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Richtig auftreten. Auch Fachinformatiker sollten bei der Bewerbung für einen Ausbildungsplatz traditionelle Tugenden wie Pünktlichkeit und Motivation mitbringen. Foto: imago

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Wirtschaft: Allrounder mit Hang zur Technik

Nachwuchskräfte im IKT-Bereich sind sehr gefragt – eine Ausbildung bietet spannende Berufsaussichten.

Krankenhäuser, Banken, Flughäfen, Auto-Fabriken – all dies können Arbeitsplätze in der IT-Branche sein. Nach der digitalen Revolution ist Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) nicht nur in alle Bereiche des Lebens vorgedrungen, sondern auch in alle möglichen Berufsfelder. Deshalb können IKT- Experten zwischen vielen Branchen wählen, besonders in Berlin: In den vergangenen Jahren hat sich die Hauptstadt zu einem der wichtigsten deutschen IKT- Standorte überhaupt entwickelt. Über 4300 Unternehmen aus diesem Bereich sind hier ansässig – Tendenz steigend.

Zu den gefragtesten IKT-Berufen zählen laut der Berliner Handelskammer (IHK) derzeit Softwareentwickler – nicht nur in Berlin, sondern bundesweit. Vor allem der boomende App-Markt für Smartphones und der steigende Bedarf nach Unterhaltungselektronik sind dafür verantwortlich: Egal ob Apps für Online- Banking, Zeitungen, Spiele, Wetterdienste oder Stadt- Navigation – Softwareentwickler programmieren je nach Kundenwunsch oder eigenen Vorstellungen Anwendungen für Beruf und Freizeit. Neben der kleinen App können Entwickler jedoch auch Großprojekte wie die Erstellung von Leitsystemen an Flughäfen oder komplexer Datenbanksysteme für Wissenschaftsinstitute in die Hand nehmen.

Wer sich in diese Richtung orientieren möchte, sollte eine Ausbildung als Fachinformatiker mit dem Schwerpunkt Anwendungsentwicklung ins Auge fassen: Gute Mathenoten sind hier Grundvoraussetzung, denn Anwendungsentwickler müssen mehrere Programmiersprachen beherrschen sowie ein Verständnis für verschiedene Betriebs- und Datenbanksysteme haben. Langweilige Routine braucht man in diesem Beruf nicht zu fürchten: Da sich der IKT-Bereich rasant weiterentwickelt, müssen sich Anwendungsentwickler auf lebenslanges Lernen einstellen, um immer auf dem neuesten Stand der Technik zu sein.

Auf Platz zwei der gefragtesten IKT-Berufe stehen Fachinformatiker für Systemintegration: Sie wachen und walten darüber, dass Netzwerke von Firmen, Universitäten, Behörden oder Forschungseinrichtungen reibungslos funktionieren. Fachinformatiker für Systemintegration sind Allrounder. Sie müssen sich sowohl mit Software und Hardware auskennen und vor allem stets die Perspektive technisch weniger versierter Anwender einnehmen können – nicht nur technische, sondern auch kommunikative Fähigkeiten von Team-Playern sind gefragt.

Als Help-Desk-Mitarbeiter beraten sie Kunden telefonisch, per Mail oder vor Ort bei Problemen, als Systemadministratoren sind sie die Hauptansprechpartner für alle anderen Mitarbeiter, wenn mal wieder die Firmensoftware bockt, Server nicht zu erreichen sind oder Konfusion bei Nutzerzugängen herrscht. Möglich ist jedoch auch eine Spezialisierung zum Analysten, der Softwarefehler aufspürt und Sicherheitslücken schließt, um Firmen oder Behörden vor Computerviren und Industriespionage abzuschirmen – ein Thema, das heute aktueller ist denn je.

Wer schon in jungen Jahren seinen Computer lieber aufgeschraubt hat, als nur davor zu sitzen, sollte sich überlegen, eine Ausbildung zum IT-System-Elektroniker zu machen: Vor allem in den komplexen Computernetzwerken großer Firmen und im weitverzweigten Telekommunikationsnetz schmort immer mal gerne ein Kabel durch, arbeiten Komponenten fehlerhaft oder sind W-Lan-Hotspots falsch konfiguriert. Während Administratoren und Softwareentwickler das meiste von ihrem Schreibtisch aus erledigen, sind IT-System-Elektroniker häufig auf Achse: Hat ein Unternehmen beispielsweise keinen Mobilfunkempfang, müssen die digitalen Feuerwehrleute losbrausen und mit Hilfe von Messgeräten teilweise detektivische Fähigkeiten beim Aufspüren des Problems anwenden. Sogar Kletterseminare stehen bei der Ausbildung mit auf dem Programm, denn gelegentlich müssen System-Elektroniker auch mal auf einen hundert Meter hohen Funkturm klettern, um dort in luftiger Höhe die Technik zu warten.

Bevor jedoch neue Soft- oder Hardware installiert werden kann, muss sie erst mal verkauft werden. Dies ist der Job eines IT-Systemkaufmannes: Welche Computer braucht eine Werbeagentur, welche ein Industriebetrieb, welche ein Krankenhaus? Soll die neue Datenbank für ein kleines Team ausreichen oder für Unternehmen mit über 1000 Mitarbeitern dienen? IT-Systemkaufleute verschaffen sich einen Überblick über die Anforderungen der Kunden und bieten dementsprechend Lösungen an. Dabei müssen sie allerdings immer im Auge behalten, wo die Grenze zwischen technisch Machbarem und kaufmännisch Sinnvollem ist.

Wer möchte, kann sich nach seiner Ausbildung beliebig weiterbilden, doch selbst ohne Hochschulstudium ist die Bandbreite der möglichen Einsatzgebiete für IKT-Nachwuchskräfte groß. Auch wenn Kenntnisse in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern definitiv sinnvoll in dieser Branche sind, ausschlaggebend bei der Bewerbung sind Zeugnisnoten nicht: „Ausbildungsbetriebe achten immer weniger auf die reinen Schulnoten“, sagt Florian Koch, Branchenkoordinator Digitale Wirtschaft der IHK Berlin. „Vielmehr geht es um traditionelle Werte und Tugenden wie Motivation, Pünktlichkeit und ein ordentliches Auftreten.“ Wer dann noch ein wenig Kreativität und Improvisationstalent mitbringt, um knifflige Probleme zu lösen, dem steht für eine Karriere in der gut prosperierenden IKT-Branche nichts mehr im Weg.

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