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Das Air Berlin Logo am Flughafen Berlin-Tegel. Hier landet am Freitag, den 27. Oktober 2017, die letzte Maschine der Airline.

© Sophia Kembowski/dpa

Update

Air Berlin: Der letzte Tag einer insolventen Fluggesellschaft

Am Abend gegen 22.45 Uhr landet die offiziell letzte Maschine der Air Berlin in Berlin-Tegel. Das Unternehmen verabschiedete sich bereits von ihren Kunden.

„Air Berlin bedankt sich an diesem traurigen Tag bei allen Mitarbeitern, Partnern und Passagieren, die uns über die vielen Jahre ihr Herz und ihre Treue geschenkt haben“, teilte die Fluggesellschaft am Freitag mit. „Air Berlin wünscht allzeit „Happy Landings!“ und sagt im Namen aller Mitarbeiter „Macht et jut!““

„Es ist ein emotionaler Abschied für Passagiere und Airline-Mitarbeiter“, heißt es in der Mitteilung. Eine rot-weiße Ära gehe nun zu Ende. Seit ihrem Erstflug 1979 habe die Airline mehr als eine halbe Milliarde Passagiere befördert. „Hoffnungen, Träume, die Sehnsucht nach der Ferne und die Liebe zum Reisen flogen immer mit und erzeugten tausende Geschichten“, erklärte das Unternehmen.Das

Kebekus glaubt an Übernahme von 70 bis 80 Prozent der Belegschaft

Der Generalbevollmächtigte im Insolvenzverfahren, Frank Kebekus, sieht trotz der ungewissen Zukunft vieler Beschäftigter Chancen auch für die nicht übernommenen Mitarbeiter. „Wir gehen davon aus, dass wir 70 bis 80 Prozent der Arbeitsplätze überleiten können“, sagte er am Freitag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es gebe gute Aussichten, betonte Kebekus mit Blick auf die anhaltenden Gespräche mit Easyjet und Condor: „Wir verhandeln ja noch mit einem zweiten und dritten Interessenten - ich hoffe, dass wir da in den nächsten Tagen Vollzug melden können.“

Vorstandschef von Air Berlin Thomas Winkelmann (links) und Air Berlins Generalbevollmächtigter Frank Kebekus Ende September in Berlin.
Vorstandschef von Air Berlin Thomas Winkelmann (links) und Air Berlins Generalbevollmächtigter Frank Kebekus Ende September in Berlin.

© Paul Zinken/dpa

Einen Großteil der Maschinen der bisherigen Air Berlin will die Lufthansa übernehmen (Lesen Sie hier den Bericht zu den starken Quartalszahlen). Bis zu 3000 Mitarbeiter sollen bei ihrer Tochter Eurowings unterkommen. Die Lufthansa hatte es allerdings angelehnt, sich an einer Transfergesellschaft zu beteiligen, in der weitere Beschäftigte nach dem Ende von Air Berlin weiterqualifiziert und -vermittelt werden könnten.

„Bei der Air-Berlin-Technik wird es einen Übergang geben“, ergänzte Kebekus. Die Berliner Logistikfirma Zeitfracht will das Unternehmen zusammen mit der Wartungsfirma Nayak kaufen. Rund 300 Mitarbeiter werden übernommen, für weitere 550 soll es eine Auffanggesellschaft geben. Aussicht auf einen Betriebsübergang aller Mitarbeiter, für den sich auch die Gewerkschaft Verdi eingesetzt hatte, werde es aber nicht geben, stellte Kebekus klar: „Ich glaube, nicht.“

Man müsse das Engagement der Lufthansa respektieren, sagte er - auch wenn viele Beschäftigte davon nicht erfasst werden: „Allein durch die Übernahme von Niki und LGW werden über 1700 Arbeitsplätze gesichert, da gibt es auch keine Änderungen oder Reduzierungen oder Ähnliches. Daneben gibt es weitere 1300 - dafür muss man sich bewerben. Also reden wir schon mal über 3000.“

Berliner Flughafenchef: Ende von Air Berlin bringt Wachstumsdelle

Nach dem Abschied von Air Berlin vom Luftverkehrsmarkt rechnen die Berliner Flughäfen vorübergehend mit sinkenden Passagierzahlen. Wie im September dürften am Standort Berlin-Tegel auch in den Monaten Oktober, November und Dezember etwas weniger Fluggäste abgefertigt werden, sagte der Berliner Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup der dpa in Berlin. Fürs Gesamtjahr sei dennoch ein Rekord von etwa 34 Millionen Passagieren auf den Flughäfen Tegel und Schönefeld zu erwarten, das wäre gut eine Million mehr als 2016. Lütke Daldrup rechnet damit, dass „in wenigen Wochen“ alle Start- und Landerechte für Berlin wieder vergeben sind.

Verdi beklagt zu wenig Unterstützung

Vor dem endgültigen Aus der Air-Berlin-Flüge beklagte die Gewerkschaft Verdi eine fehlende Unterstützung für die von der Arbeitslosigkeit betroffenen Mitarbeiter. Im Bayerischen Rundfunk bedauerte Sprecherin Martina Sönnichsen am Freitag das Scheitern einer großen Transfergesellschaft. Verdi begrüße es "außerordentlich", dass Berlin bereit sei, Geld für eine kleine Lösung beizusteuern. "Leider muss ich sagen, dass Bayern überhaupt nicht bereit war, dafür Geld zur Verfügung zu stellen. "Die Angebote von Nordrhein-Westfalen und dem Bund seien "nicht ausreichend" gewesen, sagte sie.

Somit drohe nun vielen Beschäftigten die Arbeitslosigkeit. "Es werden tausende von Air Berlinern nicht sofort einen Arbeitsplatz finden können - leider", sagte Sönnichsen. Zwar habe vor allem das fliegende Personal Möglichkeiten, bei anderen Airlines einzusteigen, jedoch befürchte sie für sie "schlechtere Arbeitsbedingungen". mit dpa/AFP

Lesen Sie hier einen Kommentar über die Rolle der Politik beim Aus für Air Berlin.

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