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Mensch und Maschine. In der Produktionshalle des Marienfelder Mercedes-Werks kann man schon jetzt beobachten, was mit Industrie 4.0 gemeint ist. Beschäftigte und Roboter arbeiten bei der Produktion von Motoren und Komponenten eng zusammen – und sollen dies künftig noch enger tun.

© Jörg Carstensen/dpa

Ausbau des Werks in Marienfelde: Daimler investiert 500 Millionen Euro in Berlin

Daimler macht das Mercedes-Benz-Werk Marienfelde mit 500 Millionen Euro zum Hightech-Standort. Geschäftsführung und Betriebsrat sind zufrieden - obwohl nur 15 neue Jobs entstehen

In der Montagehalle des Marienfelder Mercedes-Werks rollen die Motoren des Aufschwungs vom Band. Weil der Stuttgarter Hersteller mehr Autos und Transporter in aller Welt verkauft, werden auch die Sechszylinder aus Berlin nachgefragt wie nie. 130 000 Stück in 80 verschiedenen Varianten hat das Mercedes-Werk in der Daimlerstraße 2014 ausgeliefert. „Die Auslastung ist hervorragend“, sagt Werksleiter Hansgeorg Niefer. „2015 ist das vierte Jahr in Folge mit Vollauslastung.“ Die 2600 Beschäftigten arbeiteten überwiegend im Drei-Schicht- Betrieb, manche auch am Sonnabend oder in den Ferien.

Das Werk ist verglichen mit Mercedes- Standorten wie Untertürkheim, Sindelfingen oder Bremen klein. Doch die Produkte aus Marienfelde gewinnen an Bedeutung. Marienfelde soll künftig als weltweites Kompetenzzentrum für die Motorsteuerung „Camtronic“ verantwortlich sein, die den Kohlendioxidausstoß der Autos senkt. 140 000 der unscheinbaren Bauteile haben 65 Mitarbeiter – und zahllose Roboter – im vergangenen Jahr produziert. Tendenz steigend. Daimler spricht von einem „Zukunftsbild“, das man zusammen mit dem Betriebsrat jetzt beschlossen habe: 500 Millionen Euro sollen in Marienfelde bis 2018 investiert werden, rund 150 Millionen davon schon im laufenden Jahr. Das sind nach Angaben Niefers rund 50 Prozent mehr als in den Vorjahren. Das Werk werde nun zum „Hightech-Standort“ ausgebaut. Dass Marienfelde nicht – wie vor Jahren geplant – auch E-Motoren für Hybrid-Antriebe fertigt, lässt sich so verkraften.

Roboter und Facharbeiter arbeiten eng zusammen

Stolz führen Hansgeorg Niefer und sein Produktionschef Jochen Hartmann am Freitag durch die aufgeräumten Produktionshallen. Ein Blick in die Fertigungsboxen, wo orange lackierte Kuka- Roboter Bauteile zusammenfügen – zeigt schnell, warum die Investition der Stuttgarter kein Job-Wunder in Berlin auslösen wird. Nur 15 neue Arbeitsplätze soll die Millionen-Investition bringen. „Die Fertigung in einem Komponentenwerk ist viel automatisierter als in einem Montagewerk“, erklärt Betriebsratschefin Ute Hass. Ein Vergleich – zum Beispiel mit dem Bremer Werk, wo 500 neue Jobs entstehen – sei nicht möglich. „Dort wird eine komplette dritte Schicht aufgebaut“, sagt Hass. Immerhin seien in Marienfelde im vergangenen Jahr 20 neue Jobs entstanden, zehn weitere in diesem Jahr. 15 kommen nun hinzu. „Wir sind zufrieden“, sagte die Arbeitnehmervertreterin. Ob das so bleibt, wird sich zeigen. Werksleiter Niefer kündigt am Freitag an, man werde „das Portfolio weiter bereinigen“. Produkte, mit denen Marienfelde nicht mehr wettbewerbsfähig sei – zum Beispiel Kraftstoffleitungen oder Teile für alte AEG-Anlagen – wolle man abstoßen.

Doch jetzt soll ein Signal der Modernisierung und des Aufbruchs vom Daimler- Standort Berlin ausgehen. Im Senat hört man es gerne: „Diese erhebliche Investition baut auf das Know-how und die Technologiekraft Berlins“, freut sich Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer (CDU). „Mit Hightech aus Marienfelde unter der Haube wird der gute Stern von Mercedes-Benz noch heller leuchten.“

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