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Keine reine Freunde: Auch Adventskalender enthalten Rückstände.

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Exklusiv

Adventskalender, Reis, Müsli: Agrarminister Schmidt will Mineralöle aus Lebensmitteln verbannen

Die Kohlenwasserstoffe kommen aus der Verpackung und können Krebs auslösen. Eine neue Verordnung schreibt Innenbeutel oder Folien zum Schutz vor.

Es gibt Stoffe, die man nicht in Lebensmitteln vermutet. Mineralöl gehört dazu. Und so war es ein Schock, als die Stiftung Warentest vor vier Jahren bei einem Test von Adventskalendern in jedem der Schokokalender Mineralölrückständen fand. Dann stellte sich heraus: Das ist kein Einzelfall. Schon seit Jahren warnt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) vor dem Problem, auch die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch stößt bei eigenen Tests regelmäßig auf Rückstände. Schuld sind meist die Verpackungen, in denen die Lebensmittel stecken. Die werden nämlich oft aus recyceltem Zeitungspapier hergestellt und die dort verwendeten Druckfarben enthalten Mineralöle. Besonders betroffen sind Lebensmittel wie Mehl, Gries, Semmelbrösel oder Cerealien, aber auch Schokolade. In einem aktuellen Test von Weihnachtssüßigkeiten fand Foodwatch unlängst im „Gut&Günstig“-Weihnachtsmann von Edeka krebsverdächtiges Mineralöl.

Lebensmittel sollen mit Beuteln oder Folien geschützt werden

Jetzt will Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) handeln. Der Minister hat eine Verordnung auf den Weg gebracht, die Verbraucher vor Mineralölen im Essen schützen soll. Lebensmittelhersteller sollen gezwungen werden, mit Innenbeuteln für die Lebensmittel oder Folien an der Innenseite der Verpackung einen direkten Kontakt von Karton und Lebensmittel zu unterbinden. Eine Lösung, die auch das BfR fordert. Nach dem Entwurf der Mineralölverordnung können die Hersteller nur dann auf solche Barrieren verzichten, wenn sie auf andere Art und Weise sicherstellen, dass die Lebensmittel geschützt werden, etwa indem der Karton aus frischen Fasern besteht oder – wie bei Tiefkühlkost – keine Gesundheitsgefahr besteht. „Mein Ziel ist es, zu verhindern, dass Mineralölbestandteile – zum Beispiel durch Verpackungen aus Recyclingspapier – in Lebensmittel geraten“, sagte Schmidt dem Tagesspiegel. Sein Entwurf ist derzeit in der Ressortabstimmung.

Was sind Kohlenwasserstoffe?

Bei den Mineralölen unterscheidet man zwischen den aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) und den gesättigten (MOSH). MOSH kommen deutlich häufiger vor, in Tierexperimenten haben sie zu Schäden an der Leber und den Lymphknoten geführt. Deutlich gefährlicher sind aber die MOAH, die im Verdacht stehen, krebserregend zu sein. Die neue Verordnung enthält ausschließlich Regelungen zu MOAH. Sie sieht vor, dass aus den Packungen maximal 0,5 mg/kg MOAH in die Lebensmittel übergehen dürfen. Diese Nachweisgrenze entspreche der derzeitigen analytischen Machbarkeit, heißt es im Agrarministerium. Grenzwerte der Gesundheitsbehörden gibt es für MOAH und MOSH derzeit nicht, grundsätzlich sei die Kontamination aber „unerwünscht“, heißt es beim BfR. Dem Foodwatch-Experten Johannes Heeg geht die 0,5mg-Grenze nicht weit genug. „MOAH dürfen gar nicht in die Lebensmittel kommen“, sagte Heeg dem Tagesspiegel. Technisch sei das möglich.

Verbraucherschützer fordern schon seit langem Gesetze

Die Verbraucherschützer fordern schon seit langem Schutzgesetze. Von der Europäischen Union ist vorerst keine Abhilfe zu erwarten. Brüssel hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, zunächst Daten über die Belastung von Lebensmitteln zu erheben. Das soll im nächstem Jahr beginnen und bis zum Jahr 2019 dauern. In Frankreich ist man schon weiter. Hier ist der Handel selbst aktiv geworden, Viele Supermärkte machen den Herstellern Vorgaben. MOSH wird in geringen Mengen toliert, MOAH gar nicht.

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