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Botendienst. Wer noch Platz im Kofferraum hat, könnte Pakete mitnehmen.

© imago/Westend61

Amazon-Plan: Privatpersonen als Paketboten

Amazon plant einen neuen Dienst: Kunden können bald womöglich Pakete für den Onlinehändler im Kofferraum mitnehmen. Ganz neu ist die Idee nicht.

Wer derzeit eine Lieferung des Paketdienstleisters Hermes erwartet, braucht womöglich etwas mehr Geduld. In einzelnen Berliner Bezirken kommt das Unternehmen derzeit nicht hinterher. Der Grund: Die Paketmengen sind jetzt schon so hoch, wie im Weihnachtsgeschäft des Vorjahres. Doch es fehlen qualifizierte Fahrer. „Aktuell unterstützen deshalb Paketboten aus anderen Bundesländern bei der Zustellung in Berlin“, erklärt ein Hermes-Sprecher. Allerdings sei der Fahrermangel ein generelles Branchenproblem.

Das weiß auch Amazon, immerhin wird etwa jedes siebte Paket in Deutschland über den Handelsriesen geordert. Um der immer mehr wachsenden Bestellflut Herr zu werden, spielt der Konzern offenbar mit dem Gedanken, künftig auch in Deutschland Privatleute als Paketboten einzuspannen. In den USA ist dieser Dienst unter dem Namen Amazon Flex schon 2015 gestartet und wird inzwischen in 30 Städten angeboten. So wie Uber Privatleute zu Taxifahrern macht, kann so nun auch jedermann zum Paketboten werden. „Mit Amazon Flex können Einzelpersonen ihr eigener Chef sein und gleichzeitig Geld verdienen, indem sie Amazon-Pakete ausliefern“, wirbt das Unternehmen.

Amazon will Team für neuen Dienst Flex aufbauen

Auf eine mögliche Ausweitung in Deutschland deuten Stellenanzeigen hin, die das Blog „Nerd-Supreme“ zuerst entdeckt hat. „Amazon Flex baut derzeit ein hochmotiviertes und schlankes deutsches Führungsteam auf“, heißt es beispielsweise in der Stellenausschreibung für ein „Head of Product Operations – Amazon Flex Germany“. Wann und wo der Dienst starten soll, ist allerdings unklar. Amazon will sich selbst dazu nicht äußern, auch wurden die Anzeigen inzwischen wieder aus dem Netz genommen oder umformuliert.

Ganz neu ist der Ansatz ohnehin nicht. Schon jetzt gibt es verschiedene Startups, die einen Pakettransport durch Privatpersonen anbieten. Sharedload, Bringhand oder Überbringer heißen drei deutsche Plattformen, die sich als „Mitfahrzentrale für Gegenstände“ positionieren. Noch ist die Nutzung jedoch überschaubar: Shareload aus Bad Soden, einem Vorort von Frankfurt am Main, hat in diesem Jahr gut 5000 Sendungen vermittelt. Der Durchschnittspreis pro Paket lag innerhalb Deutschlands bei 46 Euro. „Es ist also für Fahrer weit lukrativer, Sendungen im Kofferraum mitzunehmen, als Passagiere im Innenraum“, sagt Shareload Geschäftsführer Deniz Sen.

Verschiedene Start-ups bieten Mitfahrzentrale für Gegenstände

Auch das österreichische Jungunternehmen Checkrobin ist einst mit dieser Idee gestartet und hat Niki Lauda und Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz als Investoren gewonnen. Etwas mehr als 140 000 Pakete wurden seit dem Start 2012 transportiert. Allerdings ist der Paketversand jetzt nur noch ein Nebengeschäft auf dem Portal MyRobin. Auf der Hauptseite bietet Checkrobin nun eine Vergleichplattform für die Angebote der etablierten Paketversender. Nutzer können dort allerdings nur die Preise vergleichen – Angaben zur voraussichtlichen Lieferdauer gibt es nicht.

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