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Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR).

© dpa

Aber keine Negativzinsen: Höhere Preise für Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken

Der Gewinn der Volksbanken schrumpft. Trotz höherer Preise erwartet Kunden aber keine negativen Zinsen. Präsident Uwe Fröhlich: Dazu ist der Wettbewerb zu intensiv.

Privatkunden der aktuell gut 970 Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland mit ihren knapp 11.800 Filialen müssen zwar mit höheren Preisen für Dienstleistungen rechnen, nicht aber mit negativen Zinsen. Das betont Uwe Fröhlich, Präsident des Bundesverbandes BVR. „Eine so präsenzstarke Gruppe wie unsere muss auf der Preis- und Konditionenseite eine faire Bepreisung ihres Angebotes im Markt vornehmen - erst recht in Zeiten des Niedrigzinses“. Negativzinsen aber werde es nicht geben. „Dazu ist der Wettbewerb viel zu intensiv. Zudem macht es unter Reputationsaspekten keinen Sinn“, sagte Fröhlich am Dienstag in Frankfurt. Keine Volksbank habe Interesse mit Negativzinsen bei Privatkunden Geld zu verdienen. Unlängst musste die Volksbank Reutlingen in ihrem Preisaushang vermerkte Minuszinsen von 0,5 Prozent für Guthaben auf dem Girokonto und Tagesgeldeinlagen ab 10.000 Euro auf öffentlichen Druck wieder zurücknehmen. Unabhängig davon hat die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg das Institut auf Unterlassung verklagt.

Ganz offensichtlich darauf zielt Fröhlichs Hinweis auf einen möglichen Reputationsschaden. Der Druck auf die Institute ist nach Ansicht des BVR-Präsidenten, der im November an die Spitze der DZ Bank wechselt, enorm - wegen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB), aber auch wegen der gerade für kleine Banken sehr hohen Kosten für die für sie nach Ansicht des BVR unangemessen strengen Regulierung. Die Folge: Der Vorsteuergewinn der genossenschaftlichen Bankengruppe, zu der unter anderem auch die DZ Bank, die Bausparkasse Schwäbisch-Hall, die R+V Versicherung und die Fondsfirma Union Investment gehören, schrumpfte 2016 um 15 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro, nach Steuern waren es knapp 5,9 Milliarden und damit auch gut 15 Prozent weniger. In diesem Jahr rechnet er BVR mit einem weiteren Gewinnrückgang.

Sinkende Arbeitslosigkeit in Deutschland

Nach Ansicht von BVR-Risiko-Vorstand Gerhard Hofmann stehen die Institute zwar mit einem Eigenkapital von fast 99 Milliarden Euro - 2016 wurde es um weiter 5,6 Milliarden Euro gestärkt - grundsolide da und bieten die Gewähr, dass sie die Risiken im Griff haben und Handlungsspielräume für weiteres Wachstum da sind. Trotzdem bleiben die Belastungen aus der Niedrigzinspolitik der EZB und der Regulierung. Die Notenbank müsse endlich den Kurswechsel einleiten. „Die derzeitige Geldpolitik ist vielleicht zur Bekämpfung der Deflation geeignet, aber sie passt nicht zur einer Phase des konjunkturellen Aufschwungs“.  Der sei gerade bei sich normalisierender Inflation und sinkender Arbeitslosigkeit zu sehen und das nicht nur in Deutschland.

Mit Blick auf die Regulierung stößt dem BVR auf, dass alle Banken - ob groß oder klein - über einen Kamm geschert werden. Der bürokratische Aufwand sei zu hoch, die Differenzierung zu gering, moniert Hofmann. „Eine Überprüfung des gesamten Regulierungsrahmens wäre dringend notwendig, sie sollte Nutzen und Kosten der Regeln besser in Einklang bringen“. Es gehe nicht um einen geringeren Aufsichtsstandard etwa in Form einer Absenkung der Eigenkapitalvorschriften, sondern um Regeln, die auf die Bankgröße, auf die jeweiligen Risiken und Geschäftsmodellen Rücksicht nehmen.

Folge der auch durch die Regulierung verursachten hohen Kosten seien weitere Fusionen im Volksbanken-Sektor. 2016 zählte der BVR 49 Zusammenschlüsse, wodurch die Zahl der Institute erstmals unter 1.000 sank. In diesem Jahr sollen es sogar 60 bis 65 werden. Damit schrumpft auch die Zahl der Filialen um etwa 400 bis 500, und rund 3.600 derzeit rund 181.800 Arbeitsplätze werden wegfallen, nach Angaben von Fröhlich aber ausschließlich durch natürliche Fluktuation.

Fusionen haben dabei, sagt BVR-Banker Hofmann, bei weitem nicht nur ihr Gutes. Als Folge der Bankenkrise habe die Konzentration im Bankensektor in einigen Ländern Europas erheblich zugenommen. „Die Vielfalt im Bankensektor hat also bereits abgenommen. Im Ergebnis ist das systemische Risiko aufgrund der höher konzentrierten Bankensektoren wieder gestiegen.“ Die Politik habe dies aber noch gar im Blick, warnt der frühere Bundesbanker.

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