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Im Mercedes-Benz-Museum: Ein BMW i3 von DriveNow (l) und ein Smart Fortwo von Car2Go aus der Flotte für das Carsharing. Beide Unternehmen ziehen sich aus dem Geschäft zurück.

© Fabian Sommer/dpa

Ausstieg von BMW und Daimler: Die neuen Carsharing-Betreiber müssen jetzt liefern

Der neue Betreiber von „Share now“ passt besser zum Geschäft – und denkt schon weiter. Davon können Kunden und Umwelt profitieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Henrik Mortsiefer

Wer in Berlin ein eigenes Auto besitzt, gehört zu einer Minderheit. Auf 1000 Einwohner kommen knapp 350 Pkw. In anderen Städten ist die Quote deutlich höher. Entsprechend größer ist der Anteil der Berlinerinnen und Berliner, die regelmäßig ein Carsharing-Auto nutzen.

Der Eindruck, den man als Fußgänger oder Radfahrer im Alltag auf den Straßen bekommt, mag ein anderer sein. Aber Berlin ist keine Autostadt. Hier teilt man lieber, statt zu besitzen – auch weil die Einkommen niedriger sind.

Mercedes-Benz und BMW haben mit ihrem Carsharing in Berlin Geld verdient. Trotzdem steigen die beiden Autobauer nun aus dieser Mobilitätsdienstleistung aus. Berlin und ein paar andere profitable Metropolen reichen nicht aus für ein auskömmliches, internationales Geschäft.

Für die Hersteller ist der Ausstieg rational, weil sie – anders als bei der Gründung ihres Joint-Ventures „Share-Now“ vor drei Jahren – ihre Zukunft jetzt im Bau von Luxusautos sehen.

Carsharing als Vorstufe für den Markt für autonom fahrende Mobile

Für die auch in Berlin notwendige Verkehrswende muss das kein Rückschritt sein. Denn mit Stellantis übernimmt ein Autokonzern „Share-Now“, der mit seinen vielen Marken (Opel, Fiat, Peugeot) besser zum Carsharing passt.

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Und: Stellantis scheint das Modell tatsächlich ernst zu nehmen. Das multinationale Unternehmen hat eine Vision, die es zum Beispiel mit Volkswagen teilt.

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Auburn Hills: Das Stellantis-Schild steht vor dem Chrysler Technology Center in Auburn Hills.
Auburn Hills: Das Stellantis-Schild steht vor dem Chrysler Technology Center in Auburn Hills.

© Carlos Osorio/AP/dpa

Auch VW hält mit seiner elektrischen Flotte von „We-Share” am Carsharing fest.

Die Vision reicht weit in die Zukunft: Ab Mitte dieses Jahrzehnts, wahrscheinlich eher in der kommenden Dekade, wollen die Konzerne einen wachsenden Anteil des Individualverkehrs mit autonom fahrenden Mobilen übernehmen. Statt eines Fahrers hinterm Steuer werden dann mehrere Passagiere gemeinsam in fahrerlosen, elektrischen Shuttles oder Robotaxis transportiert. Geteilte Mobilität, sei es Carsharing oder das so genannte Ride-Pooling, ist dazu nur eine (teure) Vorstufe.

Zu viel Zukunftsmusik angesichts der drängenden aktuellen Probleme mit dem überbordenden, klimakillenden Pkw-Verkehr? Nein. Aus der Autofalle, in die vor allem die Deutschen gerne tappen, weil die heimischen Hersteller ihnen ihre Produkte so clever verkaufen, kommen wir heraus, wenn eben diese Hersteller Alternativen bieten.

Luxus ist etwas für wenige. Lifestyle, der sich nicht über das eigene Auto definiert, kann etwas für viele sein. Klar, man kann auch heute schon den Bus oder die Bahn nehmen. Aber mehr Angebot bringt mehr Wettbewerb um die stadtverträglichste Mobilität. Die neuen Carsharing-Betreiber müssen jetzt nur liefern.

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