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Das doppelte Pensum eines Dualen Studiums ist happig, doch Absolventen haben gute Karten auf dem Arbeitsmarkt.

© Denis Junker - Fotolia

Ausbildung & Studium: Doppelt hält besser, dauert aber länger

Lehre, Duales Studium oder Abiturientenausbildung: Wer nach dem Abi gleich praktisch arbeiten will, hat drei Möglichkeiten.

Nach dem Abi ist vor dem Abi – dieser Gedanke kommt wohl so manchem Studienanfäger, der wenige Monate nach der Abschlussprüfung bereits wieder im Hörsaal einer Universität büffelt. Wer jetzt lieber praktische Erfahrungen sammeln will, hat drei Möglichkeiten: eine klassische Berufsausbildung, die sogenannte Abiturientenausbildung oder ein Duales Studium, das Praxis-Einheiten in einem Betrieb mit Hochschul-Vorlesungen kombiniert. Doch welche Variante passt für wen am besten?

„Ein großer Pluspunkt des Dualen Studiums ist der akademische Abschluss“, sagt Florian Schardt, Gründer und Geschäftsführer des Onlineportals Azubiyo, das Ausbildungs- und duale Studienplätze vermittelt, Berufswahltests anbietet und Lehrer mit Materialien für den berufsvorbereitenden Schulunterricht versorgt. „Und Deutschland ist nun einmal, leider, sehr titelfixiert.“ Wer später gerne die Karriereleiter erklimmen will, sollte also bedenken: „Ein Duales Studium eröffnet mehr Optionen“, so Schardt. „Eine klassische Berufsausbildung ist dagegen der schnellere und einfachere Weg.“

Das straffe Pensum mit Theorie- plus Praxisphasen sollte man nicht unterschätzen. „Der Druck und die zeitliche Belastung sind hoch“, sagt Schardt. Die Unternehmen lassen sich die passgenaue Ausbildung der Fach- und Führungskräfte von morgen einiges kosten, erwarten im Gegenzug aber auch vollen Einsatz. Wenn „normale“ Studenten Semesterferien haben, geht es für die dualen im Betrieb weiter. Ein Vorteil wiederum ist die – im Vergleich zum Ausbildungsgehalt – höhere Vergütung.

Der kaum bekannte Mittelweg: die Abiturientenausbildung

Ein wenig bekannter Mittelweg ist die Abiturientenausbildung, die sowohl Bestandteile einer Berufsausbildung als auch eines Dualen Studiums hat. Am Ende gibt es häufig zwei Abschlüsse: den in einem anerkannten Ausbildungsberuf plus eine Zusatzqualifikation. So bekommt man bei der Ausbildung zum Handelsfachwirt zum Beispiel den Abschluss zum Einzelhandelskaufmann und die Zusatzqualifikation zum „Geprüften Handelsfachwirt“. Eine Übersicht der derzeit 21 möglichen Abiturientenausbildungen gibt es bei Azubiyo (Ratgeber zum Dualen Studium, ab Seite 25). „Wer nicht studieren, aber später trotzdem in einer verantwortungsvollen Position arbeiten will, für den kann das ein guter Weg sein“, findet Florian Schardt.

Genau wie das Duale Studium sei die Abiturientenausbildung ein „Lockmittel“ der Betriebe, um junge Talente ins Unternehmen zu holen, für den eigenen Bedarf auszubilden und langfristig dort zu halten. Offenbar mit Erfolg. In den letzten zehn Jahren sind laut Schardt enorm viele duale Studienplätze hinzugekommen. Er schätzt, dass sich das Angebot verdoppelt, wenn nicht gar verdreifacht hat. Während bisher vor allem Wirtschaft und Technik dominierten, gebe es inzwischen auch duale Studiengänge im Sozial- und Gesundheitswesen.

„Idealerweise beschäftigen sich Jugendliche schon zu Schulzeiten damit, welche Ausbildungsform für sie die richtige ist“, sagt Meike Al-Habash, die bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin den Bereich Ausbildung leitet. Neben Praktika in Betrieben und Kontakten aus dem privaten Umfeld seien Ausbildungsmessen, wie etwa die Tage der Berufsausbildung, eine gute Anlaufstelle. „Hier sind viele Unternehmen versammelt, die sowohl Ausbildungs-, als auch duale Studienplätze anbieten.“

Wer sich für letztere interessiert, sollte aber bedenken, dass die Kapazitäten begrenzt sind. „Mit Bewerbungen für ein duales Studium muss man daher ein, bis eineinhalb Jahre vorher dran sein“, sagt Al-Habash. Die Anforderungen an zukünftige Studierende müssten Bewerber ebenfalls im Blick haben. „Auch bei dualen Studiengängen kann es zum Beispiel einen Numerus Clausus geben.“

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