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Auf Crashkurs. Air Berlin fliegt tagtäglich hohe Verluste ein.

© Federico Gambarini/dpa

Angeschlagene Airline: Etihad rettet Air Berlin mit Finanzspritze

Air Berlin fliegt immer größere Verluste ein. Ohne die arabische Großaktionärin ginge möglicherweise nichts mehr. Doch bislang kann sich die Airline auf immer neue Hilfen von Etihad verlassen.

Die hochverschuldete Fluggesellschaft Air Berlin kann für ihr Überleben auf weitere millionenschwere Finanzspritzen ihrer Großaktionärin Etihad setzen. Praktisch per Vorkasse überwies die arabische Fluglinie im Dezember und Januar die gesamten 300 Millionen Euro, die Air Berlin für ihre Anteile an der österreichischen Fluglinie Niki erhalten soll. Ende April folgte ein neues Darlehen über 350 Millionen Euro, wie aus dem jetzt veröffentlichten Geschäftsbericht der zweitgrößten deutschen Fluglinie hervorgeht. Der Niki-Deal ist aber noch nicht genehmigt und schon gar nicht vollzogen.

Im Geschäftsbericht erwähnen die Wirtschaftsprüfer von KPMG mögliche „bedeutsame“ Zweifel, ob Air Berlin als Unternehmen fortgeführt werden könne. „Der Konzern ist angewiesen auf einen Letter of Support eines wesentlichen Anteilseigners“, heißt es dort. „Bei solchen Erklärungen verbleiben Zweifel, ob diese im Falle der Notwendigkeit durchgesetzt werden können.“

So hat Etihad dem Berliner Unternehmen die notwendige Unterstützung zugesichert, damit die Gesellschaft ihre finanziellen Verpflichtungen der näheren Zukunft „und in jedem Fall innerhalb der kommenden 18 Monate ab dem 28. April 2017“ nachkommen kann. Die Wirtschaftsprüfer erteilten Air Berlins Konzernabschluss daraufhin ihre Zustimmung.

Araber halten Berliner am Leben

Air Berlin hält sich seit Jahren dank Krediten der arabischen Fluglinie Etihad in der Luft, die gut 29 Prozent der Air-Berlin-Aktien hält. Air Berlins Schulden übersteigen die Vermögenswerte seit langem deutlich. Die Nettoverschuldung lag Ende 2016 bei knapp 1,2 Milliarden Euro, das Eigenkapital war mit fast 1,5 Milliarden Euro negativ. Der Jahresverlust fiel mit rund 782 Millionen Euro so hoch aus wie nie zuvor.

Etihad ist auch größter Anteilseigner der italienischen Fluglinie Alitalia, die nach einem geplatzten Sanierungsplan jetzt in eine Art Insolvenzverwaltung geht.

Für Air Berlin sieht Etihad offenbar noch Hoffnung, nachdem dort im Februar der frühere Lufthansa-Manager Thomas Winkelmann die Führung übernommen hat. Die Araber wollen Air Berlins Touristikgeschäft auf Basis der Niki mit dem deutschen Ferienflieger Tuifly des weltgrößten Reisekonzerns Tui zusammenführen. Das Geschäft soll zur Rettung von Air Berlin beitragen, die 50 Prozent an Niki hält.

Ob und wann Etihad diese Anteile bekommt, hängt aber unter anderem noch von der Zustimmung der EU-Kommission ab. Zwar sieht die Air-Berlin-Spitze laut Geschäftsbericht keinen Grund, weshalb der Deal nicht gelingen sollte. Allerdings könne es bis zur Umsetzung noch bis zu zwölf Monate dauern.

Enge Kooperation mit der Lufthansa

Sollte das Vorhaben doch noch platzen, würde Air Berlin erneut auf Hilfe von Etihad hoffen. Denn eine Rückzahlung des erhaltenen Vorschusses hat das Unternehmen in seiner Finanzplanung nicht vorgesehen. Zudem werde im April 2018 eine Unternehmensanleihe von 225 Millionen Euro fällig, heißt es in dem Bericht. Falls sich am Finanzmarkt keine Geldgeber finden, werde erwartet, „dass eine etwaige Differenz durch die Unterstützung des Großaktionärs abgedeckt wird“. Etihads neuer 350-Millionen-Euro-Kredit an Air Berlin läuft bis Ende 2021. Weitere Millionenkredite aus Abu Dhabi wurden gerade bis April 2019 verlängert.

Der frühere Lufthansa-Manager Winkelmann hatte die Führung von Air Berlin im Februar von Stefan Pichler übernommen. Seitdem vermietet Air Berlin schrittweise 38 Flugzeuge samt Besatzung an die Lufthansa, die diese vor allem bei ihrer wachsenden Billigmarke Eurowings einsetzt. Nach Vollzug des Niki-Deal soll Air Berlin nur noch 75 Flugzeuge in eigener Regie betreiben.

„Wir sind offen für neue Partnerschaften und neue Kooperationen“, hatte Winkelmann bei der Vorlage der Bilanz am Freitag gesagt. Man werde sich innerhalb und außerhalb Europas umsehen, auch der Einstieg eines Investors sei denkbar. (dpa)

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