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Auch Elektronikartikel oder andere beliebte Weihnachtsgeschenke könnten deutlich teurer werden.

© IMAGO/WESTEND61

Alles wird teurer?: Ökonom warnt vor Knappheit und Preissteigerungen zu Weihnachten

Die Inflation wird von mehreren Entwicklungen befeuert. In den USA wird deutlich, dass die Notenbank die Preissteigerungen unterschätzt haben.

Steigende Preise sorgen weltweit für Debatten. Denn nicht nur die Immobilienpreise – die in den offiziellen Inflationsstatistiken gar nicht berücksichtigt werden – werden immer höher. Das gilt auch für Waren des täglichen Bedarfs. Und bestimmte, von Lieferproblemen betroffene Produkte werden zum knappen Gut. Zwar hat sich die Inflation in der Eurozone im Juni mit 1,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat (2,0 Prozent) leicht abgeschwächt, wie das Statistikamt Eurostat am Freitag mitteilte. Das dürfte aber nur eine kurze Pause sein.

Was die Steigerung gefährlich macht, ist die Tatsache, dass mehrere Entwicklungen zusammenkommen. Zum einen haben die Krisenpakete weltweit viel Geld in die Märkte gepumpt. Zum anderen führen sowohl Produktionsengpässe als auch veränderte Nachfrage zu Versorgungslücken. So warnte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), Gabriel Felbermayr, vor Lieferengpässen zu Weihnachten.

Lieferprobleme sorgen für knappes Angebot

In der Folge würden die Preise für viele Waren steigen, so der Ökonom. Zahlreiche Unternehmen berichten bereits jetzt von Lieferverzögerungen. „Die Deutschen müssen sich Sorgen um ihre Weihnachtsgeschenke machen“, sagte Felbermayr dem Portal „t-online“. „Wenn es in Asien Lieferprobleme gibt, spüren wir das auch im Preis. Wir müssen uns darauf einstellen, dass viele Produkte aus Fernost in den kommenden Monaten deutlich teurer werden“, warnte Felbermayr. Wie sehr die Preise im Schnitt steigen, sei schwer zu sagen. „Aber bei Gütern und Geschenken, die stark nachgefragt werden, Elektronikgeräte wie Fernseher oder Spielkonsolen, werden wir sicherlich einen Preisanstieg von bis zu 20 Prozent sehen.“

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Wo die Lieferengpässe nicht zu höheren Preisen führen, dort könnten den Kunden stattdessen leere Regale erwarten. So berichtet, die "Wirtschaftswoche", Ikea werde wegen Lieferengpässen im kommenden Geschäftsjahr 2022 sein Angebot einschränken. Geplant sei "eine Reduzierung des gesamten Sortimentvolumens in Europa um rund fünf Prozent und in Nordamerika um rund vier Prozent", wie das Möbelhaus demnach mitteilte. Damit würde Ikea auf bis zu 600 Artikel verzichten.

Beim Möbel- und Dekoanbieter Butlers zeichne sich ab, dass Artikel "zeitweise ausverkauft sein werden", sagte Geschäftsführer Wilhelm Josten dem Magazin. Der Discounter Aldi Süd befürchtet, dass es "in den kommenden Wochen vereinzelt zu Lieferverzögerungen bei Aktionsartikeln" kommen kann.

Fed wurde hat die Inflation unterschätzt

Doch die Preissteigerung beschäftigt eben nicht nur die Lieferketten, sondern auch die Geldpolitik. Dass die Inflation vor allem in den USA unterschätzt wurde, machen Äußerungen des Fed-Chefs Jerome Powell deutlich. Bei einer Anhörung im US-Senat räumte der Notenbank-Präsident ein, dass diese historisch betrachtet „einmalige“ Teuerung höher ausgefallen sei als die Fed „oder irgendjemand“ erwartet hätte.

Sie gehe nicht wie in früheren Konjunkturphasen mit einem heiß laufenden Arbeitsmarkt einher. Vielmehr sei mit der Wiedereröffnung „ein Schock durch das System gegangen“. Man sehe das „natürlichnicht entspannt“, sagte er dazu. Die Verbraucherpreise waren in den USA im Juni überraschend kräftig um 5,4 Prozent zum Vorjahr gestiegen und hatten Spekulationen auf eine vorzeitige Zinswende genährt. Bislang betonen Experten sowohl in den USA als auch in Deutschland, dass die hohe Inflation zwar nur einige Monaten anhalten werde.

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