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Auswirkungen: Krise zeigt sich in der Mode

Die Textilkette Cos zieht Leute an, die aus H&M herausgewachsen sind – am liebsten schwarz. Freudlos und reduziert, so sieht die Mode aus, mit der die Designer das schwierige Jahr überstehen wollen.

Die dünnen Beine stecken in dunklen Leggins, schlaff hängen die Ärmchen am schwarz gekleideten Körper herab. Das Gesicht ist blass, die Augen starren starr und illusionslos in eine trübe Zukunft. Fast ist man versucht, dem Model ein Stück Schokolade zuzustecken, bevor es endgültig zusammenknickt.

Wenn es eine Mode zur Krise gäbe, dann sähe sie wohl aus wie die neue Herbst/Winter-Kollektion der H&M- Tochter Cos. Schwarz, freudlos, reduziert – so also sieht die Mode aus, mit der die Designer hoffen, das schwierige Jahr zu überstehen. Auch Luxusschneider wie Giorgio Armani, Jil Sander oder Gianfranco Ferré sehen für den kommenden Herbst schwarz. Auf der viel beachteten Modewoche in Mailand im März war das die dominierende Farbe.

„Alles Zufall“, sagt dagegen Rebekka Bay, Kreativdirektorin der jungen Einzelhandelskette „Collection of Style“ (kurz: Cos). „Wir versuchen vor allem, zeitlose Mode zu machen.“ Die kann man auch dann noch tragen, wenn das Geld in der nächsten Saison nicht mehr für neue Klamotten reicht. Der Stil erinnert an die 80er Jahre. „Power Dressing“, nennt Bay das, geschneidert für Leute, die „kraftvoller, mächtiger, kontrollierter“ aussehen wollten, erklärt sie.

Die Chefdesignerin, die normalerweise in London arbeitet, sitzt in schwarzer Lederjacke und Leggins im Untergeschoss der neuen Berliner Cos-Filiale in der Friedrichstraße auf dem Sofa, neben ihr macht es sich Markenchefin Pernilla Wohlfahrt bequem. „Nach zwei wirklich sehr farbenfrohen Saisons ist es total normal, dass wir jetzt zu dunklen Farben zurückkehren und auch an den Silhouetten arbeiten“, sagt Bay.

Der Stil scheint anzukommen. Gerade hat die H&M-Tochter für Anspruchsvolle ihre dritte Filiale in Berlin eröffnet, es ist die achte in Deutschland. Denn während die Luxusmodebranche unter der Wirtschaftskrise leidet, kann Cos über schlechte Geschäfte nicht klagen. Auch wenn H&M die Umsätze von Cos nicht gesondert ausweist: Das Unternehmen expandiert. Europaweit zählt der 2007 gegründete Klamottenhändler bereits 15 Geschäfte, allein in diesem Jahr sollen fünf neue hinzukommen.

In Stil und Preis erinnert Cos überhaupt nicht an die Discountmutter H&M. Die Läden sind – wie die Mode – sehr klar und ohne Schnickschnack, die Materialien hochwertiger als bei H&M. Höher als bei der Mutter sind auch die Preise: „Die setzen da an, wo H&Ms Preise aufhören“, sagt Bay, die mit ihrer Mode 17-jährige junge Frauen genauso anziehen will wie deren 50-jährige Mütter. Das teuerste Stück , die Lederjacke, kostet 350 Euro.

Die Dänin plant bereits die Mode für den kommenden Frühling und Sommer. Und wie wird die? „Es ist noch zu früh, darüber zu sprechen“, sagt Bay. „Aber sie wird sicher wieder mehr Farbe haben.“ Das könnte man fast schon als Ahnung des Aufschwungs deuten.pet

Berlin

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