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Wirtschaft: AKTIE DES TAGES: Tietmeyer löst Zinssorgen aus

Bundesbankchef Hans Tietmeyer hat am Montag die Finanzmärkte verstimmt / Der Handel sorgt sich über eine baldige Zinserhöhung / Dolalr und Aktien gaben deutlich nach DÜSSELDORF ((HB).Tietmeyer sagte, der Zinsspielraum werde nach der Teilnehmerauswahl für die Europäische Währungsunion im Frühjkahr 1998 enger.

Bundesbankchef Hans Tietmeyer hat am Montag die Finanzmärkte verstimmt / Der Handel sorgt sich über eine baldige Zinserhöhung / Dolalr und Aktien gaben deutlich nach

DÜSSELDORF ((HB).Tietmeyer sagte, der Zinsspielraum werde nach der Teilnehmerauswahl für die Europäische Währungsunion im Frühjkahr 1998 enger.Es sei möglich, daß die Zinsen vor dieser Entscheidung geändert würden.Geldhändler und Bankvolkswirte erklärten dazu, die Bundesbank müsse jetzt vielleicht eher handeln als bisher angenommen, aber noch nicht in dieser Woche.Die meisten Experten rechnen damit, daß die Bundesbank am heutigen Dienstag erneut einen Festzinstender zu 3 % ankündigen und am Donnerstag unverändert lassen wird. Der Dollar fiel nach den Tietmeyer-Äußerungen unter 1,76 DM.Der Deutsche Aktienindex (Dax) rutschte um 34,68 Punkte auf 3820,13 Punkte.Auch der Rentemarkt gab nach.Der Rentenindex fiel um 0,10 Punkte auf 110,35.Die Umlaufrendite stieg um drei Stellen auf 5,12 %. Dke Wertpapieranalysen der Banken reagieren nach einer Umfrage des Handelsblattes auf den neuerlichen Kursrtusch immer noch gelassen.Die Bayerische Vereinsbank sieht den Dax in sechs Monaten bei 4600 Punkten.Dresdner Bank, Julius Bär und WestLB setzen die Marke für das Jahresend auf 4300 Punkte, Trinkaus - wenn die Zinsen erhöht werden - auf 4100 und BZW auf 4000.Das derzeitige Niveau von 3800 halten viele Experten für eine Untergrenze.Trinkaus hält den Markt in diesem Bereich zwar für "fair" bewertet - gemessen an den Gewinnen der Unternehmen -, aber ein kurzfristiges Abtauchen auf bis zu 3500 für möglich.Die Angst vor steigenden Zinsen sei in den derzeitigen Kursen schon berücksichtigt, me int Andreas Schlote von der Dresdner Bank. Was soll nun der Anleger tun? Einen Verkauf empfiehlt keiner der befragten Experten.Karl Debenham von Merrill Lynch rät aber zu einer neuen Strategie: statt Standardtitel die Papiere kleinerer Unternehmen kaufen.Als Beispiele nennt er SKW Trostberg, Adidas und SGL Carbon."Die großen Gesellschaften zeigen mit ihren Kapitalerhöhungen, daß sie ihre Kurse für ausgereizt halten", meint er. Die meisten anderen Analysen raten, sorgfältig unter den Standardtiteln auszuwählen.Salomon Brothers und die WestLB empfehlen zum Beispiel die Branchen Chemie und Elektro, die Dresdner Bank, den Pharmabereich und Finanztitel.Auch Autoaktien gelten weiterhin als gute Anlage.Stefan hartmann von Salomon hebt Volkswagen hervor: Die Kapitalerhöhung sei zwar vom Stil her "katastrophal" eingeleitet worden, aber das Unternehmen habe gute Gewinnchancen. Es werde keinen Crash gegen, meint etwa Klaus Schlote von der Dresdner Bank.Anders als vor zehn Jahren, als die Börse kräftig einbrach, seien heute die Gewinnerwartugnen der Unternehmen positiv.Sein Institut bleibe bei einem Dax-Ziel von 4300 Punkten zum Jahresende.Unter 3800 werde Index - wenn überhaupt - wohl nur kurzfristig rutschen.Die wahrscheinlich kommende Zinserhöhung sei von der Börse schon vorweggenommen. Auch Christian Heer von Trinkaus Capital Management sieht keinen Grund zur Panik.Aktuell sei zwar die Wahrscheinlichkeit größer geworden, daß die Bundesbank die Zinsen erhöhe.Dagegen stünden positive Wachstums- und Inflationszahlen, auch ein wieder steigender Dollar könne den Firmen ihre Gewinne nicht nehmen."Da müßte schon der Euro scheitern.Und das ist unwahrscheinlich geworden." Der Markt habe nun bei 3800- bis 3900-Dax-Punkten sein faires Niveau erreicht.Bis Ende Oktober könne die Konsolidierung noch dauern, meint Heger.Dabei seien rund 3500 als Untergrenze zu sehen.Unter dem Szenario höherer Zinsen erwartet Heger zum Jahresende einen Dax von 4100.

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