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Zuschnappen! Kaltgepresste, native, vegane Fellpflege gibt es schon zum Preis eines bundesweit geltenden Monatsfahrscheins. (Archivfoto der Französischen Bulldoggen-Dame «Charlotte», Wiesbaden, 2009).

© picture alliance / Fredrik von Erichsen

Auf der Suche nach Alternativen: Was man sich für neun Euro statt eines Tickets kaufen könnte

Ist der mit Steuergeld gesponserte Monatsfahrschein wirklich günstig? Die Antwort liefert ein Vergleich mit anderen Produkten und Dienstleistungen.

Letztendlich würde es vielleicht auf den Riesling vom Kloster Eberbach hinauslaufen. Im Supermarkt gegenüber ist eine Flasche für 8, 99 Euro zu haben – und kostet damit in etwa so viel wie jenes Billett, mit dem man ab diesem Mittwoch ganz Deutschland per Bus und Bahn bereisen kann.

Insgesamt ist die Suche nach Dienstleistungen oder Produkten, die genau so viel kosten wie das Neun-Euro-Ticket, gar nicht so einfach. Auf der Website einer großen Drogeriemarktkette etwa findet man exakt null Produkte zu exakt diesem Preis.

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Selbst bei 8,89 bis 8,99 sind es unverhältnismäßig viel weniger als bei Artikeln, die es etwa für 9,99 oder 4,49 Euro gibt. In der Kategorie „Tier“ etwa wird nur ein einziges Produkt angeboten, das ungefähr den Ticketpreis kostet, namentlich das – aber sicher kaum verzichtbare – „Greendoor Fellpflegeöl Bio Cocos Virgin kaltgepresst“ für 8,89 Euro.

Kaminglasreiniger oder Sixpack?

Da die großen Anbieter wissen, was sie tun, kann man also die Frage, ob die Preisgestaltung des Tickets konsumentenpsychologisch so klug war, schon mal mit einem klaren „Hm, na ja“, beantworten. Hätte die Monatskarte 9,99 Euro gekostet, hätte man zehn Prozent mehr pro Stück eingenommen und wahrscheinlich nicht ein Ticket weniger verkauft. Und der Preis wäre einer gewesen, der neben dem rein Sozialen auch an das Marktwirtschaftliche erinnert hätte – weil er „am Markt“ so oft vorkommt.

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Trotzdem gibt es natürlich viel, was so etwa neun Euro kostet, vor allem, wenn man auch ganz demokratisch kumulieren und panaschieren darf.

Für zehn Beutel Schokostreusel der Hausmarke würde man bei Edeka 8,90 Euro bezahlen.

Jahres-Tabs statt Monatsticket

Oder – auch sehr wichtig – zwei Flaschen Poliboy Kaminglasreiniger bekommt man für zusammen 8,98 Euro. Man könnte aber auch eine Packung „Babyglück-Windeln Größe 2, 42 Stück“ (4,25 Euro) mit einem Sechserpack Krombacher Pils kombinieren und hätte dann sogar noch 25 Cent übrig (Preisfrage: Wie teuer ist der Sechser?). Oder, vielleicht für manche Leute sinnvoller: Statt der Windeln packt man fünf Tüten „Mikrowellen-Popcorn ohne Palmöl“ in den Einkaufswagen. Wem das zu kompliziert ist, nimmt den „Jahresvorrat Waschmaschinenpflege, 12 Tabs“ für 8,59 Euro. Da hat man dann auch länger Freude dran als an drei Monaten Ticket-Ausnahmezustand.

Witze und Melissengeist

Auch Lesestoff gibt es zum hohen einstelligen Preis, bei Reclam etwa Gesammelte Erzählungen des mit Berlin und Brandenburg eng verbandelten Achim von Arnim, für genau neun Euro. Ein klein wenig teurer ist das „Witzebuch für Kinder ab 8 Jahren“. Die haben dann im überfüllten Zug jedenfalls ein bisschen Ablenkung.

Womit wir bei Oma und Opa wären. Wenn die wegen der zu erwartenden Belegung der Bahnen und Busse gar nicht so begeistert sind vom Neun-Euro-Ticket, oder schlicht nicht mehr so gut zu Fuß, kann man ihnen vielleicht mit einer Flasche „Klosterfrau Melissengeist 155 ml“ eine Freude machen. Kostenpunkt 8,45 Euro. Die 500 Gramm „Faires Pfund Kaffee Crema“ wären vielleicht auch eine Möglichkeit, kosten aber schon 49 Cent mehr als die Fahrkarte aller Fahrkarten.

Hübsch wie ein Knopf

Im Bereich menschliche Beauty (die tierische hatten wir ja schon) haben Drogeriemärkte etwa den „Essie Nagellack Nr. 73 cute as a button“ für 8,99 Euro im Angebot, oder von Sante den „Matte Lipstick 07 Kiss me Red“. Das sind aber nicht gerade Schnäppchen.

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Vielleicht wären da drei Aktien des deutschen Solarauto-Herstellers Sono Motors eine Möglichkeit, die vor wenigen Monaten noch 10 mal so teuer waren? Oder schön essen gehen? Also eher: Was essen gehen.... Beim wohl bekanntesten und berüchtigtsten Fast-Food-Anbieter der Welt kosten viele der gängigen Menüs derzeit 9,29 Euro.

Oder man tankt halt knapp fünf Liter Super. Oder holt sich ein ganz normales Bahnticket im Nahverkehr. Die Strecke von Berlin Hauptbahnhof nach Rathenow etwa - immerhin dem wohl einzigen Ort in Deutschland, der sich "Optikstadt" nennen darf und wo es gleichzeitig auch Hausboote zu mieten gibt - kostet ganz glatte neun Euro.

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