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Nur eine zeitweilige Delle oder der Beginn sinkender Absätze im China? Marktführer-Volkswagen bekommt Veränderungen im Konsumverhalten zu spüren.

© Gero Breloer

Absatz deutscher Autobauer: Automarkt in China schwächelt

China war über Jahre das Schlaraffenland für westliche Autobauer - und für die deutschen ganz besonders. Nun macht sich Ernüchterung breit. Die Verkäufe stagnieren oder sinken sogar. Und zu allem Überfluss stellt das Internet vieles auf den Kopf.

Der weltgrößte Automarkt China steht nach Einschätzung von Branchenexperte Stefan Bratzel an einer historischen Schwelle. „Dort befinden wir uns derzeit im Übergang von einem stark wachsenden zu einem sich zunehmend moderat entwickelnden Markt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur nach einem längeren Aufenthalt im Reich der Mitte. Für die deutschen Autobauer Volkswagen, BMW und Daimler sei die geschäftliche Lage aktuell gleich mehrfach heikel.

Das Internet macht einen Strich durch die Rechnung

So sorge nicht nur das Ende der zweistelligen Wachstumsraten bei den Autoverkäufen für neue Herausforderungen. Gerade der dynamische Boom des Internets und seiner Geschäftsmodelle treffe die Hersteller. „In China gibt es schon heute 650 Millionen Smartphone-Nutzer“, sagte Bratzel. „Und ganz anders als etwa in Deutschland läuft bereits ein hoher Anteil der Verkaufsanbahnung in den Autohäusern über das Internet, bis hin zum Abschluss.“ Aber auch internetbasierte Verkaufs- und Serviceangebote sowie taxiähnliche Fahrdienste schössen durch die Decke. „Das Internet durchdringt die Mobilitätswelt in China dynamischer als anderswo“, sagte Bratzel. Hintergrund sei auch, dass in China Neuwagenkäufer bei den Premiumherstellern im Schnitt 36 Jahre alt seien - in Deutschland dagegen weit über 50 Jahre. Und noch immer seien gut zwei Drittel (68 Prozent) der Käufer eines Neuwagens in China Erstkäufer.

Bratzel sieht die deutschen Hersteller in Zugzwang. Nur gute Autos anzubieten und die Vertriebsnetze auszubauen, reiche nicht mehr. Beim Car-Sharing etwa müssten Angebote her. Volkswagen prüfe das bereits.
Das Wachstum der Mittelschicht in dem asiatischen Riesenreich sorge auch für eine Segmentverschiebung bei den nachgefragten Modellen. So stünden günstige Geländelimousinen (SUV) hoch im Kurs. Die aber hat beispielsweise China-Marktführer Volkswagen noch nicht im Angebot.

Marktführer Volkswagen erlebt eine ungewohnte Flaute

Die Wolfsburger erleben in dem Land, wo sie gut ein Drittel aller Wagen absetzen, derzeit eine ungewohnte Flaute. So lag der konzernweite China-Absatz per Mai 1,1 Prozent unter Vorjahr. „Es herrscht dort im Moment eine gewisse Ratlosigkeit“, sagte Bratzel nicht nur mit Blick auf VW. „Die Frage ist, ob die Verkaufsrückgänge nur eine vorübergehende Delle sind oder ob sich das länger zieht.“ Zudem würden die chinesischen Hersteller konkurrenzfähiger. Auch die Vorgabe der kommunistischen Führung für ihre Kader, stärker Autos aus heimischer Produktion zu kaufen, belaste den Erfolg westlicher Luxusmarken wie Audi, BMW, Mercedes oder Porsche. Der chinesische Hersteller Great Wall beispielsweise habe inzwischen Modelle im Angebot, auf die auch verwöhnte Fahrer umsteigen könnten.

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