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Zukunft mit Diesel. Volkmar Denner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Robert Bosch GmbH, während der Bilanzpressekonferenz.

© Sebastian Gollnow/dpa

Angeblicher technischer Durchbruch: Bosch glaubt an einen neuen Diesel

Der weltgrößte Autozulieferer hat angeblich die Diesel-Technik revolutionär modernisiert. Bosch verspricht eine Lösung für die Stickoxid-Probleme und macht sich Hoffnung auf eine Erholung des Selbstzünders.

Kann man den Diesel neu erfinden – und damit sauberer machen? Bosch glaubt, dass seinen Ingenieuren genau dies gelungen ist. Volkmar Denner, Chef des weltgrößten Autozulieferers, berichtete am Mittwoch bei der Bilanz-Pressekonferenz in Renningen von einem Durchbruch bei der Entwicklung einer neuen Abgastechnik, die die Stickoxid- Probleme im Straßenverkehr lösen werde. Bosch habe bei Diesel-Abgasmessungen „Rekordergebnisse“ erzielt, „die man vor wenigen Monaten noch nicht für möglich gehalten hätte“, sagte Denner.

Die neue Dieseltechnik sei in der Lage, aktuelle und künftige gesetzliche Abgasnormen deutlich zu unterschreiten. Im Realbetrieb auf der Straße dürfen Diesel- Fahrzeuge heute 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, 2020 soll der Grenzwert auf 120 Milligramm sinken. Bosch schaffe schon heute bis zu 13 Milligramm, sagte Denner – und zwar unabhängig von äußeren Umständen wie Fahrstil, Streckenprofil und Temperatur.

Hoffnung für 50.000 Mitarbeiter und ein Verdacht

Was wie die Quadratur des Kreises klingt, soll nach Bosch-Angaben eine neue Kombination aus besserer Einspritz- Technik, Temperaturmanagement im Motor, Luftsystem und künstlicher Intelligenz leisten. Etwa 100 Mitarbeiter hätten zwei Jahren an der Modernisierung der Technologie gearbeitet, ein „mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“ sei investiert worden. Fortschritte bei mobilen Systemen zur Abgasmessung – abgekürzt PEMS – hätten die Entwicklung erst jetzt möglich gemacht, behauptet Bosch. Etwa 50000 der weltweit mehr als 400000 Bosch-Beschäftigten arbeiten im Diesel-Bereich, Bosch ist wie kein anderer großer Zulieferer auf die in Verruf geratene Technologie angewiesen. Zugleich haben Staatsanwälte das Unternehmen im Verdacht, in den Dieselskandal um manipulierte Abgaswerte stärker involviert zu sein. Zu den laufenden Ermittlungen äußerte sich Denner nicht. Man kooperiere „vollumfänglich“ mit den Behörden. Ein neuer Bosch-Kodex verbiete den Entwicklern künftig den Einbau von Funktionen, die Testzyklen erkennen und die Technik für Tests anders einstellen als im Normalbetrieb – egal, was die Kunden verlangten.

Technik ist für die Serienfertigung ab sofort verfügbar

„Nach unserem Durchbruch sind wir sicher: Dem Selbstzünder wird in Zukunft niemand die Einfahrt in die Städte pauschal verbieten können“, betonte der Bosch-Chef. Am Tag zuvor hatte das Unternehmen Journalisten die Gelegenheit zu Testfahrten gegeben, an diesem Donnerstag soll das Fachpublikum auf dem renommierten Internationalen Wiener Motorensymposium die Entwicklung aus Deutschland begutachten.

Die Technik sei so weit ausgereift, dass sie sofort in die Serienentwicklung der Hersteller einfließen könne, sagte Denner. Erste Gespräche liefen bereits. Da Bosch aber keine kompletten Motoren liefern kann, müssten die Autobauer die zugelieferte Technik erst in ihre Antriebe integrieren. Teurer als ein normaler Diesel soll die Technik nicht sein. Verglichen mit einem modernen Euro 6-Diesel mit Harnstoffeinspritzung (SCR-Filter) lägen die Mehrkosten bei weniger als 100 Euro, sagte Rolf Bulander, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. Zur Nachrüstung älterer Diesel-Fahrzeuge sei die Technik aber nicht geeignet.

Bosch blickt vorsichtig auf das Jahr 2018

Der Konzernbereich Auto und Mobilität macht fast die Hälfte des Gesamtumsatzes von Bosch aus und wächst überdurchschnittlich. Insgesamt erzielte Bosch im Jahr 2017 bei einem Umsatz von 78,1 Milliarden Euro (plus 6,8 Prozent) ein operatives Ergebnis von 5,3 Milliarden Euro (plus 17 Prozent) – beides sind die höchsten Werte der Geschichte.

Für 2018 peilt Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer ein Umsatzplus von nur noch zwei bis drei Prozent und zugleich eine weitere Erhöhung der Ertragskraft an – trotz hoher Investitionen, zum Beispiel in die Elektromobilität. Zwar hatte Bosch den Ausstieg aus einer Batteriezellenfertigung erklärt. Dennoch setzt das Unternehmen neben modernen Benzin- und Dieselmotoren weiter auf den elektrischen Antrieb. „Wir brauchen den hocheffizienten Verbrenner mit niedrigsten Emissionen, bis die Elektromobilität im Massenmarkt einsetzbar ist“, sagte Denner.

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