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Kundendienst ist ein Fremdwort bei der Deutschen Bahn. Zu wenige Waggons, die Reihenfolge der Wagen stimmt nicht, Infos fehlen und Züge fallen regelmäßig aus - und die Fahrpreis-Rückerstattung die Entschädigung kommt auch nicht.

© imago

Ärger mit der Deutschen Bahn: „Das kann noch dauern“

Fluglinien müssen nach sieben Tagen den Flugpreis erstatten. Warum wartet man bei der Deutschen Bahn mehr als vier Monate lang?

Von Patricia Wolf

Anfang August wollte ich mit der Bahn von Berlin nach Hannover fahren – gebucht hatte ich Tickets für die erste Klasse. Das hatte ich mir gegönnt, nachdem zuvor eine Fahrt in der zweiten Klasse dermaßen unangenehm gewesen war, dass ich keine Absicht hatte, mir das noch einmal anzutun: Die Wagen waren brechend voll gewesen, dazu gab es viel zu viele Passagiere, deren Maske auf Halbmast hing – oder die gleich ganz ohne reisten.

Die Einhaltung der Maskenpflicht wurde damals quasi nicht kontrolliert, den Mindestabstand zu den Mitreisenden einzuhalten, war ein Ding der Unmöglichkeit – denn natürlich funktionierte auch an diesem Tag wieder einmal der Wagenstandsanzeiger nicht, viele Fahrgäste mussten erst einmal ihre Plätze finden, die gestressten Passagiere stauten sich entsprechend in den Waggons eng an eng.

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Aus der Fahrt nach Hannover wurde dann damals leider nichts – Claus Weselsky und seine Bahngewerkschaft GDL entschlossen sich zum Streik, meine Züge fielen aus. Also beantragte ich fix über ein Formular eine Erstattung der Ticketkosten – bei zwei Leuten kamen da immerhin 220 Euro zusammen.

Das war Mitte August, knappe vier Monate sind seitdem vergangen. Und bisher habe ich noch nichts gehört von der Bahn. Meine Nachfrage an einem Infostand am Bahnhof oder der Anruf beim Fahrgastservice ergaben lediglich, dass ich mich doch gedulden möge, das könne eben dauern. Normal seien acht bis zehn Wochen, wegen des Streiks würde die Bearbeitung aber bestimmt länger in Anspruch nehmen.

Nach drei Tagen war das Geld der Airline auf meinem Konto

Das finde ich nicht nachvollziehbar. Laut einer EU-Richtlinie müssen Fluggesellschaften innerhalb von sieben Tagen die Kosten erstatten. Das hat zuletzt bei Flügen, die pandemiebedingt ausgefallen waren, sehr gut geklappt – nach drei Tagen hatte ich das Geld bereits auf dem Konto.

Da bleibt die Bahn dann eher ein D-Zug im Vergleich zum Flugzeug. Doch es ist ja nicht nur das Warten auf die Erstattung, das nervt. Bei der Bahn kommt derzeit allerlei zusammen. Ins Bild passt, dass ich auf eine Anfrage an den Bahncard-Service „schon“ nach zweieinhalb Wochen eine Antwort erhielt – leider hätte ich die Antwort ganz schnell gebraucht, weil es um eine Kündigung ging.

Aber auch das ist noch nicht alles: Kürzlich gab es bei einer Fahrt in dem Zug von Berlin nach Hannover bei Hin- und Rückfahrt keinen Wagen 23. Die Passagiere sollten sich doch bitte auf die umliegenden Wagen verteilen. Vor allem die mit den reservierten Sitzplätzen werden das in vollen Zügen genossen haben!

Und vor ein paar Tagen ist wieder einmal der Zug von Hannover nach Berlin abends gleich ganz ausgefallen – mitgeteilt wurde das den Fahrgästen just in dem Moment, als ein anderer, ebenfalls nach Berlin fahrender Zug, gerade aus dem Bahnhof rausfuhr.

Ich bin schon gespannt, welche Überraschungen die Bahn bei meiner nächsten Fahrt für mich bereithält: Vielleicht kommt sie ja sogar mal pünktlich.

Noch schöner wäre freilich, wenn endlich eine Rückzahlung käme. Übrigens: Kein Mitarbeiter hat sich bei meinen Telefonaten für die schlechte Dienstleistung des Bahn-Konzerns entschuldigt.

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