erwartet ein schwieriges Jahr. Das Hauptproblem sind die hohen Kosten in den deutschen Werken.

Michael Lohscheller gibt sich optimistisch. Viel mehr bleibt dem Opel-Chef auch nicht übrig. „Ich bin absolut überzeugt, dass wir im Unternehmen selbst die Kraft haben, uns aus der aktuellen Situation heraus positiv zu entwickeln.“ Der seit zehn Monaten amtierende erste Mann in Rüsselsheim macht sich keine Illusionen. „Vor uns liegt noch ein harter Weg.“ Vorgegeben vor allem durch den französischen Autokonzern PSA, der Opel im August 2017 von General Motors übernommen hat. Seit 1999 schreibt Opel ohne Unterbrechung rote Zahlen, im vergangenen Jahr dürfte es ebenfalls ein sattes Minus gegeben haben, auch wenn PSA und Opel dazu nichts sagen.

Auch das laufende Jahr wird schwierig. „Der Start ins Jahr 2018 war durchwachsen, jetzt müssen wir zulegen“, sagt Lohscheller. Klartext spricht die Zulassungsstatistik des Kraftfahrbundesamtes: Im März sind 21 147 Opel-Modelle neu auf die Straße gekommen – satte 23,4 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Und auch für die ersten drei Monate weist die Statistik ein Minus von 8,2 Prozent aus. Das kann Lohscheller ebenso wenig gefallen wie PSA-Chef Carlos Tavares. Beide rechnen in diesem und im nächsten Jahr noch einmal mit Verlusten. 2020 soll dann nach 21 Jahren endlich wieder ein Betriebsgewinn in der Bilanz stehen. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagt Lohscheller. Das Umbau-Programm PACE läuft, erste Sparmaßnahmen greifen, Opel erschließt neue, aber überschaubare Exportmärkte, etwa in Namibia, in Südafrika, Tunesien, Marokko und dem Libanon.

Experten schätzen: Opel hat zu viele Mitarbeiter

Das Hauptproblem sind die Kosten vor allem in den deutschen Werken. Pro Mitarbeiter verkaufe Opel rund 30 Autos im Jahr, bei PSA mit den Marken Peugeot, Citroen und DS seien es 35, rechnen die Experten des Center Automotive Research der Uni Duisburg-Essen vor. Deren Schätzungen zufolge hat Opel mehrere Tausend Mitarbeiter zu viel. Mit Kurzarbeit versucht Opel seit Jahresanfang gegenzusteuern, seit 1. April gilt in etlichen Bereichen die 35- statt der 40-Stunden-Woche. Die Altersteilzeit wird ausgeweitet. Ende März haben sich Geschäftsleitung und Betriebsrat auf ein freiwilliges Abfindungsprogramm geeinigt. Angeblich geht es um Beträge von bis zu 275 000 Euro.

Immerhin hat PSA dem Opel-Entwicklungszentrum in Rüsselsheim und seinen 7000 Ingenieuren und Experten weitere wichtige Kompetenzen für die Entwicklung von wichtigen Teilen übertragen. Aber Entscheidungen über Investitionen in die deutschen Werke in Rüsselsheim, Eisenach und Kaiserslautern mit insgesamt rund 8000 Produktionsmitarbeitern stehen noch aus. Dagegen ist klar, dass in die Fabriken in Spanien, Ungarn, Polen und Österreich und in die der britischen Schwestermarke Vauxhall frisches Geld und Aufträge für die Produktion neuer Fahrzeuge fließen. Grund: Dort gibt es bereits Vereinbarungen mit den Arbeitnehmer-Vertretungen über Sparmaßnahmen.

Opel-Beschäftigte haben schon erhebliche Zuständnisse gemacht

In Deutschland laufen die Verhandlungen mit dem Gesamtbetriebsrat und der IG Metall noch. „Es gibt keinen Plan, Deutschland bei den Investitionen auszusparen“, versichert Lohscheller. „Voraussetzung dafür sind aber wettbewerbsfähige Strukturen.“ Gesamtbetriebschef Wolfgang Schäfer-Klug fordert dagegen „konstruktive“ Vorschläge für Investitionen auch in die deutschen Werke, betont, dass die Beschäftigten schon erhebliche Zugeständnisse geleistet hätten. „Wir akzeptieren keine nachgereichten Bedingungen für Verträge, die von PSA anerkannt, übernommen und rechtskräftig sind.“ Allerdings gilt der Kündigungsschutz nur noch bis Ende des Jahres.

Aktuell sorgt vor allem die Absicht der Geschäftsführung für Ärger, die von der IG Metall vereinbarte Tariferhöhung von 4,3 Prozent für die Zeit der noch laufenden Verhandlungen nicht auszuzahlen. Eigentlich müssten die erhöhten Bezüge Ende April erstmals ausgezahlt werden. Lohscheller gab zu, er habe die Aussetzung bei der IG Metall beantragt. Gewerkschaft und Betriebsrat sind strikt dagegen.

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